Foundation 02: Die Stahlhöhlen
Wir können Sie auch
entlassen. Sie werden zu Ihrem Planeten zurückkehren.«
»Nein! Hören Sie mir zu! Das rate ich Ihnen gut.
Sie sind ein aufgeblasener Spacer, und ich bin ein Erdenmensch. Aber
mit allem Respekt und mit der untertänigsten Bitte um Nachsicht
muß ich Ihnen sagen, daß Sie Angst haben.«
»Das nehmen Sie zurück!« Attlebish richtete sich zu
seiner ganzen imposanten Höhe von mehr als sechs Fuß auf
und starrte hochmütig auf den Erdenmenschen herab.
»Eine Heidenangst haben Sie! Sie glauben, Sie könnten
der nächste sein, wenn Sie dieser Sache weiter nachgehen. Sie
geben nach, damit sie Sie in Frieden lassen – damit sie Ihnen
Ihr jämmerliches Leben lassen.« Baley hatte keine Ahnung,
wer diese ›sie‹ sein könnten oder ob es überhaupt
irgendwelche ›sie‹ gab. Er schlug blindlings auf einen
arroganten Spacer ein und genoß die Wirkung seiner Worte.
»Sie werden den Planeten innerhalb einer Stunde
verlassen!« sagte Attlebish mit zornig ausgestrecktem Finger.
»Ich kann Ihnen versichern, daß das keine diplomatischen
Verwicklungen geben wird.«
»Sparen Sie sich Ihre Drohungen, Spacer! Die Erde ist
für Sie nichts, das gebe ich zu. Aber ich bin hier nicht der
einzige. Darf ich meinen Partner Daneel Olivaw vorstellen? Er kommt
von Aurora. Er redet nicht viel. Er ist nicht hier, um zu reden. Das
ist meine Zuständigkeit. Aber er hört sehr gut zu. Kein
Wort entgeht ihm. Damit es da keine Zweifel gibt, Attlebish«
– Baley genoß es, den nackten Namen des anderen ohne
Anrede zu gebrauchen –, »ganz gleich, was hier auf Solaria
gespielt wird: Aurora und gut vierzig weitere Äußere
Welten interessieren sich dafür. Wenn Sie uns
rausschmeißen, wird die nächste Abordnung, die Solaria
besucht, aus Kriegsschiffen bestehen. Ich komme von der Erde und
weiß, wie das funktioniert. Verletzte Gefühle bedeuten
Kriegsschiffe.«
Attlebishs Blick wanderte zu Daneel hinüber. Er schien zu
überlegen. Seine Stimme klang jetzt weniger hart. »Was hier
vorgeht, braucht niemand außerhalb Solarias zu
kümmern.«
»Gruer hatte da eine andere Meinung, und mein Partner hat ihn
gehört.« Die Lüge ging ihm glatt über die
Lippen.
Daneel drehte sich herum und sah Baley an, als wunderte ihn, was
der Erdenmensch gesagt hatte; doch Baley achtete nicht auf ihn,
sondern fuhr fort: »Ich beabsichtige diese Ermittlungen
fortzusetzen. Normalerweise gibt es nichts, was ich nicht tun
würde, um so schnell wie möglich zur Erde zurückkehren
zu können. Allein schon der Gedanke an sie macht mich so
unruhig, daß ich nicht mehr sitzen kann. Wenn dieser von
Robotern wimmelnde Palast, in dem ich jetzt lebe, mir gehörte,
würde ich ihn und die Roboter dazu und Sie und Ihre ganze
lausige Welt liebend gern für eine Passage nach Hause
eintauschen.
Aber wegschicken lasse ich mich nicht von Ihnen! Nicht, solange es
einen Fall gibt, den ich übernommen habe und der noch nicht
gelöst ist. Versuchen Sie nur, mich gegen meinen Willen
loszuwerden, und Sie können damit rechnen, daß Sie in die
Rohre von Weltraum-Artillerie sehen.
Und noch eines sage ich Ihnen – von jetzt an werden die
Ermittlungen auf meine Art geführt. Und ich leite sie.
Ich werde die Leute sehen, die ich sehen will. Sehen werde ich
sie, nicht sichten. Ich bin es gewöhnt, Leute zu sehen, und so werde ich es jetzt auch halten. Ich möchte dafür
die offizielle Billigung Ihres Amtes.«
»Das ist unmöglich, unerträglich…«
»Daneel, sagen Sie es ihm!«
Und die Stimme des Humanoiden sagte kühl und ausdruckslos:
»Wie mein Partner Sie schon informiert hat, Agent Attlebish: Man
hat uns hierhergeschickt, um Ermittlungen in einem Mordfall zu
führen. Es ist wichtig, daß wir unsere Aufgabe
erfüllen. Wir wollen natürlich keinen Ihrer Gebräuche
stören, und vielleicht ist das eigentliche Sehen auch
überflüssig, obwohl es hilfreich wäre, wenn Sie die
Billigung dafür erteilten, wie Detektiv Baley das erwähnt
hat. Was die Frage angeht, daß wir diesen Planeten gegen
unseren Willen verlassen, so sind wir der Ansicht, daß das
nicht ratsam wäre, obwohl wir es auch bedauern, wenn Sie oder
irgendein anderer Solarianer das Gefühl hätten, daß
unser Verbleib unangenehm wäre.«
Baley hörte sich die gedrechselte Rede des Roboters an, und
seine Lippen verzogen sich zu etwas, das man nur mit
größter Phantasie als Lächeln hätte deuten
können. Für jemanden, der wußte, daß Daneel ein
Roboter war, war das alles ein Versuch, seine Aufgabe
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