Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Unglücksbringer halte.«
»Das will ich nun doch nicht hoffen, Sire.«
»Kommen Sie, die Vergangenheit spricht Bände. Eto Demerzel, Ihr Vorgänger als Kanzler unter Cleon, war beeindruckt von Ihrer Arbeit, und was passierte? – Er wurde aus seiner Stellung gedrängt und ins Exil geschickt. Auch Kaiser Cleon selbst war beeindruckt von Ihrer Arbeit, und was passierte? – Er fiel einem Attentat zum Opfer. Die Militärjunta war beeindruckt von Ihrer Arbeit, und was passierte? – Sie wurde einfach hinweggefegt. Sogar die Joranumiten sollen von Ihrer Arbeit beeindruckt gewesen sein, und siehe da, sie wurden ausgerottet. Und nun, o Seldon der Rabe, sind Sie zu mir gekommen. Was habe ich zu erwarten?«
»Nichts Böses, Sire.«
»Wohl nicht, denn im Gegensatz zu all den eben erwähnten Personen bin ich von Ihrer Arbeit nicht beeindruckt. Und nun sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.«
Er hörte aufmerksam und ohne zu unterbrechen zu, während Seldon erklärte, wie wichtig es sei, ein Projekt zur Vorbereitung einer Enzyklopädie einzurichten, die für den Fall einer Katastrophe das Wissen der Menschheit bewahren sollte.
»So, so«, sagte Agis XIV. schließlich, »Sie sind also tatsächlich vom Untergang des Imperiums überzeugt.«
»Die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, Sire, und es wäre unklug, sich auf eine solche Möglichkeit nicht einzustellen. Man könnte sagen, ich möchte sie verhindern, wenn ich das kann – oder ihre Auswirkungen mildern, wenn ich es nicht kann.«
»Rabe Seldon, wenn Sie Ihre Nase weiterhin in solche Dinge stecken, wird das Imperium zusammenbrechen, und nichts wird es verhindern können.«
»O nein, Sire. Ich bitte nur um Erlaubnis, meine Arbeit zu tun.«
»Oh, die können Sie haben, aber ich sehe immer noch nicht, was Sie wirklich von mir erwarten. Warum haben Sie mir von Ihren Plänen für diese Enzyklopädie erzählt?«
»Weil ich gern in der Galaktischen Bibliothek arbeiten würde, Sire, oder, genauer gesagt, weil ich möchte, daß andere mit mir zusammen dort arbeiten.«
»Ich werde Ihnen nichts in den Weg legen, das versichere ich Ihnen.«
»Das genügt nicht, Sire. Ich brauche ihre Hilfe.«
»In welcher Beziehung, Ex-Kanzler?«
»In finanzieller. Die Bibliothek benötigt öffentliche Mittel, sonst schließt sie ihre Tore, und mich wirft man hinaus.«
»Credits!« Erstaunen färbte die Stimme des Kaisers. »Sie kommen zu mir um Credits?«
»So ist es, Sire.«
Erregt erhob sich Agis XIV. von seinem Platz. Seldon wollte ebenfalls aufstehen, aber Agis winkte ab.
»Bleiben Sie sitzen. Ich will nicht wie ein Kaiser behandelt werden, denn ich bin kein Kaiser. Ich habe diesen Posten nicht gewollt, man hat ihn mir aufgedrängt. Ich war sozusagen der nächste Angehörige der Kaiserlichen Familie, und man hat mir ständig in den Ohren gelegen, das Imperium brauche wieder einen Kaiser. Nun bin ich da, aber allzuviel Freude wird man mit mir nicht haben.
Credits! Sie erwarten Credits von mir? Sie sprechen vom Zerfall des Imperiums. Was stellen Sie sich darunter eigentlich vor? Denken Sie an Aufstände? An einen Bürgerkrieg? An vereinzelte Unruheherde hier und dort?
Falsch. Denken Sie an Credits. Ist Ihnen bekannt, daß ich von der Hälfte aller Provinzen des Imperiums keine Steuern eintreiben kann? Dem Namen nach gehören sie dem Reich immer noch an – ›Heil dem Imperium!‹ – ›Ehre dem Kaiser!‹ – aber sie bezahlen nicht, und ich habe nicht die Macht, sie dazu zu zwingen. Und wenn ich es nicht schaffe, ihnen die Credits abzuknöpfen, dann sind sie eigentlich auch nicht mehr Teil des Imperiums, nicht wahr?
Credits! Das Imperium hat ein chronisches Haushaltsdefizit in erschreckender Höhe. Ich kann überhaupt nichts mehr bezahlen. Sie glauben, die Mittel reichten aus, um die Kaiserlichen Gärten instandzuhalten? Nur mit Mühe und Not. Ich muß an allen Ecken und Enden sparen. Ich muß zusehen, wie der Palast verkommt. Ich muß die Dienerschaft allmählich aussterben lassen.
Professor Seldon, Sie wollen Credits. Ich habe keine. Woher soll ich Zuwendungen für die Bibliothek nehmen? Die Leute sollten dankbar sein, daß es mir überhaupt noch gelingt, jedes Jahr etwas für sie herauszuquetschen.« Der Kaiser verstummte und streckte die geöffneten Hände aus, wie um die Leere der Kaiserlichen Schatztruhen zu symbolisieren.
Hari Seldon war wie vor den Kopf geschlagen. »Aber Sire, auch wenn Ihnen die Credits fehlen, so verfügen Sie doch immer noch über die
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