Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
konkreten Wunsches, ihn zurückzugewinnen?«
»Eifersüchtig? Das ist eine irdische Empfindung. Wenn ich Gremionis nicht für mich will, wie kann es mir dann etwas bedeuten, wenn er sich einer anderen Frau anbietet, und sie das akzeptiert, oder, was das betrifft, wenn eine andere Frau sich ihm anbietet, und er akzeptiert?«
»Man hat mir schon einmal gesagt, daß sexuelle Eifersucht auf Aurora unbekannt ist, und ich bin bereit einzuräumen, daß das in der Theorie stimmt. Aber solche Theorien haben in der Praxis nur selten Bestand. Es muß doch ganz sicher irgendwelche Ausnahmen geben. Und darüber hinaus ist die Eifersucht nur zu häufig eine irrationale Empfindung, die man nicht mit bloßer Logik abtun kann. Aber wollen wir das doch für den Augenblick beiseite lassen. Eine dritte Möglichkeit – Sie könnten Eifersucht auf Gladia empfinden und wünschen, ihr Schaden zuzufügen, obwohl Ihnen Gremionis nicht das geringste bedeutet.«
»Auf Gladia? Ich habe sie nie gesehen, nur einmal über Hyperwelle, als sie auf Aurora ankam. Die Tatsache, daß die Leute gelegentlich erwähnten, sie sehe mir ähnlich, hat mir nie etwas ausgemacht.«
»Macht es Ihnen vielleicht etwas aus, daß sie so etwas wie die Schutzbefohlene von Dr. Fastolfe ist, seine Favoritin, fast die Tochter, die Sie einmal waren? Sie hat Sie ersetzt.«
»Soll sie doch. Mir ist das gleichgültig.«
»Selbst wenn sie ein sexuelles Verhältnis haben sollten?«
Vasilia starrte Baley mit wachsender Wut an, und man konnte jetzt an ihrem Haaransatz winzige Schweißtropfen erkennen.
»Es ist unnötig, darüber zu diskutieren«, sagte sie. »Sie haben mich aufgefordert, die Behauptung zu leugnen, ich wäre Mittäterin in etwas, was Sie als Mord bezeichnen, und ich habe das geleugnet. Ich habe gesagt, daß mir sowohl die Fähigkeit als auch das Motiv dazu fehlten. Tragen Sie Ihren Fall doch meinetwegen ganz Aurora vor, präsentieren Sie doch Ihre verrückten Versuche, mir ein Motiv unterzuschieben. Wenn Sie wollen, können Sie sogar behaupten, daß ich über die Fähigkeit zur Tat verfüge. Sie werden nicht weiterkommen. Absolut nicht.«
Und obwohl sie vor Zorn zitterte, schien es Baley, daß ihre Stimme überzeugend klang.
Sie fürchtete die Anklage nicht.
Sie hatte sich bereit erklärt, ihn zu empfangen. Er war also etwas auf der Spur, das sie fürchtete – vielleicht verzweifelt fürchtete.
Aber dies war es nicht.
Wo war er also in die Irre gegangen?
41
»Angenommen, ich akzeptiere Ihre Aussage, Dr. Vasilia«, sagte Baley (beunruhigt, nach einem Ausweg suchend). »Angenommen, ich räume ein, daß mein Verdacht, Sie könnten eine Mittäterin in diesem – Robotizid – gewesen sein, falsch war. Selbst das würde nicht bedeuten, daß es für Sie unmöglich ist, mir zu helfen.«
»Warum sollte ich Ihnen helfen?«
»Aus menschlichem Anstand«, sagte Baley. »Dr. Han Fastolfe versichert uns, daß er die Tat nicht verübt hat, daß er kein Robotkiller ist, daß er diesen ganz speziellen Roboter Jander nicht außer Funktion gesetzt hat. Sie haben, möchte man annehmen, Dr. Fastolfe besser gekannt, als das sonst jemand von sich behaupten kann. Sie haben Jahre in einer intimen Beziehung mit ihm, als geliebtes Kind und heranwachsende Tochter, verbracht. Wie auch immer Ihre gegenwärtigen Gefühle ihm gegenüber sein mögen, sie ändern damit das Vergangene nicht. Indem Sie ihn so kennen, wie Sie das tun, müssen Sie Zeugnis dafür ablegen können, daß er charakterlich außerstande ist, einem Roboter Schaden zuzufügen, ganz sicher nicht einem Roboter, der eine seiner höchsten Leistungen darstellt. Wären Sie bereit, offen solches Zeugnis abzulegen? Vor allen Welten? Es würde sehr helfen.«
Vasilias Gesicht schien sich zu verhärten. »Verstehen Sie mich doch«, sagte sie, jede Silbe betonend. »Ich bin nicht bereit, mich da hineinziehen zu lassen.«
»Sie müssen sich hineinziehen lassen.«
»Warum?«
»Sind Sie Ihrem Vater gar nichts schuldig? Er ist Ihr Vater. Ob das Wort für Sie nun etwas bedeutet oder nicht, es gibt eine biologische Verbindung. Und davon abgesehen – Vater oder nicht –, er hat für Sie gesorgt, Sie über Jahre hinweg ernährt und aufgezogen. Dafür sind Sie ihm etwas schuldig.«
Vasilia zitterte. Es war ein sichtbares Zittern, ihre Zähne klapperten. Sie versuchte zu sprechen, schaffte es nicht, atmete tief durch, noch einmal, und versuchte es dann erneut. »Giskard«, sagte sie, »hörst du, was hier
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