Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Dinge. Der junge Mann konnte den Blick nicht
von mir wenden. Er war beeindruckt, das habe ich deutlich gesehen.
Wenn ich etwas genau einschätzen kann, dann ist es meine Wirkung
auf andere. Ich weiß genau, wann ich einen Menschen innerlich
aufgewühlt habe, wann er für die Bekehrung reif
ist.«
Joranum lächelte, aber nicht mit der falschen Herzlichkeit,
mit der er sich in der Öffentlichkeit anbiederte. Diesmal war
sein Lächeln aufrichtig – es wirkte kalt und irgendwie
bedrohlich.
»Wir werden sehen, was sich aus Raych machen
läßt«, sagte er. »Und ob wir über ihn an
Seldon herankommen.«
8
Als die beiden Politiker gegangen waren, sah Raych Hari Seldon an
und strich sich dabei über seinen Schnäuzer, was ihn wie
immer tief befriedigte. Hier im Streeling-Bezirk trugen zwar etliche
Männer einen Oberlippenbart, aber diese Bärte bestanden
zumeist aus ein paar dünnen kümmerlichen Fäden von
unbestimmter Farbe – dünn und kümmerlich, selbst wenn
sie schwarz waren. Die meisten Männer verzichteten ganz darauf
und litten lieber unter ihrer nackten Oberlippe. Zu diesen
gehörte Seldon, und das war auch gut so. Bei seiner Haarfarbe
wäre ein Schnurrbart einfach lächerlich gewesen.
Er beobachtete seinen Vater scharf und wartete darauf, daß
der aus seiner Geistesabwesenheit erwachte. Irgendwann verlor er die
Geduld.
»Dad!« sagte er.
Seldon blickte auf. »Was ist?« fragte er, etwas
verärgert über die Störung, wie Raych
herauszuhören glaubte.
»Ich finde es nicht richtig, daß du die beiden Typen
empfangen hast«, sagte der junge Mann.
»Ach? Und warum nicht?«
»Nun ja, der dünne, ich habe seinen Namen vergessen, das
war doch der Mann, dem du auf dem Großen Platz Schwierigkeiten
gemacht hast. Das hat ihm sicher nicht gepaßt.«
»Aber er hat sich entschuldigt.«
»Das war nicht ehrlich gemeint. Aber der andere, dieser
Joranum – der kann gefährlich werden. Wenn sie nun
bewaffnet gewesen waren?«
»Was? Hier in der Universität? In meinem Büro?
Ausgeschlossen. Wir sind doch nicht in den Slums von Billibotton. Und
wenn sie es wirklich probiert hätten, wäre ich auch mit
beiden fertig geworden. Mühelos.«
»Ich weiß nicht, Dad.« Raych war skeptisch.
»Du wirst schließlich…«
»Sprich es nicht aus, du undankbares Scheusal.« Seldon
hob mahnend den Zeigefinger. »Du redest schon genau wie deine
Mutter, und allmählich steht es mir bis obenhin. Ich werde nicht älter – zumindest nicht in diesem Sinne.
Außerdem warst du ja da, und du bist als Twistkämpfer fast
so gut wie ich.«
Raych rümpfte die Nase. »Mit Twisten kommste da nicht
weit.« (Es half alles nichts. Raych hörte es selbst, wie er
auch noch acht Jahre, nachdem er dem Sumpf von Dahl entkommen war,
immer wieder in den dahlitischen Akzent hineinrutschte, der ihn
eindeutig als Angehörigen der untersten Schicht brandmarkte. Und
obendrein war er klein, so klein, daß er sich manchmal vorkam
wie ein Zwerg. -Aber immerhin hatte er seinen Schnauzbart, und wenn
ihn wirklich jemand von oben herab behandelte, dann tat er das
bestimmt kein zweites Mal.)
»Was willst du gegen Joranum unternehmen?« fragte
er.
»Vorerst gar nichts.«
»Hör mal zu, Dad. Ich habe Joranum ein paarmal auf
TrantorVision gesehen. Ich habe sogar einige von seinen Ansprachen
auf Holoband aufgezeichnet. – Alle Welt redet von ihm, da wollte
ich hören, was er zu sagen hat. Manches klingt übrigens
durchaus vernünftig. Ich mag ihn nicht, und ich traue ihm nicht
über den Weg, aber irgendwie macht es Sinn, was er sagt. Er will
gleiche Rechte und gleiche Chancen für alle Bezirke – und
dagegen ist doch nun wirklich nichts einzuwenden, oder?«
»Gewiß nicht. So denkt schließlich jeder
zivilisierte Mensch.«
»Und warum sind wir dann nicht längst so weit?
Denkt der Kaiser denn auch so? Und Demerzel?«
»Der Kaiser und sein Kanzler müssen sich um das ganze
Imperium kümmern. Sie können sich nicht auf Trantor allein
konzentrieren. Joranum hat leicht von Gleichheit reden. Er trägt
keine Verantwortung. Wenn er an der Macht wäre, würde er
schon sehen, wie sehr ein Reich aus fünfundzwanzig Millionen
Planeten alle Anstrengungen verwässert. Und damit nicht genug,
auch die Bezirke selbst würden ihm bei jedem Schritt
Knüppel zwischen die Beine werfen. Jeder will möglichst
viel Gleichheit für sich selbst – aber möglichst wenig
für alle anderen. Hör mal, Raych, bist du vielleicht der
Ansicht, man sollte Joranum ruhig eine Chance
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