Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Arbeit.
»Selbstverständlich. Ich wollte deine Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«
Mit besorgtem Stirnrunzeln verließ Dors den Raum.
23
»Nur herein, Mutter«, sagte Raych. »Die Luft ist rein. Ich habe Manella und Wanda weggeschickt.«
Dors trat ein und sah sich aus purer Gewohnheit nach allen Seiten um, ehe sie im nächstbesten Sessel Platz nahm.
»Danke«, sagte sie. Eine Weile saß sie nur da und machte ein Gesicht, als laste das ganze Imperium auf ihren Schultern.
Raych wartete ein wenig, dann sagte er: »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dich nach deiner wilden Fahrt durch die Kaiserlichen Gärten zu fragen. Nicht jeder hat eine Mutter, die zu so etwas fähig ist.«
»Darüber wollen wir jetzt nicht reden, Raych.«
»Tja, dann… Hör mal, gewöhnlich ist dir nie etwas anzumerken, aber heute finde ich, daß du irgendwie erledigt aussiehst. Wie kommt das?«
»Weil ich mich irgendwie erledigt fühle, wie du dich ausdruckst. Genauer gesagt bin ich schlechter Laune, weil mir schrecklich wichtige Dinge im Kopf herumgehen und es keinen Sinn hat, mit deinem Vater darüber zu sprechen. Er ist der großartigste Mensch, den ich kenne, aber manchmal hat man seine liebe Not mit ihm. Die dramatischsten Vorfälle interessieren ihn einfach nicht. Er sieht darin nur meine irrationalen Ängste um sein Leben – die einen ebenso irrationalen Beschützerinstinkt zur Folge haben.«
»Hör zu, Mutter, ich finde deine Ängste um Dad auch irrational. Und diese dramatischen Vorfälle existieren wahrscheinlich nur in deiner Phantasie.«
»Vielen Dank. Du redest genau wie er, und das finde ich frustrierend. Absolut frustrierend.«
»Nun, dann schütt’ mal dein Herz aus, Mutter. Was liegt dir auf der Seele? Von Anfang an.«
»Angefangen hat es mit Wandas Traum.«
»Wandas Traum! Mutter! Ich glaube, es reicht schon wieder. Dad würde dir keinen Moment länger zuhören, das weiß ich genau. Sag doch selbst, da hat ein Kind einen Traum, und du machst ein Riesentheater darum. Das ist doch lächerlich.«
»Ich glaube nicht, daß es ein Traum war, Raych. Ich glaube, was sie für einen Traum hielt, waren zwei reale Menschen, die sich, wie sie dachte, über den Tod ihres Großvaters unterhielten.«
»Das sind doch nur haltlose Vermutungen. Wie groß sind die Chancen, daß etwas dran sein könnte?«
»Nimm einfach an, daß es wahr ist. Die einzigen Worte, die ihr in Erinnerung geblieben sind, waren ›Tod mit Limonade.‹ Warum sollte sie so etwas träumen? Viel wahrscheinlicher ist, daß sie etwas ganz anderes hörte und es nur falsch verstand – was könnte in diesem Fall wohl tatsächlich gesagt worden sein?«
»Woher soll ich das wissen?« Raychs Stimme klang skeptisch.
Dors entging es nicht. »Du hältst das für krankhafte Einbildung. Sollte ich aber zufällig recht haben, so bin ich womöglich im Begriff, eine gegen Hari gerichtete Verschwörung innerhalb des Projekts aufzudecken.«
»Eine Verschwörung innerhalb des Projekts? Für mich klingt das ebenso unglaublich wie dein Versuch, einem Traum einen tieferen Sinn zu geben.«
»Jedes große Projekt ist durchsetzt mit Verstimmungen, Reibereien und Eifersüchteleien aller Art.«
»Schon, schon, aber wir reden von giftigen Worten, von bösen Gesichtern, von Gehässigkeiten und Klatsch. Eine Verschwörung ist doch etwas ganz anderes. Und ein Mordanschlag gegen Dad erst recht.«
»Das sind nur graduelle Unterschiede. Sehr kleine Unterschiede – vielleicht.«
»Davon wirst du Dad niemals überzeugen. Mich übrigens auch nicht.« Raych ging mit hastigen Schritten im Zimmer auf und ab. »Du warst also die ganze Zeit vollauf damit beschäftigt, diese sogenannte Verschwörung auszuschnüffeln?«
Dors nickte.
»Und es ist dir nicht gelungen?«
Wieder nickte Dors.
»Könnte es dir vielleicht deshalb nicht gelungen sein, weil es diese Verschwörung gar nicht gibt, Mutter?«
Dors schüttelte den Kopf. »Auch wenn ich bisher keinen Erfolg hatte, das macht mich nicht wankend. Die Verschwörung existiert. Das spüre ich.«
Raych lachte. »Das klingt aber recht allgemein, Mutter. Ich hätte mehr von dir erwartet als ›Das spüre ich.‹«
»Ich kann mir ein Wort vorstellen, das man als ›Limonade‹ mißverstehen könnte, nämlich ›Laienbeistand‹.« *
»Laienbeistand? Was soll das sein?«
»Laien werden im Projekt die Nichtmathematiker von den Mathematikern genannt.«
»Und?«
»Nimm einmal an« – Dors war nicht mehr zu halten –,
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