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Foundation 05: Das Foundation-Projekt

Foundation 05: Das Foundation-Projekt

Titel: Foundation 05: Das Foundation-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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von einer Nacht zur anderen tut
uns nur gut.«
    »Dir vielleicht, Wanda, weil du noch jung bist. Du hast noch
viele, viele Abende vor dir. Ich nicht. Und deshalb will ich
möglichst viele von der schönen Sorte haben.«
    »Aber Großpapa, du bist doch gar nicht alt. Deinem Bein
geht es gut, und dein Verstand ist scharf wie eh und je. Ich weiß es.«
    »Klar. Sprich nur weiter. Das hebt meine Stimmung.« Dann
fuhr er mit leichtem Unbehagen fort: »Ich brauche Bewegung. Ich
möchte raus aus dieser engen Wohnung, ich möchte einen
Spaziergang zur Bibliothek machen und den herrlichen Abend
genießen.«
    »Was willst du in der Bibliothek?«
    »Im Moment nichts. Es geht mir nur um den
Spaziergang.«
    »Aber?«
    »Ich habe Raych versprochen, mich auf Trantor nicht mehr ohne
Leibwächter aus dem Haus zu wagen.«
    »Raych ist nicht da.«
    »Ich weiß«, murmelte Seldon, »aber
versprochen ist eben versprochen.«
    »Er hat nicht gesagt, wer dieser Leibwächter sein soll,
nicht wahr? Komm, wir machen einen Spaziergang, und ich spiele den
Leibwächter für dich.«
    »Du?« fragte Seldon lächelnd.
    »Ja, ich. Hiermit trete ich in deine Dienste. Mach dich
fertig, dann gehen wir spazieren.«
    Seldon lachte in sich hinein. Er hatte gute Lust, seinen
Spazierstock zu Hause zu lassen, da ihm sein Bein in letzter Zeit
kaum noch Beschwerden bereitete, aber andererseits hatte er sich
einen neuen Stock mit bleigefülltem Griff angeschafft, der
schwerer und robuster war als sein alter. Den sollte er wohl doch
besser mitnehmen, wenn er schon keinen Leibwächter außer
Wanda dabei hatte.
    Der Spaziergang war ein reines Vergnügen, und Seldon war
überglücklich, der Versuchung nachgegeben zu haben –
bis sie eine gewisse Stelle erreichten.
    In einer Mischung aus Empörung und Resignation wies Seldon
mit dem Stock nach oben: »Sieh dir das an!« sagte er.
    Wanda hob den Blick. Die Kuppel war wie jeden Abend schwach
beleuchtet, um die Illusion hereinbrechender Dämmerung zu
erzeugen. Im Lauf der Nacht verdunkelte sie sich natürlich.
    Seldon zeigte jedoch auf einen dunklen Streifen, der sich
über die Innenwand zog. Ein Beleuchtungsfeld war
ausgefallen.
    »Als ich zum ersten Mal nach Trantor kam«, sagte Seldon,
»wäre so etwas unvorstellbar gewesen. Damals wurden die
Lichter ständig kontrolliert. Die ganze Stadt funktionierte, doch jetzt zeigen sich hundert kleine Verfallserscheinungen, und
am meisten stört mich, daß das offenbar niemanden
interessiert. Warum überschwemmt man den Kaiserlichen Palast
nicht mit Petitionen? Warum rottet sich keine empörte
Menschenmenge zusammen? Die Trantoraner scheinen es als ganz
selbstverständlich hinzunehmen, daß die Stadt
auseinanderfällt, und wenn ich sie mit der Nase darauf
stoße, richtet sich ihre Wut gegen mich.«
    Wanda sagte leise: »Großpapa, hinter uns sind zwei
Männer.«
    Sie waren in den Schatten unter den ausgefallenen Lichtern
getreten, und Seldon fragte: »Vielleicht nur harmlose
Spaziergänger wie wir?«
    »Nein.« Wanda sah sich leicht um. Das hatte sie gar
nicht nötig. »Sie haben es auf dich abgesehen.«
    »Kannst du sie aufhalten –
zurückdrängen?«
    »Ich versuche es, aber sie sind zu zweit, und sie sind sehr
entschlossen. Es ist… es ist, als drücke man gegen eine
Mauer.«
    »Wie weit sind sie hinter mir?«
    »Etwa drei Meter.«
    »Kommen sie näher?«
    »Ja, Großpapa.«
    »Sag mir Bescheid, wenn sie auf einen Meter heran sind.«
Er fuhr mit der Hand an seinem Spazierstock nach unten, bis er das
dünne Ende erreichte und der bleibeschwerte Griff frei beweglich
war.
    »Jetzt, Großpapa!« zischte Wanda.
    Und Seldon holte mit seinem Stock aus, machte eine halbe Drehung
und traf einen der Männer mit dem Griff hart an der Schulter.
Der ging mit einem Aufschrei zu Boden und blieb in merkwürdig
verkrümmter Haltung auf dem Pflaster liegen.
    »Wo ist der andere?« fragte Seldon.
    »Der hat sich aus dem Staub gemacht.«
    Seldon schaute auf den Angreifer nieder und setzte ihm den
Fuß auf die Brust. Dann sagte er: »Sieh in seinen Taschen
nach, Wanda. Irgend jemand muß ihn bezahlt haben, und ich
möchte mir gern sein Creditverzeichnis ansehen – vielleicht
läßt sich herausfinden, woher das Geld kommt.«
Nachdenklich fügte er hinzu: »Eigentlich wollte ich ihn am
Kopf treffen.«
    »Dann hättest du ihn getötet,
Großpapa.«
    Seldon nickte. »Genau das war meine Absicht. Ich schäme
mich. Ein Glück, daß ich ihn verfehlt habe.«
    Eine barsche Stimme rief: »Was ist hier

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