Foundation 05: Das Foundation-Projekt
das hat dir wohl keine Ruhe gelassen? Steig ein, ich
fahre dich nach Streeling zurück.«
Schweigend programmierte er den Bodenwagen, dann sagte er:
»Ein Jammer, daß Dors nicht dabei war. Mutter wäre
mit bloßen Händen auf sie losgegangen, und binnen
fünf Minuten wären alle acht tot gewesen.«
Seldon brannten die Tränen hinter den Lidern. »Ich
weiß, Raych, ich weiß. Glaube mir, ich vermisse sie jeden
Tag.«
»Es tut mir leid«, sagte Raych leise.
»Woher hast du gewußt, daß ich in Schwierigkeiten
war?« fragte Seldon.
»Wanda ist zu mir gekommen. Sie sagte, böse Menschen
würden dir auflauern, und sie wußte auch, wo, da habe ich
mich sofort auf den Weg gemacht.«
»Und du hast nicht daran gezweifelt, daß sie
wußte, wovon sie redete?«
»Keinen Augenblick. Wir kennen sie doch inzwischen gut genug,
um zu wissen, daß sie irgendwie mit deinem Bewußtsein und
mit deiner Umgebung in Kontakt steht.«
»Hat sie dir auch mitgeteilt, wie viele Angreifer es
waren?«
»Nein. Sie sagte nur: ›Eine ganze Reihe.‹«
»Und trotzdem bist du allein losgezogen, Raych?«
»Ich hatte keine Zeit, ein Aufgebot zusammenzustellen, Dad.
Außerdem war einer von meinem Kaliber ja auch genug.«
»Ja, da hast du recht. Ich danke dir, Raych.«
14
Dann waren sie wieder in Streeling, und Seldon konnte sein Bein
ausstrecken und es auf einem Polster hochlagern.
Raych sah ihn finster an. »Dad«, begann er, »von
jetzt an wirst du nicht mehr allein auf Trantor
herumwandern.«
Seldon runzelte die Stirn. »Warum? Wegen dieses einen
Zwischenfalls?«
»Mir hat der eine gereicht. Du kommst allein nicht mehr
zurecht. Du bist siebzig Jahre alt, und wenn es ernst wird,
läßt dich dein rechtes Bein im Stich. Außerdem hast
du Feinde…«
»Feinde!«
»O ja. Und das weißt du auch. Diese Kanalratten waren
nicht einfach hinter irgend jemandem her. Sie suchten nicht nach
einem beliebigen hilflosen Opfer, das sie ausrauben konnten. Mit dem
Ruf ›Psychohistorik!‹ haben sie dich identifiziert.
Und sie haben dich als miesen Typen beschimpft. Was meinst du,
warum?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das kommt davon, daß du ganz in deiner eigenen Welt
lebst, Dad, und keine Ahnung hast, was sich auf Trantor so tut.
Glaubst du, die Trantoraner merken nicht, wie rapide es mit ihrer
Welt abwärts geht? Glaubst du, sie haben vergessen, daß
deine Psychohistorik diese Entwicklung seit Jahren vorhergesagt hat?
Bist du noch nie auf die Idee gekommen, daß sie
möglicherweise den Boten für seine Botschaft verantwortlich
machen könnten? Wenn die Dinge sich zum Schlechteren wenden
– und das tun sie –, dann halten viele dich für den
Schuldigen.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen!«
»Warum, meinst du, gibt es in der Galaktischen Bibliothek
eine Fraktion, die dich hinausekeln will? Die wollen nicht zwischen
die Fronten geraten, wenn man über dich herfällt. Also
– du mußt auf dich aufpassen. Du darfst nicht mehr allein
ausgehen. Entweder muß ich dich begleiten, oder du brauchst
einen Leibwächter. So wird es von nun an aussehen,
Dad.«
Seldon machte ein todunglückliches Gesicht.
Raych fuhr etwas milder fort: »Aber das wird nicht lang
dauern, Dad. Ich habe einen neuen Job.«
Seldon blickte auf. »Einen neuen Job? Was für
einen?«
»Dozent. An einer Universität.«
»An welcher Universität?«
»Santanni.«
Seldons Lippen begannen zu zittern. »Santanni! Das ist
neuntausend Parsek von Trantor entfernt, eine Provinzwelt auf der
anderen Seite der Galaxis.«
»Genau. Deshalb will ich ja auch hin. Ich habe mein ganzes
Leben auf Trantor verbracht, Dad, und jetzt bin ich es leid. Keine
Welt im ganzen Imperium verfällt so rasch wie Trantor. Es ist zu
einer Brutstätte des Verbrechens geworden, und es gibt niemanden
mehr, der uns beschützt. Die Wirtschaft liegt am Boden, die
technologischen Pannen häufen sich. Dagegen ist Santanni eine
ganz ordentliche Welt, wo noch alles gutläuft, und dort will ich
mir zusammen mit Manella, Wanda und Bellis ein neues Leben aufbauen.
In zwei Monaten reisen wir alle miteinander ab.«
»Alle miteinander!«
»Du auch, Dad. Du mußt mit. Wir würden dich nie
allein auf Trantor zurücklassen. Du kommst mit uns nach
Santanni.«
Seldon schüttelte den Kopf. »Unmöglich, Raych. Und
das ist dir auch bewußt.«
»Wieso unmöglich?«
»Was soll die Frage? Das Projekt. Meine Psychohistorik.
Verlangst du von mir, daß ich mein Lebenswerk im Stich
lasse?«
»Warum nicht? Es hat dich doch
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