Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
zu Ende. In drei Tagen würde er sich von diesem
Zimmer und von der Universität Erde, ja, von der Erde selbst
verabschieden.
Melden könnte er den Ausfall trotzdem, ohne weiteren
Kommentar. Er brauchte nur hinauszugehen und das Telefon auf dem Flur
zu benützen. Vielleicht brachte man ihm eine Lampe mit eigenem
Akkumulator oder stellte sogar ein provisorisches Gebläse auf,
damit er ohne Erstickungsängste schlafen konnte. Und wenn nicht,
ins All mit ihnen! Zwei Nächte würde er noch
überstehen.
Das Visiphon spendete immerhin so viel Licht, daß er sich
eine Unterhose suchen und eine Latzhose darüberziehen konnte.
Das mußte genügen, entschied er. Die Pantoffeln behielt er
an. Zwar hätte er bei den dicken, fast schalldichten
Trennwänden in diesem Betonklotz sogar in Nagelstiefeln
über den Flur trampeln können, ohne jemanden aufzuwecken,
doch wozu sollte er die Schuhe wechseln?
Er ging zur Tür und drückte auf die Klinke. Sie
ließ sich leicht bewegen, und Biron hörte ein Klicken und
glaubte, der Schließmechanismus habe angesprochen. Aber das war
leider ein Irrtum. Obwohl er zog, daß sein Bizeps sich
wölbte, ließ sich die Tür nicht öffnen.
Er trat zurück. Das war doch nicht möglich. Sollte es zu
einem allgemeinen Stromausfall gekommen sein? Ausgeschlossen. Die Uhr
ging noch, und das Visiphon war immerhin empfangsbereit.
Moment! Seine Kameraden! Vielleicht hatten sie die Hand im Spiel,
den Jungs war alles zuzutrauen. Dergleichen kam immer wieder einmal
vor. Natürlich waren solche Streiche kindisch, aber er hatte
sich selbst schon daran beteiligt. Durchaus möglich, daß
sich einer von seinen Kumpels bei Tag hier hereingeschlichen hatte,
um die nötigen Vorbereitungen zu treffen, das wäre kein
Problem gewesen. Nein, als er schlafenging, hatten Klimaanlage und
Beleuchtung noch funktioniert.
Schön, dann eben während der Nacht. Das Gebäude war
alt und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. Man brauchte
kein Genie zu sein, um an die Klimaanlage oder die Lichtleitungen
heranzukommen. Oder um das Türschloß zu blockieren. Und
jetzt warteten sie sicher darauf, daß es Tag wurde. Mal sehen,
was passierte, wenn der alte Biron merkte, daß er
eingeschlossen war. Wahrscheinlich würden sie ihn erst gegen
Mittag unter schallendem Gelächter befreien.
»Ha, ha«, stieß Biron wütend hervor.
Schön, nun hatte er die Bescherung. Aber er konnte es nicht
einfach dabei belassen, er mußte sich irgendwie
revanchieren.
Als er sich umdrehte, stieß er mit dem Fuß an einen
Gegenstand, der mit metallischem Klirren quer durchs Zimmer
schlitterte. Im matten Schein des Visiphons sah er nur einen
Schatten. Er bückte sich und tastete mit der Hand in weitem
Bogen unter dem Bett herum. Als er das Ding gefunden hatte, zog er es
heraus und hielt es dicht an den Schirm. (So schlau waren sie nun
auch wieder nicht. Sie hätten das Visiphon völlig
außer Betrieb setzen sollen, anstatt nur den Stromkreis
für den Sender zu unterbrechen.)
In seiner Hand lag ein Röhrchen mit einer Glasblase am oberen
Ende. Die Blase hatte ein Loch. Er hielt sich den Zylinder an die
Nase und roch daran. Hypnit. Damit war immerhin der rätselhafte
Geruch erklärt. Natürlich, die Burschen hatten ein
Betäubungsmittel verwendet, damit er nicht aufwachte,
während sie sich an den elektrischen Leitungen zu schaffen
machten.
Biron konnte das Manöver nun Schritt für Schritt
nachvollziehen. Zuerst wurde die Tür aufgestemmt, ein
Kinderspiel, aber zugleich der einzig riskante Teil des Unternehmens,
denn dabei hätte er aufwachen können. Aber vielleicht
hatten sie die Tür im Laufe des Tages so präpariert,
daß der Riegel nicht ganz einrastete, ohne daß man es
bemerkte. Er hatte es nicht ausprobiert. Wie auch immer, sobald sein
Zimmer offen war, warfen sie eine Hypnitkapsel hinein, schoben die
Tür wieder zu und warteten, während das
Betäubungsmittel langsam austrat, sich zu der erforderlichen
Konzentration von eins zu zehntausend verdichtete und ihn außer
Gefecht setzte. Nun konnten sie – natürlich maskiert –
gefahrlos eintreten. Beim All!! Ein nasses Taschentuch schützte
fünfzehn Minuten lang vor dem Hypnit, und mehr Zeit hatten sie
wohl nicht gebraucht.
Damit war auch die Sache mit der Belüftung geklärt. Die
Anlage mußte abgeschaltet sein, sonst wäre das Hypnit zu
rasch abgesaugt worden. Das war sicher die erste Maßnahme
gewesen. Das Visiphon hatte man lahmgelegt, damit er nicht um Hilfe
rufen konnte; die blockierte
Weitere Kostenlose Bücher