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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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und dem Krankenhaus blieb nichts weiter zu tun,
als die üblichen Vorbereitungen für eine Feuerbestattung zu
treffen.
    Immerhin, das Armband war noch weiß. Biron beruhigte sich
ein wenig und dachte nach.
    Die Strahlung war also nicht sehr stark. Gehörte vielleicht
auch das noch zu dem Streich? Er verwarf den Gedanken sofort. Kein
Mensch würde so etwas tun. Jedenfalls nicht auf der Erde, wo der
Besitz von radioaktivem Material verboten war und als
Schwerverbrechen geahndet wurde. Man nahm die Radioaktivität
hier sehr ernst. Notgedrungen. Man brauchte schon ein sehr starkes
Motiv, um damit herumzuspielen.
    Er zwang sich, den Gedanken zu Ende zu führen, anstatt ihn
sofort zu verdrängen. Ein starkes Motiv wäre etwa der
Wunsch, ihn zu ermorden. Aber warum? Dazu hatte er doch keinen
Anlaß gegeben. Er war dreiundzwanzig Jahre alt und hatte sich
bisher keinen ernstzunehmenden Feind gemacht. Keinen jedenfalls, der
Grund hätte, ihm nach dem Leben zu trachten.
    Er fuhr sich mit der Hand durch das kurzgeschorene Haar. Die
Überlegung war absurd, aber er mußte sich damit
auseinandersetzen. Vorsichtig ging er zum Schrank zurück. Irgend
etwas sendete diese Strahlung aus; etwas, das vor vier Stunden noch
nicht dagewesen war. Er entdeckte den Fremdkörper auf der
Stelle.
    Es war ein Kästchen von nicht mehr als fünfzehn
Zentimeter Kantenlänge. Als Biron erkannte, was es war, begann
seine Unterlippe leicht zu zittern. Gesehen hatte er so ein Ding noch
nie, aber er hatte davon gehört. Er nahm das Meßgerät
an sich und ging damit ins Schlafzimmer zurück. Das Gewisper
flaute ab, verstummte fast völlig und setzte wieder ein, sobald
er die dünne, strahlungsdurchlässige Glimmermembran auf das
Kästchen richtete. Damit war jeder Zweifel beseitigt. Es
handelte sich um eine Strahlungsbombe.
    Derzeit war die Strahlung noch nicht tödlich; sie stammte nur
vom Zünder, der irgendwo im Innern des Kästchens eine
winzige Atombombe scharfmachte. Künstliche Isotope mit kurzer
Halbwertszeit heizten den Kern langsam auf und durchsetzten ihn mit
den erforderlichen Teilchen. Wenn die kritische Temperatur und die
kritische Teilchendichte erreicht waren, wurde die Kettenreaktion
ausgelöst. Zur Explosion kam es dabei im allgemeinen nicht,
obwohl die Abwärme genügte, um das Kästchen zu einem
formlosen Metallklumpen zusammenschmelzen zu lassen, doch der
Strahlungsausstoß war gewaltig und konnte je nach
Größe der Bombe im Umkreis von fünf Metern bis
fünf Kilometern alles Leben vernichten.
    Wann die kritische Masse erreicht sein würde, ließ sich
nicht feststellen. Vielleicht erst in ein paar Stunden, vielleicht
auch schon im nächsten Augenblick. Biron stand da wie
angewurzelt, die Taschenlampe in den schweißfeuchten
Händen, und wußte sich keinen Rat. Erst vor einer halben
Stunde hatte ihn das Visiphon aus friedlichem Schlummer geweckt. Und
jetzt wußte er, daß er sterben würde.
    Er wollte nicht sterben, aber er saß hoffnungslos in der
Falle und konnte sich nirgendwo verstecken.
    Er überlegte angestrengt. Sein Zimmer lag am Ende des
Korridors und grenzte folglich nur an einer Seite und natürlich
oben und unten an andere Räume. Der Raum über ihm
nützte ihm nichts. Zwischen ihm und seinem Nachbarn auf diesem
Stockwerk befanden sich die beiden Badezimmer. Ob er sich dort
bemerkbar machen konnte, war eher zu bezweifeln.
    Damit blieb noch das Apartment unter ihm.
    Er hatte für den Fall, daß er Gäste bekam, zwei
Klappstühle im Zimmer. Einen davon packte er nun mit beiden
Händen und schmetterte ihn gegen den Boden. Er erzielte nur ein
müdes Klatschen. Als er den Vorgang mit der Schmalseite
wiederholte, wurde das Klopfen lauter und kräftiger.
    Nach jedem Schlag wartete er ein wenig. Ob es ihm wohl gelingen
würde, den Schläfer unter sich zu wecken und so weit in
Rage zu bringen, daß er sich wegen der Ruhestörung
beschwerte?
    Plötzlich hörte er ein leises Geräusch und hielt
inne, den bereits arg lädierten Stuhl hoch erhoben. Da war es
wieder, fast wie ein gedämpfter Schrei. Es kam von der Tür
her.
    Er ließ den Stuhl fallen und schrie zurück. Dann
drückte er das Ohr gegen den Spalt zwischen Tür und Wand,
aber die Tür war gut eingepaßt, und so hörte er auch
hier nicht viel.
    Immerhin verstand er seinen Namen.
    Jemand rief immer wieder: »Farrill! Farrill!« und dann
noch etwas, vielleicht: »Sind Sie da drin?« oder:
»Alles in Ordnung?«
    »Brechen Sie die Tür auf!« brüllte er dreimal,
viermal, zurück.

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