Foundation 05: Das Foundation-Projekt
ist diese
Überhitzung am stärksten. Alles scheint zum Stillstand zu
kommen. Die gesamte Infrastruktur – Wasserversorgung, Heizung,
Abfallbeseitigung, Energieerzeugung, einfach alles – scheint
unter enormen Schwierigkeiten zu leiden, ein Phänomen, mit dem
ich mich in letzter Zeit zunehmend befaßt haben.«
»Angenommen, der Kaiser stirbt?«
Seldon breitete die Arme aus. »Das ist irgendwann
unvermeidlich, aber Cleon ist bei guter Gesundheit. Er ist erst in
meinem Alter, und das ist nicht allzu alt, auch wenn ich gerne
jünger wäre. Sein Sohn ist als Nachfolger völlig
ungeeignet, aber es wird genügend Thronanwärter geben. Mehr
als genug sogar, um für soviel Unruhe zu sorgen, daß wir
Cleons Tod fürchten müssen, aber eine absolute Katastrophe
wäre er – historisch gesehen – vermutlich
nicht.«
»Und wenn er nun einem Attentat zum Opfer fiele?«
Seldon blickte nervös auf. »Sag so etwas nicht. Auch
wenn wir abgeschirmt sind, ich will dieses Wort nicht
hören.«
»Hari, nun sei nicht albern. Auch das ist eine
Möglichkeit, mit der man rechnen muß. Erinnere dich nur an
die Zeit, als die Joranumiten kurz davor standen, die Macht zu
ergreifen. Wenn es ihnen gelungen wäre, hätten sie den
Kaiser auf die eine oder andere Weise…«
»Wahrscheinlich nicht. Als Galionsfigur wäre er ihnen
nützlicher gewesen. Und überhaupt, vergiß es. Joranum
ist letztes Jahr auf Nishaya gestorben, er war nur noch ein Bild des
Jammers.«
»Er hatte Anhänger.«
»Natürlich. Wer hätte die nicht? Du hast dich doch
mit der Frühgeschichte des Königreichs Trantor und des
Galaktischen Imperiums beschäftigt, ist dir dabei jemals die
Globalistenpartei auf meiner Heimatwelt Helicon
untergekommen?«
»Nein. Ich will dich nicht kränken, Hari, aber ich kann
mich nicht erinneren, daß Helicon in irgendeiner historischen
Epoche eine Rolle gespielt hätte.«
»Das kränkt mich gar nicht, Dors. Glücklich die
Welt, die keine Geschichte hat, wie ich immer sage. – Jedenfalls
entstand vor etwa zweitausendvierhundert Jahren auf Helicon eine
Gruppe, die der festen Überzeugung war, Helicon sei der einzige
bewohnte Planet im gesamten Universum. Helicon sei das
Universum, und darüber gebe es nur eine feste, mit winzigen
Sternen gesprenkelte Himmelskugel.«
»Wie konnten sie so etwas glauben?« fragte Dors.
»Sie waren doch wohl Teil des Imperiums.«
»Gewiß, aber die Globalisten erklärten alle
Beweise für die Existenz des Imperiums entweder für
Illusion oder für bewußte Irreführung und
behaupteten, alle kaiserlichen Abgesandten und Beamten seien in
Wirklichkeit Heliconier, die sich aus irgendeinem Grund verstellten.
Sie waren keinerlei Vernunftsgründen zugänglich.«
»Und was passierte dann?«
»Vermutlich ist es immer sehr angenehm, sich vorzustellen,
die eigene Welt sei zugleich auch die einzige. Auf ihrem
Höhepunkt gehörten der Globalistenbewegung vielleicht zehn
Prozent der Bevölkerung an. Nur zehn Prozent, aber es war eine
stürmische Minderheit, sie übertönte die
gleichgültige Mehrheit und drohte, ihr die Macht zu
entreißen.«
»Aber es kam nicht so weit?«
»Nein, es kam nicht so weit. Der Globalismus bewirkte
lediglich einen Rückgang des Handels mit dem Imperium, was die
heliconische Wirtschaft in eine Flaute geraten ließ. Sobald
diese Überzeugungen den Leuten an den Geldbeutel gingen,
verloren sie rapide an Popularität. Aufstieg und Fall der
Bewegung war damals vielen ein Rätsel, aber ich bin sicher, die
Psychohistorik hätte beides als unvermeidlich aufzeigen
können und es somit überflüssig gemacht, auch nur
einen Gedanken daran zu verschwenden.«
»Ich verstehe, Hari. Aber was willst du mit dieser Geschichte
sagen? Ich nehme doch an, sie steht in irgendeinem Zusammenhang mit
dem, was wir eben erörtern.«
»Der Zusammenhang besteht darin, daß solche Bewegungen
niemals vollständig aussterben, ganz gleich, wie lächerlich
ihre Lehren jedem vernünftigen Menschen erscheinen mögen.
Globalisten gibt es auf Helicon auch jetzt noch, bis auf den
heutigen Tag. Sie sind nicht mehr sehr zahlreich, aber siebzig
oder achtzig davon treffen sich hin und wieder zu einem sogenannten
Globalkongreß und reden sich mit größtem
Vergnügen über den Globalismus die Köpfe heiß.
– Nun, es ist erst zehn Jahre her, seit die Joranumiten sich als
entsetzliche Bedrohung für diese Welt darstellten, und deshalb
würde es mich nicht überraschen, falls noch ein paar Reste
davon übrig wären. Solche Reste
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