Foundation 08: Foundation
Sein Name war Gaal Dornick, und er war nichts als ein Junge vom Lande, der Trantor noch nie gesehen hatte. Das heißt, nicht im wirklichen Leben. Gesehen hatte er es viele Male im Hypervideo und gelegentlich in packenden dreidimensionalen Übertragungen von einer Kaiserkrönung oder der Eröffnung des Galaktischen Rates. Obwohl er sein ganzes Leben auf dem Planeten Synnax verbracht hatte, der einen Stern am Rand der Blauen Drift umkreist, war er nicht von der Zivilisation abgeschnitten gewesen. Zu jener Zeit war das kein Ort in der Galaxis.
Damals gab es nahezu fünfundzwanzig Millionen bewohnte Planeten, und jeder einzelne von ihnen war dem Kaiser Untertan, der seinen Sitz auf Trantor hatte. Es war das letzte halbe Jahrhundert, in dem das behauptet werden konnte.
Für Gaal stellte diese Reise den unbestrittenen Höhepunkt seines jungen Gelehrtenlebens dar. Er war zuvor schon im All gewesen, so daß der Raumflug als solcher ihm wenig bedeutete. Sicher, weiter als bis zu Synnax’ einzigem Satelliten, wo er sich die für seine Dissertation benötigten Daten über Meteor-Abdriften besorgt hatte, war er bisher noch nicht gekommen, aber es war alles eins, ob man über eine halbe Million Meilen oder ebenso viele Lichtjahre reiste.
Er hatte ein kleines bißchen vor dem Sprung durch den Hyperraum gebangt, ein Phänomen, das man bei einfachen interplanetaren Flügen nicht erlebt. Der Sprung bleibt die einzige praktizierbare Methode für den Verkehr zwischen den Sternen und wird es wahrscheinlich immer bleiben. Der normale Raum läßt sich mit keiner größeren Geschwindigkeit als der des Lichts durchqueren (eins der wenigen Stückchen Wissen, die seit der längst vergessenen Morgendämmerung der menschlichen Geschichte erhalten geblieben sind), und mit ihr würde eine Reise selbst zwischen den sich nächstliegenden bewohnten Systemen Jahre dauern. Durch den Hyperraum, diese unvorstellbare Region, die weder Raum noch Zeit, weder Materie noch Energie, weder etwas noch nichts ist, kommt man zwischen zwei sich benachbarten Augenblicken von einem Ende der Galaxis zum anderen.
Beim Warten auf den ersten dieser Sprünge hatte ein wenig Angst in Gaals Magen rumort, und dann kam nichts als ein kaum merklicher Ruck, ein kleiner innerer Fußtritt, der schon vorbei war, bevor Gaal sicher war, daß er ihn gespürt hatte. Das war alles.
Und danach war da nichts mehr als das Schiff, groß und glitzernd, das kühle Produkt von 12.000 Jahren Fortschritt im Reich, und er selbst mit seinem frisch erworbenen Doktor der Mathematik und einer Einladung des großen Hari Seldon, nach Trantor zu kommen und an dem weitgespannten und irgendwie geheimnisvollen Seldon-Projekt mitzuarbeiten.
Nach der Enttäuschung, die der Sprung ihm bereitet hatte, wartete Gaal auf den ersten Blick auf Trantor. Ständig spukte er im Aussichtsraum herum. Die stählernen Läden wurden zu angekündigten Zeiten zurückgerollt, und er war dann immer da, betrachtete das harte Gleißen der Sterne, erfreute sich an dem unglaublichen dunstigen Schwarm eines Sternenhaufens, anzusehen wie eine riesige Wolke von Glühwürmchen, die man mitten in der Bewegung eingefangen und für immer zum Stillstand gebracht hatte. Einmal kam das Schiff bis auf fünf Lichtjahre an den kalten, blauweißen Rauch eines Gasnebels heran, der sich wie ferne Milch über die Fenster ausbreitete, den Raum mit einem eisigen Hauch erfüllte und zwei Stunden später, nach einem weiteren Sprung außer Sicht verschwand.
Trantors Sonne zeigte sich zuerst als ein harter weißer Fleck, der in einer Myriade gleichartiger völlig verlorenging und nur zu identifizieren war, weil das Handbuch seine Lage kenntlich machte. Die Sterne standen hier im galaktischen Zentrum dicht. Aber mit jedem Sprung leuchtete sie heller, überstrahlte die übrigen, ließ sie verblassen und lichtete ihre Schar.
Ein Offizier kam durch und sagte: »Der Aussichtsraum wird für den Rest der Reise geschlossen. Bereiten Sie sich auf die Landung vor.«
Gaal folgte ihm und faßte den Ärmel der weißen Uniform, der das Raumschiffund-Sonne-Emblem des Imperiums trug.
»Wäre es nicht möglich, mich hierzulassen?« bat er. »Ich würde zu gern Trantor sehen.«
Der Offizier lächelte, und Gaal errötete ein bißchen. Es kam ihm zu Bewußtsein, daß er mit provinziellem Akzent sprach.
»Wir werden morgen früh auf Trantor landen«, sagte der Offizier.
»Ich meine, ich würde Trantor gern vom Raum aus sehen.«
»Tut mir leid, mein Junge.
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