Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
fort, während er den Bleistift niederlegte, »muß ich warten bis zu meinem Urlaub.
Das sind nur noch zwei Wochen, aber diese Herbiegeschichte macht ja überhaupt alles fraglich.« Seine Augen senkten sich, und er starrte auf seine Fingernägel. »Nebenbei ist damit noch eine andere Sache verknüpft, aber die ist noch ein Geheimnis.«
»Dann verraten Sie es mir auch nicht?«
»Ach, warum eigentlich nicht? Ich möchte mich einfach jemandem mitteilen – und Sie sind so ziemlich die einzige Person, zu der ich hier Vertrauen habe.« Er lächelte verlegen.
Susan Calvins Herz klopfte wie rasend, aber sie sagte nichts, weil sie ihrer Stimme keineswegs sicher war.
»Offen gesagt«, Ashe rückte seinen Stuhl näher an den ihren heran und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, »das Haus ist nicht für mich allein bestimmt. Ich will mich verheiraten.«
Und dann sprang er plötzlich von seinem Stuhl auf. »Was ist los?«
»Nichts.« Das Gefühl, daß sich alles um sie drehte, war verschwunden, aber Susan hatte noch immer Schwierigkeiten zu sprechen. »Sie wollen sich verheiraten? Sie – Sie wollen damit sagen, daß…«
»Natürlich. Ist doch höchste Zeit, oder nicht? Erinnern Sie sich des Mädchens, das letzten Sommer hier war? Das ist diejenige, welche. Aber es ist Ihnen wirklich nicht gut. Sie…«
»Ich habe Kopfweh.« Susan machte eine schwache Bewegung der Abwehr. »Ich hatte in letzter Zeit häufig solche Anfälle. Ich möchte – möchte Ihnen natürlich gratulieren. Ich bin sehr froh, daß…« Das nicht sehr geschickt angebrachte Rouge machte zwei häßliche rote Flecken auf ihrem kreideweißen Gesicht. Von neuem begann sich das Zimmer um sie zu drehen. »Entschuldigen Sie mich jetzt, bitte!«
Die Worte waren fast unverständlich. Sie sprach sie, während sie wie eine Blinde durch die Tür stolperte. Das Ganze hatte sich mit der Plötzlichkeit einer Katastrophe in einem Traum ereignet – mit dem unwirklichen Grauen eines Albdruckes.
Wie aber konnte es möglich sein? Herbie hatte doch gesagt…
Und Herbie mußte es wissen. Konnte er doch Gedanken lesen. Als sie aufschaute, stand sie Herbie gegenüber. Schwer lehnte sie sich gegen den Pfosten der Tür. Offenbar war sie zwei Stockwerke hoch hinaufgestiegen, ohne daß sie sich aber daran erinnern konnte. Sie hatte die Entfernung wie in einem Traume in einem einzigen Augenblick zurückgelegt.
Wie in einem Traume.
Und noch immer starrten Herbies unbewegliche Augen sie an. Das blasse Rot seiner Pupillen schien sich auszudehnen, bis sie zu blaß leuchtenden Kugeln wurden.
Nun redete er. Sie spürte kaltes Glas, das jemand gegen ihre Lippen preßte. Dann wurde sie sich plötzlich und mit einem Schauder ihrer Umgebung bewußt.
Noch immer sprach Herbie. Erregung klang aus seiner Stimme – als wäre er innerlich verletzt und verängstigt, und als flehe er sie an.
Die Worte begannen verständlich zu werden. »Es ist nichts als ein Traum«, sagte er, »und Sie müssen ihn nicht glauben. Bald erwachen Sie wieder und dann lachen Sie darüber. Er liebt Sie, sag ich Ihnen. Bestimmt, ganz bestimmt. Aber nicht hier. Nicht jetzt. All dies ist eine Illusion.«
Susan Calvin nickte. Flüsternd sagte sie: »Ja. Ja.« Sie hatte Herbies Arm gepackt und hielt sich daran fest, während sie immer wieder und wieder sagte: »Es ist nicht wahr, wie? Nicht wahr – nicht wahr…«
Sie wußte nie, wie sie wirklich wieder zu sich kam… nur, daß es so vor sich ging, als schritte sie aus einer Welt nebelhafter Unwirklichkeit in eine Welt grausamen Sonnenlichts. Sie stieß den Robot von sich weg, stieß hart gegen seinen stählernen Arm. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
»Was beabsichtigst du mit diesem Spiel?« Ihre Stimme verwandelte sich in ein Schreien. »Was soll das alles heißen?«
Herbie wich zurück. »Ich versuche zu helfen.«
Die Psychologin starrte ihn an. »Helfen? Indem du mir sagst, dies alles sei ein Traum? Indem du versuchst, mich zum Wahnsinn zu treiben?« In einer Art von Hysterie spannten sich alle ihre Muskeln. »Dies ist absolut kein Traum. Ich wollte, es wäre einer.«
Tief atmete sie ein. »Warte mal! Warum… warum… ach Gott, jetzt verstehe ich alles. Es liegt ja so klar auf der Hand…« Grauen sprach aus der Stimme des Robots. »Ich mußte es tun.«
»Und ich hab dir geglaubt. Nie habe ich daran gedacht, daß…«
Laute Stimmen vor der Tür brachten sie zum Verstummen. Sie wandte sich ab. Krampfhaft öffneten und schlossen
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