Foundation 05: Das Foundation-Projekt
nicht
hören und rannte ins Verderben. Aber wir sollten jetzt einen
neuen Anfang machen! Nach außen hin können wir Joranums
Andenken beliebig ausschlachten, aber wir selbst dürfen uns
nicht in der Vergangenheit vergraben.«
Kaspalov schwieg. Die drei anderen ließen ihre Blicke stumm
zwischen ihm und Namarti hin- und herwandern. Sie hatten nichts
dagegen, daß Namarti die Diskussion an sich riß.
»Als Joranum nach Nishaya verbannt wurde, zerfiel die
Joranumitenbewegung und schien sich in Luft aufzulösen«,
blaffte Namarti. »Und sie hätte sich auch aufgelöst
– wenn ich nicht gewesen wäre. Stück für
Stück, Steinchen für Steinchen habe ich aus Trümmern
ein Netzwerk wiederaufgebaut, das heute ganz Trantor überspannt.
Das ist euch hoffentlich bewußt.«
»Mir ist es bewußt, Chef«, murmelte Kaspalov. Die
Anrede war deutlich als versöhnliche Geste gedacht.
Namarti lächelte schmal. Er bestand zwar nicht auf dem Titel,
hörte ihn aber immer gern. »Du bist Teil dieses
Netzwerks«, sagte er, »und als solcher hast du deine
Pflichten.«
Kaspalov rutschte unruhig hin und her. Er focht einen inneren
Kampf aus, soviel war sicher. Endlich sagte er bedächtig:
»Du hast eben erwähnt, Chef, du hättest Joranum
abgeraten, den alten Kanzler als Roboter zu diffamieren. Du sagst, er
hätte nicht auf dich gehört, aber wenigstens hat er dich zu
Wort kommen lassen. Ich möchte dich bitten, mir das gleiche
Recht einzuräumen, damit auch ich dich auf etwas hinweisen kann,
das ich für einen Fehler halte. Wirst du mir zuhören, wie
Joranum dir zugehört hat, auch wenn du, genau wie er, meinen Rat
nicht befolgst?«
»Natürlich kannst du deine Meinung sagen, Kaspalov. Dazu
bist du ja hier. Worum geht es denn?«
»Unsere neue Taktik, Chef, ist ein Fehler. Sie provoziert
Unruhe und richtet Schaden an.«
»Natürlich! Genau das soll sie doch auch.« Namarti
war ebenfalls unruhig geworden und beherrschte seinen Zorn nur mit
Mühe. »Joranum hat es mit Worten versucht. Es hat nicht
funktioniert. Wir werden Trantor mit Taten in die Knie
zwingen.«
»Für wie lange? Und mit welchem Aufwand?«
»So lange es eben dauert – und der Aufwand ist
eigentlich sehr gering. Ein Stromausfall hier, ein Wasserrohrbruch
dort, ein verstopfter Abfluß, ein Versagen der Klimaanlage.
Kleinere Pannen, Unbequemlichkeiten – darauf läuft es
hinaus.«
Kaspalov schüttelte den Kopf. »Solche Dinge summieren
sich.«
»Natürlich, Kaspalov, und wir wollen damit erreichen,
daß sich auch Bestürzung und Verärgerung in der
Bevölkerung summieren. Hör zu, Kaspalov. Das Imperium
verfällt. Das ist allgemein bekannt. Jeder intelligente Mensch
ist sich dessen bewußt. Auch wenn wir gar nichts tun, wird es
vereinzelt zu technischen Störungen kommen. Wir helfen nur ein
wenig nach.«
»Aber das ist gefährlich, Chef. Die Infrastruktur von
Trantor ist von ungeheuerer Komplexität. Ein unbedachter Schlag,
und alles könnte zusammenbrechen. Du ziehst am falschen Draht,
und ganz Trantor stürzt ein wie ein Kartenhaus.«
»Bisher ist nichts passiert.«
»Das kann noch kommen. Und wenn die Leute nun herausfinden,
daß wir dahinterstecken? Dann reißen sie uns in
Stücke. Die Regierung brauchte weder die Sicherheitsbehörde
noch die Armee zu Hilfe zu rufen. Der Pöbel würde uns
lynchen.«
»Woher sollte der Pöbel denn je erfahren, daß wir
verantwortlich sind? Der Volkszorn wird sich automatisch gegen die
Regierung richten – gegen die Ratgeber des Kaisers. Kein Mensch
wird anderswo nach Schuldigen suchen.«
»Und wie sollen wir weiterleben mit dem Bewußtsein,
eine solche Katastrophe ausgelöst zu haben?«
Die letzten Worte flüsterte Kaspalov nur noch. Der Alte war
sichtlich bewegt. Flehentlich hing sein Blick an seinem
Anführer, dem Mann, dem er Treue geschworen hatte. Er hatte es
in gutem Glauben getan, in der Annahme, daß Namarti wirklich
das Banner der Freiheit von Jo-Jo übernommen habe und es
weitertragen würde. Nun fragte er sich, ob Jo-Jo gewollt
hätte, daß sein Traum sich auf diese Weise
erfüllte.
Namarti schnalzte mißbilligend mit der Zunge wie ein Vater,
der sein unartiges Kind tadelt.
»Kaspalov, du willst doch wohl nicht allen Ernstes
sentimental werden? Sobald wir an der Macht sind, sammeln wir die
Scherben ein und bauen alles neu auf. Zuerst locken wir die Massen
mit Joranums hohlen Phrasen wie Mitspracherecht des Volkes oder
stärkerer Beteiligung an der Regierungsgewalt, und sobald wir
fest im Sattel sitzen,
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