Foundation 05: Das Foundation-Projekt
geworden ist.«
»Sie können vieles sagen, Professor, aber Sie
können mich nicht zwingen, Ihnen auch zu glauben. Kommen Sie,
ich will ganz offen sein. Ich habe Ihr erstes Referat gelesen und
mich mit Hilfe einiger Mathematiker meines Stabes bemüht, es zu
verstehen. Meine Leute sagen, es ist ein kühner Traum, ein Ding
der Unmöglichkeit…«
»Ganz meine Meinung«, unterbrach Seldon.
»Dennoch habe ich das Gefühl, Demerzel wartet nur
darauf, daß diese Theorie entwickelt und angewendet wird. Und
wenn er warten kann, ich kann es auch. Für Sie ist es nur von
Vorteil, Professor Seldon, wenn ich darauf warte.«
»Wieso das?«
»Weil Demerzel sich nicht mehr lange halten wird. Die
öffentliche Meinung wendet sich zunehmend gegen ihn. Vielleicht
wird der Kaiser seines unpopulären Kanzlers, der droht, seinen
Thron mit sich in die Tiefe zu reißen, eines Tages
überdrüssig und sucht sich einen Ersatz. Und dann
könnte der kaiserliche Blick sogar auf meine unwürdige
Person fallen. Sie dagegen würden weiterhin einen
Beschützer brauchen, jemanden, der dafür sorgt, daß
Sie ungestört arbeiten können, und Ihnen ausreichende
Mittel für alle erforderlichen Geräte und Assistenten zur
Verfügung stellt.«
»Und dieser Beschützer wären Sie?«
»Selbstverständlich – und zwar aus dem gleichen
Grund wie Demerzel. Ich brauche eine erfolgreiche Psychohistorik, um
das Imperium vernünftig regieren zu können.«
Seldon schwieg einen Augenblick lang, nickte nachdenklich und
sagte dann: »Aber wenn dem so ist, Mr. Joranum, geht mich das
alles doch gar nichts an! Ich bin nur ein armer Gelehrter, der ein
beschauliches Leben führt und seinen ausgefallenen
mathematischen und pädagogischen Interessen nachgeht. Sie
sagten, derzeit sei Demerzel mein Beschützer, und in Zukunft
würden Sie diese Aufgabe übernehmen. Dann kann ich mich ja
in aller Ruhe meiner Arbeit widmen, während Sie und der Kanzler
die Sache auskämpfen. Wer immer daraus als Sieger hervorgeht,
ich habe einen Beschützer – das haben Sie mir zumindest
versprochen.«
Joranum starres Lächeln schien ein wenig zu verblassen. Der
neben ihm sitzende Namarti wandte sich mit mürrischem Gesicht an
seinen Herrn und Meister und setzte schon zum Sprechen an, doch auf
eine leichte Handbewegung Joranums hin hüstelte er nur und
schwieg.
»Dr. Seldon«, fragte Joranum. »Sind Sie
Patriot?«
»Aber gewiß. Das Imperium hat der Menschheit
Jahrtausende des Friedens geschenkt – jedenfalls zum
größten Teil – und für eine stetige
Fortentwicklung gesorgt.«
»Das ist richtig – aber in den letzten ein bis zwei
Jahrhunderten hat sich das Tempo verringert.«
Seldon zuckte die Achseln. »Damit habe ich mich nicht genauer
befaßt.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Sie wissen, daß die
letzten beiden Jahrhunderte politisch gesehen sehr unruhig waren. Die
einzelnen Regierungsepochen dauerten nicht lang und wurden manchmal
durch Attentate noch weiter verkürzt…«
»So etwas nur zu erwähnen«, warf Seldon ein,
»grenzt schon an Verrat. Ich möchte Sie
bitten…«
»Nun gut.« Joranum ließ sich auf seinen Stuhl
zurückfallen. »Wie unsicher Sie doch sind. Das Imperium
zerfällt. Ich bin bereit, das offen auszusprechen. Wer sich mir
anschließt, tut das, weil er die Realität nur zu klar
erkennt. Wir brauchen zur Rechten des Kaisers einen Mann, der es
versteht, das Reich zu führen und die revolutionären
Bestrebungen zu unterdrücken, die allenthalben aufzubrechen
scheinen, der den Streitkräften die natürliche
Führungsrolle zugesteht, die ihnen gebührt, der die
Wirtschaft…«
Seldon winkte ungeduldig ab. »Und dieser Mann sind Sie, nicht
wahr?«
»Ich habe die Absicht, es zu werden. Die Aufgabe ist nicht
leicht, und ich glaube nicht, daß sich viele Freiwillige
dafür fänden – aus gutem Grund. Demerzel schafft es
jedenfalls nicht. Unter ihm rast das Imperium immer schneller dem
völligen Zusammenbruch entgegen.«
»Und Sie können ihn abwenden?«
»Ja, Dr. Seldon. Mit Ihrer Hilfe. Mit Hilfe der
Psychohistorik.«
»Mit Hilfe der Psychohistorik könnte vielleicht auch
Demerzel den Zusammenbruch aufhalten – wenn die Psychohistorik
existierte.«
»Sie existiert«, erklärte Joranum gelassen.
»Machen wir uns doch nichts vor. Aber Demerzel weiß nichts
damit anzufangen. Die Psychohistorik ist nur ein Werkzeug. Sie bedarf
eines Gehirns, das sie begreift, und eines Arms, der sie einzusetzen
versteht.«
»Und Sie haben beides, wenn ich Sie recht
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