Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Schlußfolgerungen wie ich selbst, allerdings in einem Viertel der Zeit. Sie hatten keinerlei Veranlassung, den Linger-Effekt bei einem Bombardement durch Positronen außer acht zu lassen.«
»Das hab ich auch nicht getan. Können Sie es nicht ein für allemal begreifen, Lanning, daß dieser Effekt sich aufhebt und daß…«
»Ja, ja, ja, das haben Sie bereits auseinandergesetzt. Sie haben die Mitchell-Gleichung verwendet, was? Da will ich Ihnen also sagen, daß man diese Gleichung gar nicht anwenden kann.«
»Und warum nicht?«
»Einmal deshalb, weil Sie sich hyperimaginärer Werte bedienen.«
»Was hat das damit zu tun?«
»Mitchells Gleichung trifft nicht zu, wenn…«
»Sind Sie verrückt? Wenn Sie so freundlich sein und Mitchells Abhandlungen in der Zeitschrift ›Untersuchungen im Weltraum‹ nochmals lesen wollen, so…«
»Das brauche ich gar nicht zu tun. Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, daß ich Ihre Beweisführung nicht mag, und Herbie unterstützt mich in dieser meiner Meinung.«
»Schön«, schrie Bogert, »dann lassen Sie doch dieses Maschinenkonglomerat die Lösung finden. Warum befassen Sie sich dann überhaupt noch mit solchen Unwichtigkeiten?«
»Darin liegt ja gerade die Schwierigkeit. Herbie kann das Problem gar nicht lösen. Und kann er’s nicht, so können wir’s auch nicht – ich meine allein. Ich werde die ganze Frage dem Nationalen Ausschuß unterbreiten. Die Sache überschreitet bei weitem unsere eigenen Möglichkeiten.«
Bogerts Stuhl kippte nach hinten über, als er mit rotem, wutverzerrtem Gesicht aufsprang. »Das werden Sie keinesfalls tun.«
Auch Lannings Gesicht rötete sich jetzt. »Wollen Sie mir vielleicht vorschreiben, was ich tun darf und was nicht?«
»Genau das«, kam die bissige Antwort. »Ich habe das Problem gelöst, und Sie werden es nicht fertig bringen, mir meine Leistung zu stehlen, verstanden? Glauben Sie ja nicht, daß ich Sie nicht durchschaue, Sie ausgetrocknete Versteinerung. Eher würden Sie sich die eigene Nase abschneiden, ehe Sie zugaben, daß ich es bin, der das Problem der Robot-Telepathie gelöst hat.«
»Bogert, Sie sind ein verdammter Idiot. Noch ein Wort, und ich lasse Sie wegen Subordination vom Dienst suspendieren.«
Lannings Unterlippe zitterte vor innerer Erregung.
»Genau das werden Sie nicht tun, mein lieber Lanning. Da, wo ein gedankenlesender Robot in der Nähe ist, gibt es nicht mehr viele Geheimnisse. Vergessen Sie daher bitte nicht, daß ich völlig im Bilde bin über Ihre Abdankung.«
Die Asche an Lannings Zigarre zitterte und fiel zu Boden, und der Asche folgte die Zigarre selbst. »Was – was…«
Bogert lachte bösartig. »Und ich bin der neue Direktor, verstehen Sie mich? Ich bin mir dessen durchaus bewußt. Glauben Sie ja nicht, daß ich nicht ganz genau Bescheid weiß. Der Teufel soll Sie holen, Lanning, aber von jetzt ab gebe ich hier die Befehle. Fügen Sie sich nicht, so werden Sie in solche Schwierigkeiten kommen, daß Ihnen die Augen übergehn!«
Nun fand Lanning endlich seine Sprache wieder. »Sie sind Ihres Dienstes enthoben«, brüllte er, »verstehen Sie mich? Sie sind rausgeschmissen, entlassen, aller Pflichten entbunden.«
Das Lächeln auf dem Gesicht des anderen wurde noch breiter. »Was kann Ihnen das nützen? Damit helfen Sie sich kein bißchen. Ich bin derjenige, der die Trümpfe in der Hand hält. Ich weiß, daß Sie zurückgetreten sind. Herbie hat’s mir gesagt, und er weiß es direkt von Ihnen.«
Lanning zwang sich, ruhig zu sprechen. Er sah mit einem Male furchtbar alt aus. Seine müden Augen schauten aus einem Gesicht, aus dem alle Röte verschwunden war und das nur noch die teigig-gelbe Farbe des Greisenalters zeigte. »Ich will mit Herbie sprechen. Er kann Ihnen gar nichts Derartiges gesagt haben. Sie spielen ein hohes Spiel, Bogert, aber ich nehme Ihre Herausforderung an. Kommen Sie mit!«
Bogert zuckte mit den Schultern. »Um Herbie zu besuchen? Schön. Ausgezeichnet sogar.«
Es war genau zwölf Uhr mittags, als Milton Ashe von seiner ungeschickten Zeichnung aufschaute und sagte: »Verstehen Sie, was ich meine? Ich bin nicht in der Lage, das Ganze richtig aufzuzeichnen, aber so ungefähr sieht es aus. Es ist ein herrliches Haus, und ich kann’s fast für nichts kaufen.«
Susan Calvin schaute ihn mit sanften Augen an. »Es ist wirklich wunderschön«, seufzte sie. »Ich habe oft gedacht, daß ich so gerne einmal…« Ihre Stimme verlor sich.
»Natürlich«, fuhr Ashe schnell
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