Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
lang einen Gedanken gehabt, der mir dann wieder verlorenging, und es war ganz sicher ein legitimer Vorschlag, die Psychosonde einzusetzen, um jenen Gedanken wieder aufzuspüren.«
»Nein, das war es nicht«, sagte Vasilia. »Man kann die Psychosonde für so etwas nicht hinreichend feinfühlig einsetzen – und wenn man es versuchte, wäre die Gefahr beträchtlich, daß es zu dauernden Gehirnschädigungen kommt.«
»Doch sicher nicht, wenn Sie von einem Fachmann bedient würde, von Dr. Fastolfe beispielsweise.«
»Von ihm? Der kann ein Ende der Sonde nicht vom anderen unterscheiden. Er ist Theoretiker, nicht Techniker.«
»Dann eben von jemand anderem. Tatsächlich hat er auch nicht gesagt, daß er es tun würde.«
»Nein, Erdenmensch. Niemand. Überlegen Sie doch! Überlegen Sie! Wenn irgend jemand die Psychosonde ohne Gefahr an Menschen einsetzen könnte, und wenn Han Fastolfe bezüglich des Problems des desaktivierten Roboters besorgt wäre, warum hat er dann nicht vorgeschlagen, daß man die Psychosonde an ihm einsetzt?«
»An ihm?«
»Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, daß Ihnen das nicht auch schon in den Sinn gekommen ist! Jeder denkende Mensch würde zu dem Schluß gelangen, daß Fastolfe schuldig ist. Der einzige Punkt, der für seine Unschuld spricht, ist, daß er selbst darauf beharrt, unschuldig zu sein. Warum bietet er dann nicht an, seine Unschuld dadurch zu dokumentieren, daß er sich psychosondieren läßt und damit beweist, daß man aus den tiefsten Tiefen seines Gehirns keine Spur von Schuld herauskratzen kann? Hat er dergleichen vorgeschlagen?«
»Nein, das hat er nicht. Wenigstens nicht mir gegenüber.«
»Weil er sehr gut weiß, daß das höchst gefährlich ist. Und doch zögert er nicht, die Behandlung in Ihrem Fall vorzuschlagen, einfach, um beobachten zu können, wie Ihr Gehirn unter Druck arbeitet, wie Sie auf Furcht reagieren. Oder es ist ihm vielleicht in den Sinn gekommen, daß die Sonde, gleichgültig wie gefährlich sie für Sie ist, vielleicht ihm ein paar interessante Daten liefern könnte. Daten bezüglich der Details Ihres auf der Erde geprägten Gehirns. Und jetzt sagen Sie mir, ist das nicht grausam?«
Baley wischte das Thema mit der Hand weg. »Welchen Bezug hat das auf den vorliegenden Fall – auf den Robotizid?«
»Die solarianische Frau Gladia stach meinem ehemaligen Vater in die Augen. Sie hatte ein interessantes Gehirn – für seine Zwecke. Deshalb gab er ihr den Roboter Jander, um zu sehen, was passieren würde, wenn eine nicht auf Aurora aufgewachsene Frau sich einem Roboter gegenübersähe, der in jeder Einzelheit wie ein Mensch erschien. Er wußte, daß eine auroranische Frau höchstwahrscheinlich den Roboter sofort für den Geschlechtsverkehr benutzen und dabei auch keine Skrupel haben würde. Ich selbst würde da einige Skrupel haben, das gebe ich zu, aber eben nur, weil ich nicht normal aufgewachsen bin. Eine normale Auroranerin hätte diese Probleme nicht. Die solarianische Frau andererseits würde beträchtliche Schwierigkeiten haben, weil sie auf einer extrem robotischen Welt herangewachsen ist und daher gegenüber Robotern eine ungewöhnlich starre Haltung hat. Sehen Sie, der Unterschied könnte für meinen Vater sehr interessant sein, wo er doch stets versuchte, aus diesen Variationen seine Theorie der Gehirnfunktionen aufzubauen. Han Fastolfe wartete ein halbes Jahr, bis die solarianische Frau an den Punkt kam, wo sie möglicherweise die ersten Annäherungsversuche machen würde.«
Baley unterbrach. »Ihr Vater wußte überhaupt nichts über die Beziehung zwischen Gladia und Jander.«
»Wer hat Ihnen das gesagt, Erdenmensch? Mein Vater? Gladia? Wenn ersterer, dann hat er natürlich gelogen; wenn letztere, dann wußte sie es höchstwahrscheinlich einfach nicht. Sie können ganz sicher sein, daß Fastolfe wußte, was vorging. Das mußte er, denn es muß Teil seiner Studie gewesen sein, wie ein menschliches Gehirn unter solarianischen Umständen verformt wird.
Und dann dachte er – und ich bin dessen so sicher, wie ich es wäre, wenn ich seine Gedanken lesen könnte –, was würde geschehen, wenn diese Frau an dem Punkt, da sie gerade dabei ist, mit Jander eine enge Bindung einzugehen, ihn plötzlich ohne Grund verlöre? Er wußte, was eine auroranische Frau tun würde. Sie würde eine gewisse Enttäuschung empfinden und sich dann einen Ersatz suchen. Aber was würde eine solarianische Frau tun? Also arrangierte er, daß Jander funktionsunfähig
Weitere Kostenlose Bücher