Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
soviel wie einen
Ausflug in die Freiheit.
    Gewiß, solche Ausflüge dauerten nicht lange, und sie
konnten auch nicht lange dauern, denn hier in Chica mußte man
die ganze Zeit Bleianzüge tragen, sogar im Bett, und was noch
schlimmer war, man mußte ständig Metabolin einnehmen.
    Im Gespräch mit Shekt ließ er seiner Verbitterung
darüber freien Lauf.
    »Metabolin«, sagte er und hielt die zinnoberrote Pille
in die Höhe, »symbolisiert vielleicht am besten, was Ihr
Planet für mich bedeutet, mein Freund. Das Mittel hat die
Aufgabe, sämtliche Stoffwechselvorgänge anzuregen, solange
ich hier in einer radioaktiven Wolke sitze, von der Sie nicht das
geringste merken.«
    Er schluckte die Tablette. »So! Jetzt wird mein Herz
schneller schlagen; mein Atem wird mit sich selbst um die Wette
rennen; und meine Leber wird heißlaufen, um all die chemischen
Prozesse abzuspulen, die sie, wenn man den Medizinern glauben darf,
zur wichtigsten Fabrik des Körpers machen. Und hinterher
muß ich mit Müdigkeit und quälenden Kopfschmerzen
dafür büßen.«
    Dr. Shekt, ein großer schlanker Mann in mittleren Jahren,
der stets leicht gebückt ging, hörte belustigt zu. Er
wirkte stark kurzsichtig, nicht, weil er eine Brille getragen oder
irgendwelche Beschwerden gehabt hätte, sondern weil er seit
langem gewohnt war, mit unbewußt starrem Blick alles
genauestens zu betrachten und sämtliche Fakten sorgsam
abzuwägen, bevor er sich äußerte.
    Aber er hatte viel über die Galaktische Kultur gelesen und
war halbwegs frei von jenem blinden Mißtrauen, jener
Feindseligkeit gegen alles und jedes, die selbst ein kosmopolitisch
denkender Imperialer wie Ennius an den durchschnittlichen
Erdenmenschen so abstoßend fand.
    »Ich bin überzeugt davon, daß Sie die Tablette gar
nicht brauchen«, sagte er jetzt. »Metabolin ist nichts als
ein imperialer Aberglaube, und dessen sind Sie sich auch durchaus
bewußt. Wenn ich es Ihnen ohne Ihr Wissen gegen Zuckerdragees
austauschen würde, wären Sie kein bißchen schlechter
dran. Ja, Sie würden sich hinterher sogar in die gleichen
psychosomatisch bedingten Kopfschmerzen hineinsteigern.«
    »Sie haben gut reden, schließlich sind Sie an die
hiesigen Lebensbedingungen angepaßt. Oder wollen Sie
bestreiten, daß Ihr Grundumsatz höher ist als der
meine?«
    »Natürlich nicht, aber was macht das schon aus? Ich
weiß, Ennius, das Imperium redet sich ein, hier auf der Erde
lebten andere Menschen als anderswo, aber in den wirklich wichtigen
Dingen sind wir eigentlich alle gleich. Oder sind Sie als Missionar
der Antiterrestrierpartei zu mir gekommen?«
    Ennius stöhnte auf. »Beim Leben des Kaisers, die besten
Missionare für diese Partei sind Ihre eigenen Landsleute.
Zusammengepfercht auf ihrem Todesplaneten, langsam aufgefressen von
ihrem eigenen Haß, sind sie nichts anderes als ein chronisches
Magengeschwür der Galaxis.
    Ich scherze nicht, Shekt. Auf welchem anderen Planeten ist der
Alltag mit so vielen Ritualen durchsetzt, an denen man mit geradezu
masochistischer Radikalität festhält? Kein Tag vergeht,
ohne daß eine Abordnung von irgendeiner Stelle Ihrer Regierung
bei mir antanzt und verlangt, ich müsse über irgendeinen
armen Teufel, der nichts Schlimmeres verbrochen hat, als eine
verbotene Zone zu betreten, sich vor den Sechzig zu drücken oder
vielleicht auch nur mehr zu essen, als ihm zustand, die Todesstrafe
verhängen.«
    »Aha. Und Sie geben dem Ansinnen jedesmal statt. Ihr
Idealismus empört sich offenbar nicht so stark, daß Sie
sich weigern würden.«
    »Ich bemühe mich stets nach Kräften, eine
Hinrichtung abzuwenden, die Sterne sind mein Zeuge. Aber was kann ich
denn schon machen? Der Kaiser verbietet uns strikt, uns in
irgendeiner Weise in die Sitten und Gebräuche einzelner
imperialer Bevölkerungsgruppen einzumischen – eine weise
und richtige Haltung, denn damit wird den Narren, die sonst jeden
zweiten Dienstag und Donnerstag einen Aufstand anzetteln würden,
die Unterstützung der breiten Masse entzogen. Und falls ich
tatsächlich einmal hart bliebe, wenn Ihre Ratsversammlungen,
Senate und Kammern die Todesstrafe fordern, so würde sich ein
solches Geschrei erheben, ein so wütender Protest gegen das
Imperium, daß ich lieber zwanzig Jahre inmitten einer Legion
von Teufeln schlafen würde, als auch nur zehn Minuten
länger auf dieser Erde zu bleiben.«
    Shekt seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das schüttere
Haar. »Für den Rest der Galaxis ist die Erde, falls man

Weitere Kostenlose Bücher