Foundation 08: Foundation
ich ihr ausweichen konnte, stieß sie mit mir zusammen. Und weißt du was? Ich glaube, sie ist in Schwierigkeiten.«
»Dann halt den Mund, Pappa! Mit dir könnte jeder zusammenstoßen.« Aber sie setzte sich zu Arcadia auf den Koffer, der unter dem zusätzlichen Gewicht müde aufstöhnte, und legte dem Mädchen einen Arm um die bebenden Schultern. »Du läufst vor jemandem weg, Herzchen? Hab keine Angst, es mir zu erzählen. Ich werde dir helfen.«
Arcadia blickte in die freundlichen grauen Augen der Frau. Ihre Lippen begannen zu zittern. Ein Teil ihres Gehirns sagte ihr, hier seien Leute von Trantor, denen sie sich anschließen konnte, die ihr helfen würden, auf Trantor zu bleiben, bis sie sich entschieden hatte, was sie als nächstes tun, wohin sie als nächstes gehen solle. Und ein anderer Teil des Gehirns schrie ihr unzusammenhängend, aber sehr viel lauter zu, daß sie sich nicht mehr an ihre Mutter erinnerte, daß sie es sterbenssatt hatte, gegen das Universum zu kämpfen, daß sie sich nur zusammenrollen und starke, liebevolle Arme um sich fühlen wollte, daß sie, wenn ihre Mutter noch lebte, vielleicht… vielleicht…
Und zum erstenmal an diesem Abend weinte sie, weinte wie ein kleines Kind und war froh darüber, klammerte sich an das altmodische Kleid und durchfeuchtete eine Ecke davon gründlich, während weiche Arme sie festhielten und eine freundliche Hand ihre Locken streichelte.
Pappa stand da, sah die beiden hilflos an und suchte vergebens nach einem Taschentuch, das ihm, als er es endlich zu Tage förderte, aus der Hand gerissen wurde. Mamma befahl ihm mit einem Blick, ruhig zu sein. Die Menschen umwogten die kleine Gruppe mit der echten Gleichgültigkeit, die unzusammenhängende Massen überall auszeichnet. Das Ehepaar und Arcadia waren praktisch allein.
Schließlich verstummte das Weinen. Arcadia lächelte schwach und tupfte sich die roten Augen mit dem geborgten Taschentuch. »Zu blöde«, flüsterte sie, »ich…«
»Sch! Sch! Nicht reden«, tröstete Mamma. »Bleib sitzen und ruh dich eine Weile aus. Komm erst wieder zu Atem. Dann erzählst du uns, was los ist, und du wirst sehen, wir bringen es wieder in Ordnung und alles wird gut werden.«
Arcadia raffte zusammen, was von ihrem Verstand übrig war. Sie konnte ihnen die Wahrheit nicht sagen. Sie konnte niemandem die Wahrheit sagen… Und doch war sie zu erschöpft, um eine nützliche Lüge zu erfinden.
»Mir geht es wieder besser«, krächzte sie.
»Gut!« lobte Mamma. »Jetzt sag mir, warum du in Schwierigkeiten bist. Du hast doch nichts angestellt? Natürlich werden wir dir helfen, was du auch getan haben magst, aber sag uns die Wahrheit.«
»Für eine Freundin von Trantor tun wir alles«, setzte Pappa überschwenglich hinzu. »Nicht wahr, Mamma?«
»Halt den Mund, Pappa!« lautete die ohne Bosheit erteilte Antwort.
Arcadia kramte in ihrer Handtasche herum. Das war wenigstens trotz des ihr aufgezwungenen schnellen Kleiderwechsels in Lady Callias Räumen immer noch ein Stück Eigentum. Sie fand, was sie suchte, und reichte es Mamma.
»Das ist mein Paß«, sagte sie schüchtern. Das schimmernde synthetische Pergament war ihr am Tag ihrer Ankunft von dem Botschafter der Foundation ausgestellt und von dem zuständigen kalganischen Beamten gegengezeichnet worden. Es war groß, blumig abgefaßt und eindrucksvoll. Mamma betrachtete es hilflos und reichte es an Pappa weiter, der den Inhalt mit wichtigem Schürzen der Lippen in sich aufnahm.
»Du bist von der Foundation?« fragte er.
»Ja. Aber ich bin auf Trantor geboren. Sehen Sie, da steht es…«
»Ach ja. Für mich sieht das alles ganz korrekt aus. Du heißt Arcadia, he? Das ist ein guter trantorischer Name. Aber wo ist dein Onkel? Hier steht, du seist in Gesellschaft von Homir Munn, Onkel, angekommen.«
»Er ist festgenommen worden«, erklärte Arcadia trübselig.
»Festgenommen!« schrien beide auf. »Weshalb?« fragte Mamma. »Hat er etwas verbrochen?«
Arcadia schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, weshalb. Wir haben nur einen Besuch gemacht. Onkel Homir hatte geschäftlich mit Lord Stettin zu tun, aber…« Sie brauchte ein Erschauern nicht vorzutäuschen. Es kam ganz von selbst.
Pappa zeigte sich beeindruckt. »Mit Lord Stettin. Hm-m, dein Onkel muß schon ein bedeutender Mann sein.«
»Ich weiß nicht, um was das alles ging, aber Lord Stettin wollte, daß ich dableibe…« Sie rief sich die letzten Worte Lady Callias ins Gedächtnis zurück. Da Callia, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher