Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Regimes geschehen.«
»Wenn das so ist, Oberst, werden wir einfach dafür sorgen, daß die Prognosen der Psychohistorik so ausfallen, wie wir sie haben wollen.«
»Aber erstellen müßte sie trotzdem dieser Seldon, und er ist kein Freund des Regimes. Es ist wichtig, General, das an der Universität von Streeling laufende Projekt zur Vervollkommnung der Psychohistorik und die Person Hari Seldons voneinander zu trennen. Die Psychohistorik könnte für uns ungeheuer wertvoll werden, aber nur, wenn jemand anderer als Seldon das Projekt leitet.«
»Gibt es denn jemanden, der dazu imstande wäre?«
»O ja. Aber zuvor müßte man sich Seldon vom Halse schaffen.«
»Wo liegt da die Schwierigkeit? Man läßt ihn hinrichten und fertig.«
»Es wäre besser, General, wenn die Regierung in diesem Fall nicht allzu offen die Hand im Spiel hätte.«
»Erklärung!«
»Ich habe mir erlaubt, ihn zu einer Besprechung mit Ihnen zu bestellen, damit Sie sich mit Ihrer Menschenkenntnis ein Urteil über seine Persönlichkeit bilden. Im Anschluß daran müßten Sie auch einschätzen können, ob gewisse Vorschläge, an die ich denke, zweckmäßig sind oder nicht.«
»Wann soll diese Besprechung stattfinden?«
»Eigentlich schon sehr bald, aber seine Mitarbeiter haben um ein paar Tage Aufschub gebeten, weil sie gerade dabei waren, seinen Geburtstag zu feiern – den sechzigsten, nach allem was ich höre. Es erschien mir angebracht, der Bitte stattzugeben und den Termin um eine Woche zu verlegen.«
»Warum?« wollte Tennar wissen. »Ich verabscheue es, Schwäche zu zeigen.«
»Ganz recht, General. Ganz recht. Das beweist wieder Ihren sicheren Instinkt. Ich hatte jedoch das Gefühl, wir sollten aus Gründen der Staatsraison in Erfahrung bringen, was es mit dieser Geburtstagsfeier – sie ist momentan in vollem Gange – auf sich hat.«
»Wozu?«
»Es empfiehlt sich immer, Bescheid zu wissen. Möchten Sie sich eine Aufzeichnung der Festlichkeiten ansehen?«
General Tennars Miene blieb finster. »Ist das nötig?«
»Ich glaube, es wird Sie interessieren, General.«
Die – audivisuelle – Reproduktion war von ausgezeichneter Qualität, und eine ganze Weile war das spartanische Arbeitszimmer des Generals von der ausgelassenen Stimmung der Geburtstagsfeier erfüllt.
Linn lieferte mit leiser Stimme die erforderlichen Kommentare. »Was Sie sehen, General, spielt sich größtenteils im Projektgebäude ab, aber auch die übrige Universität ist mit einbezogen. Gleich wird uns eine Luftaufnahme zeigen, daß sich die Festlichkeiten über das gesamte Areal erstrecken. Ja, ich habe zwar im Moment keine Belege zur Hand, aber da und dort, zumeist in Universitäten und öffentlichen Gebäuden in den einzelnen Bezirken, finden derzeit überall auf dem Planeten in der einen oder anderen Form sogenannte ›Sympathiefeiern‹ statt. Das Fest ist noch nicht zu Ende.«
»Wollen Sie damit sagen, daß es sich um eine trantorweite Feier handelt?«
»In gewissen Kreisen. Hauptsächlich betroffen sind die Intellektuellen, aber man beteiligt sich auch in erstaunlich vielen anderen Schichten. Es mag sogar sein, daß auf anderen Welten hier und dort gejubelt wird.«
»Wo haben Sie diese Aufzeichnungen her?«
Linn lächelte. »Wir unterhalten recht gute Beziehungen zum Projekt. Unsere Informationsquellen sind sehr zuverlässig, und so geschieht kaum etwas, ohne daß wir sofort davon erfahren.«
»Na schön, Linn, und was schließen Sie aus alledem?«
»Mir scheint, General, und Sie haben gewiß den gleichen Eindruck, daß um diesen Hari Seldon ein Personenkult entstanden ist. Der Mann wird so weitgehend mit der Psychohistorik identifiziert, daß wir, sollten wir uns seiner auf allzu offensichtliche Weise entledigen, die Glaubwürdigkeit dieser Wissenschaft völlig zerstören würden. Und damit wäre sie für unsere Zwecke wertlos.
Andererseits, General, kommt Seldon allmählich in die Jahre, und man kann sich vorstellen, daß er sich in absehbarer Zeit durch einen anderen Mann ersetzen ließe: durch einen Mann unserer Wahl, der unseren hehren Zielen und unseren Hoffnungen für das Imperium aufgeschlossen gegenüberstehen müßte. Wenn man Seldon auf diese nach außen hin ganz natürliche Art und Weise von seinem Platz verdrängen könnte, wäre das ganz in unserem Sinne.«
»Und Sie meinen also, ich sollte ihn mir ansehen?« fragte der General.
»Gewiß. Fühlen Sie ihm auf den Zahn und entscheiden Sie dann über unser weiteres Vorgehen. Aber wir
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