Foundation 04: Das galaktische Imperium
Ihnen nichts ausmacht, werde ich so
egoistisch sein und das Risiko eingehen, daß Sie
Schwierigkeiten bekommen, Han. Ich will zu ihm.«
»Dann werden Sie gehen.«
5 a
Es war ein kleines Boot, viel kleiner, als Gladia erwartet hatte;
in einer Weise behaglich, in einer anderen beängstigend.
Immerhin war es so klein, daß es keine Einrichtungen für
Pseudo-Schwerkraft besaß, und das Gefühl der
Gewichtslosigkeit bot zwar einen dauernden Anreiz zu amüsanten
gymnastischen Übungen, erinnerte sie aber ebenso dauernd daran,
daß sie sich in einer ungewöhnlichen Umgebung befand.
Gladia war Spacer. Es gab über fünf Milliarden Spacer,
die über fünfzig Welten verstreut waren und die alle auf
den Namen stolz waren. Und doch, wie viele von denen, die sich Spacer
nannten, waren wahrhaft Raumreisende? Sehr wenige. Vielleicht achtzig
Prozent von ihnen hatten ihre Geburtswelt nie verlassen. Und selbst
von den verbleibenden zwanzig Prozent waren nur wenige mehr als zwei-
oder dreimal durch den Weltraum gereist.
Sie selbst war ganz sicher kein Spacer im Wortsinne, dachte sie
niedergeschlagen. Einmal (einmal!) war sie durch den Weltraum
gereist, und das war vor sieben Jahren gewesen: die Reise von Solaria
nach Aurora. Jetzt begab sie sich zum zweitenmal in einer kleinen
privaten Raumjacht in den Weltraum, auf eine kurze Reise, nur ein
Stück über die Atmosphäre hinaus, armselige
hunderttausend Kilometer, und in ihrer Gesellschaft befand sich eine
andere Person – nicht einmal eine Person.
Sie warf Daneel in der kleinen Steuerkanzel einen Blick zu. Sie
konnte ihn nur teilweise sehen, wie er vor den Kontrollen
saß.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nie in einer Umgebung
befunden, wo nur ein einziger Roboter in Rufweite war. Auf Solaria
waren immer Hunderte – ja Tausende – zu ihrer
Verfügung gestanden. Auf Aurora gab es üblicherweise
Dutzende, wenn nicht mehr.
Hier war nur einer.
»Daneel!« sagte sie.
Er wandte sich nicht von den Kontrollen ab. »Ja, Madam
Gladia?«
»Freut es dich, daß du Elijah Baley wiedersehen
wirst?«
»Ich bin nicht sicher, Madam Gladia, wie ich meinen inneren
Zustand am besten beschreiben kann. Möglicherweise entspricht er
dem, was ein menschliches Wesen als ›sich freuen‹
bezeichnen würde.«
»Aber du mußt doch etwas empfinden.«
»Meine Empfindung ist, daß ich Entscheidungen schneller
treffen kann, als ich das unter gewöhnlichen Umständen
kann; meine Reaktionen scheinen leichter zu kommen, und meine
Bewegungen scheinen weniger Energie zu erfordern.
Ich könnte das allgemein als eine Empfindung des
Wohlbefindens interpretieren. Zumindest habe ich dieses Wort von
menschlichen Wesen gehört und habe das Gefühl, daß
damit etwas beschrieben werden soll, das den Empfindungen entspricht,
die ich jetzt erlebe.«
»Und wenn ich jetzt sagen würde, daß ich ihn
alleine sehen will?«
»Dann würde das arrangiert werden.«
»Selbst wenn das bedeuten würde, daß du ihn nicht
sehen könntest?«
»Ja, Madam.«
»Würdest du dann nicht enttäuscht sein? Ich meine,
würdest du dann keine Empfindung haben, die entgegengesetzt zum
Wohlbefinden ist? Deine Entscheidungen würden dann weniger
schnell kommen, deine Reaktionen weniger leicht, deine Bewegungen
würden mehr Energie erfordern und so weiter und so
weiter.«
»Nein, Madam Gladia, denn ich würde dann deshalb ein
angenehmes Gefühl haben, weil ich Ihre Befehle erfüllen
darf.«
»Dein eigenes angenehmes Gefühl ist Drittes Gesetz, und
das Erfüllen meiner Befehle ist Zweites Gesetz; und das Zweite
Gesetz hat den Vorrang. Ist es das?«
»Ja, Madam.«
Gladia kämpfte gegen ihre eigene Neugierde. Es wäre ihr
nie in den Sinn gekommen, einen gewöhnlichen Roboter so zu
befragen. Ein Roboter ist eine Maschine; aber sie konnte in Daneel
keine Maschine sehen, so wie sie vor fünf Jahren in Jander keine
Maschine hatte sehen können. Aber bei Jander war das nur die
Leidenschaft gewesen, und die war mit Jander selbst vergangen. Und
sosehr er auch dem anderen ähnelte, konnte Daneel die Asche doch
nicht wieder zu Glut entfachen. Bei ihm war Platz für
intellektuelle Wißbegierde.
»Stört es dich denn nicht, Daneel«, fragte sie
weiter, »daß dich die Gesetze so binden?«
»Ich kann mir nichts anders vorstellen, Madam.«
»Mein ganzes Leben lang haben mich die Kräfte der
Gravitation gebunden, selbst auf meiner letzten Reise mit einem
Raumschiff; aber ich kann es mir vorstellen, nicht davon
gebunden zu sein. Und
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