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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Fuß.«
     
    Eine halbe Stunde später bogen sie von der Hauptstraße
auf einen der vielfach gewundenen, staubfreien Sandwege ab. Beide
schwiegen bedrückt, in Valona regte sich eine Angst, die ihr
inzwischen wohlvertraut war. Sie hatte keine Worte, um
auszudrücken, was sie für ihn empfand, und deshalb hatte
sie es auch nie versucht.
    Wenn er sie nun verließ? Er war klein für einen Mann,
nicht größer als sie selbst und sogar etwas leichter. In
vieler Hinsicht war er immer noch so hilflos wie ein Kind. Aber bevor
jemand seinen Verstand abgeschaltet hatte, mußte er ein
gebildeter Mann gewesen sein. Ein sehr wichtiger, gebildeter
Mann.
    Valona selbst hatte keine besondere Erziehung genossen. Sie hatte
nur lesen und schreiben gelernt und danach auf der Berufsschule
gerade so viel an technischen Fertigkeiten vermittelt bekommen,
daß sie imstande war, die Maschinen in der Fabrik zu bedienen.
Aber sie wußte immerhin, daß nicht alle Menschen einen so
beschränkten Horizont hatten. So verfügte etwa der
Schultheiß über ein umfangreiches Wissen, von dem sie alle
profitierten. Gelegentlich kamen auch ›Herren‹ auf
Inspektionsbesuch ins Dorf. Valona hatte sie nie aus der Nähe
gesehen, doch als sie einmal an einem Festtag die Stadt besuchte,
hatte sie von ferne eine ganze Gruppe dieser prächtig
gekleideten Überwesen bestaunen können. Gelegentlich
durften die Fabrikarbeiter auch zuhören, wenn sich gebildete
Leute unterhielten. Es klang anders, flüssiger, der Tonfall war
weniger hart, dafür verwendeten sie längere Worte. Auch Rik
sprach immer öfter so, seit sein Gedächtnis allmählich
zurückkehrte.
    Seine ersten Worte hatten sie erschreckt. Sie waren ganz
plötzlich gekommen, nach einem Kopfschmerzanfall, bei dem er
lange vor sich hingewimmert hatte. Seine Aussprache war sonderbar,
und sie hatte versucht, ihn zu verbessern, aber er war nicht darauf
eingegangen.
    Schon damals hatte sie befürchtet, er würde sie
verlassen, wenn er sich an zu vieles erinnerte. Sie war doch nur
Valona March, von allen ›die Starke Lona‹ genannt. Sie war
nicht verheiratet und würde auch nie heiraten. Eine Riesin mit
großen Füßen und schwieligen, roten Händen fand
keinen Mann. Wenn die Jungen beim Festschmaus an den Mußetagen
einfach über sie hinwegschauten, pflegte sie sich mit grollenden
Blicken zu revanchieren. Backfischhaft zu kichern oder ihnen
schöne Augen zu machen, war ihr nicht gegeben.
    Sie würde niemals ein Baby in den Armen halten. Von den
Mädchen im Dorf bekam eins nach dem anderen ein Kind, und sie
drängte sich jedesmal wieder heran, um sich das rotgesichtige,
kahlköpfige Etwas anzusehen, die zusammengekniffenen Augen, die
ohnmächtig geballten Fäuste, das zahnlose
Mündchen…
    »Als nächste bist du dran, Lona.«
    »Wann kriegst du denn endlich ein Baby, Lona?«
    Sie konnte sich nur stumm abwenden.
    Doch dann kam Rik, und er war so gut wie ein Baby. Er mußte
gefüttert und versorgt, in die Sonne gebracht und in den Schlaf
gewiegt werden, wenn ihn wieder einmal seine Kopfschmerzen
peinigten.
    Die Kinder rannten hinter ihr her, lachten sie aus und schrien:
»Lona hat ’nen Liebhaber. Die Starke Lona hat ’nen
närrischen Liebhaber. Lonas Liebhaber ist ein Rik.«
    Und später, als Rik allein gehen konnte (an dem Tag, als er
seine ersten Schritte machte, war sie so stolz auf ihn gewesen, als
sei er wirklich erst ein Jahr alt und nicht um die dreißig) und
sich ohne Begleitung auf die Dorfstraßen hinauswagte, da liefen
sie ihm nach, umringten ihn und quälten ihn mit schrillen
Gelächter und dummen Spottversen, nur um zu erleben, wie ein
erwachsener Mann vor ihnen zurückschreckte, verängstigt die
Hände vors Gesicht schlug und nur noch leise wimmern konnte.
Dutzende von Malen war sie damals aus dem Haus gestürmt, hatte
die Gören angeschrien und sie mit ihren großen
Fäusten bedroht.
    Diese Fäuste fürchteten sogar erwachsene Männer. Am
ersten Tag, als sie Rik zur Arbeit in die Fabrik brachte, hatte sie
ihren Abteilungsleiter mit einem einzigen Hieb zu Boden gestreckt,
weil sie mitbekam, wie er hämisch eine zweideutige Anspielung
über sie beide vom Stapel ließ. Der Fabrikrat zog ihr zur
Strafe einen vollen Wochenlohn ab und hätte sie vielleicht sogar
in die Stadt geschickt, um sie bei den ›Herren‹ vor Gericht
zu stellen, wenn sich nicht der Schultheiß mit der
Begründung, man habe sie provoziert, für sie eingesetzt
hätte.
    Deshalb wollte sie nicht, daß Rik sein

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