Foundation 05: Das Foundation-Projekt
die dir die Götter auf den
Leib geschrieben haben. Hätte ich ihn nicht erkannt, er
hätte womöglich die Mission erfüllen können, in
der man ihn zweifellos zu uns geschickt hatte: sich als Spion bei uns
einzuschleichen und über unsere geheimsten Pläne zu
berichten. Doch da ich ihn entlarvt habe, funktioniert das nicht
mehr. Statt dessen sind wir jetzt am Zug.« Namarti rieb sich
entzückt die Hände, nur ganz allmählich, als sei ihm
bewußt, wie sehr das seinem Wesen widersprach, trat ein
Lächeln auf seine Züge – und schließlich lachte
er sogar laut.
18
Manella sagte nachdenklich: »Wir werden uns wohl nicht
wiedersehen, Planchet.«
Raych kam eben aus der Dusche und trocknete sich ab. »Warum
nicht?«
»Gleb Andorin will es nicht.«
»Wieso denn nicht?«
Manella hob die sanft gerundeten Schultern. »Er sagt, du hast
einen wichtigen Auftrag zu erledigen und deshalb keine Zeit mehr,
dich mit mir abzugeben. Vielleicht heißt das, du bekommst einen
besseren Job.«
Raych erstarrte. »Was für einen Auftrag? Hat er sich
nicht genauer geäußert?«
»Nein, aber er sagte, er ginge in den Kaiserlichen
Bezirk.«
»Tatsächlich? Erzählt er dir öfter solche
Dinge?«
»Du weißt doch, wie das ist, Planchet. Im Bett werden
die Männer gesprächig.«
»Ich weiß«, sagte Raych, der sich stets sehr in
acht nahm. »Worüber redet er denn so?«
»Warum willst du das wissen?« Sie runzelte die Stirn.
»Er erkundigt sich auch ständig nach dir. Das ist mir bei
Männern schon oft aufgefallen. Sie sind schrecklich neugierig
aufeinander. Woran das wohl liegen mag?«
»Was hast du ihm von mir erzählt?«
»Nicht viel. Nur, daß du ein sehr anständiger
Bursche bist. Natürlich sage ich ihm nicht, daß ich dich
lieber habe als ihn. Am Ende würde ihn das kränken –
und das wäre auch für mich nicht gut.«
Raych kleidete sich an. »Dann heißt es also Abschied
nehmen.«
»Wenigstens für einige Zeit. Vielleicht ändert Gleb
ja seine Meinung. Ich ginge natürlich am liebsten mit in den
Kaiserlichen Bezirk – er bräuchte nur ein Wort zu sagen.
Ich war nämlich noch nie dort.«
Raych hätte sich fast verplappert, konnte aber noch
rechtzeitig ein Hüsteln vortäuschen und sagte dann:
»Ich war auch noch nie dort.«
»Dort gibt’s die größten Gebäude und die
nettesten Lokale und die feudalsten Restaurants – und dort leben
auch die reichen Leute. Ich würde gern ein paar reiche Leute
kennenlernen – außer Gleb, meine ich.«
»Von einem wie mir hast du nicht viel, das kann ich mir
vorstellen«, sagte Raych.
»Du bist schon in Ordnung. Man kann nicht ständig an die
Credits denken, aber manchmal bleibt einem nichts anderes übrig.
Vor allem, weil ich glaube, daß Gleb allmählich genug von
mir hat.«
Raych widersprach anstandshalber: »Wer könnte je von dir
genug bekommen?« um dann ein wenig verwirrt festzustellen,
daß er es ernst gemeint hatte.
»Das sagen die Männer immer«, wehrte Manella ab,
»aber du würdest dich wundern. Jedenfalls hatten wir eine
schöne Zeit miteinander, Planchet. Paß gut auf dich auf,
und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja auch mal
wieder.«
Raych nickte nur, es hatte ihm die Sprache verschlagen. Was er
empfand, ließ sich nicht mit Worten oder Gesten
ausdrücken.
Entschlossen wandte er sich anderen Dingen zu. Er mußte
herausfinden, was Namarti und seine Leute planten. Wenn man ihn von
Manella trennte, kam die Krise wohl mit Riesenschritten näher.
Und er hatte keinen anderen Anhaltspunkt als die merkwürdige
Frage, ob er etwas von Gartenarbeit verstehe.
Und er hatte auch keine Möglichkeit, Seldon weitere
Informationen zukommen zu lassen. Seit seinem Treffen mit Namarti
ließ man ihn keinen Moment aus den Augen, und alle Verbindungen
zur Außenwelt waren unterbrochen – auch das mit Sicherheit
ein Hinweis auf eine bevorstehende Krise.
Sollte er freilich erst hinterher herausfinden, was gespielt wurde
– sollte er die Nachricht erst weitergeben können, wenn sie
bereits überholt war – dann hätte er versagt.
19
Es war kein guter Tag für Hari Seldon. Seit jener ersten
Meldung hatte er nichts mehr von Raych gehört, und so hatte er
keine Ahnung, wie es um ihn stand.
Neben seiner verständlichen Sorge um seinen Sohn (Wenn ihm
wirklich ein Unglück zugestoßen wäre, hätte er
doch gewiß davon erfahren?) plagten ihn die Ängste vor den
Plänen der Verschwörer.
Es mußte sich um etwas Unauffälliges handeln. Ein
direkter Angriff auf
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