Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Sorge anvertraut. Selbst wenn es überhaupt keine biologische Verbindung gäbe, selbst wenn Sie, wir wollen einmal sagen: nur ein Tier gewesen wären, hätte er es gelernt, Sie zu lieben.«
»Oh, hätte er das?« sagte sie bitter. »Sie kennen die Kraft der Gleichgültigkeit in einem Menschen wie Dr. Fastolfe nicht. Wenn es sein Wissen gefördert hätte, mein Leben auszulöschen, dann hätte er das ohne zu zögern getan.«
»Das ist lächerlich, Dr. Vasilia. Die Art und Weise, wie er Sie behandelt hat, war so besorgt und freundlich, daß sie Liebe in Ihnen hervorrief. Das weiß ich. Sie – Sie haben sich ihm angeboten.«
»Das hat er Ihnen gesagt, wie? Ja, das ist typisch für ihn. Er würde niemals, selbst heute nicht, auch nur einen Augenblick darüber nachdenken, ob mir so etwas vielleicht peinlich sein könnte. – Ja, ich habe mich ihm angeboten, und warum auch nicht? Er war das einzige menschliche Wesen, das ich wirklich kannte. Er war, oberflächlich betrachtet, freundlich zu mir, und ich habe seine wahren Ziele nicht verstanden, also war er für mich ein ganz natürliches Ziel. Dann hat er auch dafür gesorgt, daß ich mit sexueller Stimulation unter kontrollierten Begleitumständen vertraut gemacht wurde – Kontrollen, die er einrichtete. Es war ganz unvermeidlich, daß ich mich am Ende ihm zuwenden würde. Das mußte ich, denn sonst war da niemand – und er hat abgelehnt.«
»Und dafür haben Sie ihn gehaßt?«
»Nein. Nicht zu Anfang. Jahrelang nicht. Obwohl meine sexuelle Entwicklung beeinträchtigt und verzerrt wurde, mit Auswirkungen, die ich noch heute spüre, gab ich ihm keine Schuld. Dazu wußte ich einfach nicht genug. Ich fand Ausreden für ihn. Er war beschäftigt. Er hatte andere. Er brauchte ältere Frauen. Sie würden staunen, mit welcher Findigkeit ich immer wieder Gründe für seine Ablehnung erfand. Erst Jahre später wurde mir bewußt, daß etwas nicht stimmte, und das habe ich ihm auch ins Gesicht gesagt. ›Warum hast du mich abgelehnt?‹ fragte ich. ›Wenn du mir nachgegeben hättest, hättest du mich vielleicht auf den richtigen Weg gebracht, hättest alles gelöst.‹«
Sie hielt inne, schluckte und bedeckte einen Moment lang ihre Augen. Baley wartete, vor Verlegenheit wie erstarrt. Die Roboter waren ohne Ausdruck (aber wahrscheinlich waren sie außerstande, irgendein Gleichgewicht oder Ungleichgewicht der Positronenbahnen zu empfinden, die eine Wahrnehmung produzieren konnte, die der menschlichen Verlegenheit in irgendeiner Weise analog war).
»Er wich der Frage, so lange er konnte, aus«, sagte sie, etwas ruhiger geworden. »Aber ich habe sie ihm immer wieder gestellt. ›Warum hast du mich abgelehnt?‹ – ›Warum hast du mich abgelehnt?‹ Er hatte sonst in sexueller Hinsicht keinerlei Hemmungen. Ich erinnere mich noch gut, daß ich mich manchmal fragte, ob er einfach Männer vorzog. Soweit es nicht um Kinder geht, sind die persönlichen Präferenzen ohne jeden Belang, und es ist durchaus nichts dabei, wenn manche Männer Frauen widerwärtig finden, oder, was das betrifft, umgekehrt. Bei diesem Mann, den Sie meinen Vater nennen, war das freilich nicht so. Er hatte Freude an Frauen – manchmal jungen Frauen –, so jung wie ich es war, als ich mich ihm das erstemal anbot. ›Warum hast du mich abgelehnt?‹ Am Ende gab er mir Antwort – und Sie können ja raten, was das für eine Antwort war?«
Sie hielt inne und wartete mit einem sarkastischen Blick auf ihn.
Baley wurde noch verlegener und murmelte schließlich: »Er wollte sich nicht mit seiner Tochter einlassen?«
»Oh, seien Sie kein Narr! Welchen Unterschied macht das schon? Wenn man bedenkt, daß es kaum einen Mann auf Aurora gibt, der weiß, wer seine Tochter ist, könnte das jeder Mann sein, der sich mit einer Frau einläßt, die mehr als zwei Jahrzehnte jünger ist als er. – Aber lassen Sie, es liegt ja auf der Hand – seine Antwort – oh, wie ich mich an die Worte erinnere! – war: ›Du Dummchen! Wenn ich mich mit dir so einlassen würde, wie könnte ich dann meine Objektivität bewahren – und welchen Nutzen hätte dann mein weiteres Studium deiner Person?‹
Um die Zeit, sehen Sie, kannte ich sein Interesse für das menschliche Gehirn bereits. Ich war sogar in seine Fußstapfen getreten und dabei, selbst Robotikerin zu werden. Ich arbeitete in dieser Richtung mit Giskard und experimentierte mit seiner Programmierung. Ich habe es auch sehr gut gemacht, nicht wahr, Giskard?«
»Ja, das haben
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