Foundation 04: Das galaktische Imperium
sie
Daneel jetzt mit ehrlicher Zuneigung ansehen konnte und ohne jeden
Schmerz, obwohl er doch gleichsam eine Kopie ihres toten Jander war,
in allen Einzelheiten. Sie konnte zu ihm sprechen, obwohl er mit
einer Stimme antwortete, die fast genau die Janders war. Fünf
Jahre hatten ihre Wunden vernarben lassen und den Schmerz fast
betäubt.
»Das hoffe ich«, sagte Fastolfe mit sanftem
Lächeln. »Sie kommt von einem alten Freund.«
»Es ist nett, daß ich alte Freunde habe«, sagte
sie, bemüht, nicht sarkastisch zu klingen.
»Von Elijah Baley.«
Die fünf Jahre verflogen, und sie spürte den Stich, die
Qual zurückflutender Erinnerungen.
»Geht es ihm gut?« fragte sie mit halberstickter Stimme
nach einer vollen Minute benommenen Schweigens.
»Sehr gut. Und was noch wichtiger ist, er ist nahe.«
»Nahe? Auf Aurora?«
»Im Orbit um Aurora. Er weiß, daß ihm die
Genehmigung zur Landung nicht erteilt werden kann, selbst wenn ich
meinen vollen Einfluß einsetzte, sonst würde er darum
ersuchen. Er würde Sie gern sehen, Gladia. Er hat mit mir
Verbindung aufgenommen, weil er meint, ich könnte es einrichten,
daß Sie sein Schiff besuchen. Ich denke, das läßt
sich machen – aber nur, wenn Sie es wünschen. Wünschen
Sie es?«
»Ich… ich weiß nicht. Das kommt zu plötzlich,
um darüber nachzudenken.«
»Selbst zu plötzlich für eine impulsive
Entscheidung?« Er wartete und sagte dann: »Ehrlich, Gladia,
wie kommen Sie mit Santirix zurecht?«
Sie sah ihn mit leicht geweiteten Augen an, als verstünde sie
nicht, weshalb er das Thema gewechselt hatte – und dann verstand
sie. »Wir kommen gut miteinander zurecht«, sagte sie.
»Sind Sie glücklich?«
»Ich bin – nicht unglücklich.«
»Das klingt ja nicht gerade ekstatisch.«
»Wie lange kann die Ekstase anhalten, selbst wenn es eine
Ekstase wäre?«
»Haben Sie vor, eines Tages Kinder zu haben?«
»Ja«, sagte sie.
»Planen Sie eine Veränderung in Ihrem
Familienstand?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Noch
nicht.«
»Dann, meine liebe Gladia, wenn Sie den Rat eines recht
müden Mannes haben wollen, der sich unbehaglich alt fühlt,
dann sollten Sie die Einladung ablehnen. Ich kann mich an das Wenige
erinnern, was Sie mir erzählt haben, nachdem Baley Aurora
verlassen hatte. Und ich konnte offengesagt mehr daraus
schließen, als Sie vielleicht denken. Wenn Sie ihn jetzt sehen,
könnten Sie vielleicht enttäuscht sein, weil die
Wirklichkeit das nicht hält, was die sich langsam
verklärende Erinnerung verspricht; oder – wenn nicht
enttäuscht, dann noch schlimmer, weil das Wiedersehen etwas
wieder aufreißt, was gerade im Begriff ist zu
vernarben.«
Gladia, die genau das gedacht hatte, mußte feststellen,
daß es ausreichte, den Vorschlag in Worte zu kleiden, um ihn
abzulehnen.
»Nein, Han. Ich muß ihn sehen«, widersprach
sie, »aber ich fürchte mich davor, es allein zu tun.
Würden Sie mitkommen?«
Fastolfe lächelte müde. »Ich bin nicht eingeladen,
Gladia. Und wenn ich eingeladen wäre, würde ich mich
gezwungen sehen abzulehnen. Im Rat steht eine wichtige Abstimmung
bevor. Staatsgeschäfte, verstehen Sie, denen ich mich nicht
entziehen kann.«
»Armer Han!«
»Ja, ich bin wirklich arm. Aber Sie können nicht allein
gehen. Soviel mir bekannt ist, können Sie kein Schiff
lenken.«
»Oh! Nun, ich hatte gedacht, ich würde…«
»Eine Linienmaschine nehmen?« Fastolfe schüttelte
den Kopf. »Völlig unmöglich! Ein im Orbit befindliches
Erdenschiff zu besuchen und an Bord zu gehen – und das wäre
unvermeidlich, wenn Sie ein kommerzielles Fahrzeug nehmen –,
würde eine Sondergenehmigung erfordern, und die wiederum
würde Wochen dauern. Wenn Sie nicht gehen wollen, Gladia,
brauchen Sie nicht einmal zu sagen, daß Sie ihn nicht zu sehen
wünschen. Wenn der Papierkram und die nötigen Genehmigungen
Wochen dauern, dann bin ich sicher, daß er nicht so lange
warten kann.«
»Aber ich will ihn doch sehen«, sagte Gladia
jetzt entschlossen.
»In dem Fall können Sie mein privates Shuttle nehmen,
und Daneel kann Sie hinbringen. Er kann sehr gut damit umgehen und
würde sich ebenso wie Sie freuen, Baley zu sehen. Wir werden den
Flug einfach nicht melden.«
»Aber dann bekommen Sie Schwierigkeiten, Han.«
»Vielleicht wird es niemand erfahren – oder wenigstens
so tun. Und wenn jemand Schwierigkeiten macht, muß ich mich
eben damit befassen.«
Gladia senkte einen Augenblick lang nachdenklich den Kopf und
sagte dann: »Wenn es
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