Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Sisyphus ist? Unwichtig. Vielleicht zeigt uns die Psychohistorik den Weg in eine völlig neue Gesellschaft, die sich radikal von allem unterscheidet, was wir kennen, in eine stabile, erstrebenswerte Gesellschaft.«
»Ich hoffe es«, seufzte Seldon. »Ich hoffe es wirklich, aber noch sehe ich keine Anzeichen dafür. In der nahen Zukunft werden wir uns nach Kräften bemühen müssen, die Peripherie loszulassen. Und damit beginnt der Zusammenbruch des Galaktischen Imperiums.«
4
»Dann sagte ich«, schloß Hari Seldon, »›Und damit beginnt der Zusammenbruch des Galaktischen Imperiums‹. Und das ist die Wahrheit, Dors.«
Dors lauschte schweigend. Sie hatte Seldons Ernennung zum Kanzler genauso hingenommen wie alles, was ihr widerfuhr, nämlich mit Gelassenheit. Ihr einziges Anliegen war es, ihn und seine Psychohistorik zu schützen, aber sie wußte sehr wohl, wie sehr ihr dieses neue Amt die Aufgabe erschwerte. Am sichersten war es immer, nicht aufzufallen, und solange Seldon im Licht des Raumschiffund-Sonne-Emblems stand, konnte sie so viele Barrieren um ihn errichten, wie sie nur wollte, er würde gefährdet bleiben.
Der Luxus, in dem sie jetzt lebten – die wirksame Abschirmung gegen Spionstrahlen wie gegen direkte Störungen ihrer Privatsphäre; die Tatsache, daß ihr für ihre eigenen, historischen Forschungen, fast unbegrenzte Mittel zur Verfügung standen – all das befriedigte sie nicht. Sie wäre mit Freuden wieder in ihre alte Wohnung an der Streeling Universität gezogen. Oder noch besser, in ein wildfremdes Apartment in einem wildfremden Bezirk, wo sie kein Mensch kannte.
»Alles schön und gut, liebster Hari«, sagte sie, »aber es reicht nicht.«
»Was reicht nicht?«
»Die Informationen, die du mir gibst. Du sagst, es könnte sein, daß wir die Peripherie verlieren. Aber wie? Und warum?«
Seldon lächelte. »Das wüßte ich auch gern, Dors, aber noch ist die Psychohistorik nicht so weit, daß sie uns das sagen könnte.«
»Dann will ich wenigstens deine eigene Meinung hören. Liegt es am Autonomiestreben der Gouverneure auf den fernen Welten?«
»Das ist mit Sicherheit ein Faktor. Solche Gelüste hat es auch früher schon gegeben – das weißt du besser als ich – aber sie hatten nie Bestand. Vielleicht sind sie diesmal von Dauer.«
»Weil das Imperium schwächer ist?«
»Ja, weil der Warenaustausch nicht mehr so reibungslos läuft, weil die Verständigung schwieriger geworden ist, weil die Gouverneure der Peripherie tatsächlich der Unabhängigkeit näher sind denn je. Es braucht nur einer an die Macht zu kommen, der besonders ehrgeizig ist…«
»Kannst du vorhersagen, wo das sein könnte?«
»Ach woher. Alles, was wir der Psychohistorik in diesem Stadium abringen können, ist die Aussage, daß ein ungewöhnlich fähiger und ehrgeiziger Gouverneur, wenn er denn aufträte, heute weitaus günstigere Bedingungen vorfände als in der Vergangenheit. Aber die Ursachen könnten auch andere sein – eine verheerende Naturkatastrophe oder ein plötzlich ausbrechender Bürgerkrieg zwischen zwei weit entfernten Außenweltbündnissen. Nichts von alledem läßt sich im Moment exakt vorhersagen, aber wir wissen, daß alles, was in dieser Richtung geschieht, heute gravierendere Folgen haben wird als noch vor hundert Jahren.«
»Aber wie kannst du, ohne wenigstens etwas genauer zu wissen, was sich in der Peripherie abspielen wird, die Maßnahmen so steuern, daß die Peripherie sich löst und nicht etwa Trantor zerfällt?«
»Indem ich beides genau beobachte und versuche, Trantor zu stabilisieren, die Peripherie dagegen nicht. Wir können von der Psychohistorik nicht erwarten, daß sie die Ereignisse automatisch systematisiert, solange wir ihre Arbeitsweise nicht sehr viel genauer durchschauen, folglich müssen wir sozusagen ständig von Hand schalten. In späteren Zeiten wird die Technik soweit ausgereift sein, daß solche Eingriffe immer seltener erforderlich werden.«
»Aber das«, sagte Dors, »bleibt späteren Zeiten vorbehalten. Richtig?«
»Richtig. Und auch da kann man nur hoffen.«
»Und wodurch würde die Stabilität von Trantor bedroht – falls wir an der Peripherie festhielten?«
»Die Möglichkeiten sind die gleichen – wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren, Naturkatastrophen, Rivalitäten zwischen hohen Beamten. Und noch etwas. Yugo gegenüber habe ich den Zustand des Imperiums mit dem Wort Überhitzung beschrieben – und auf Trantor ist diese Überhitzung
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