Foundation 09: Die Suche nach der Erde
zu mir gewesen bist, Meister.«
»Natürlich, ich war sehr froh«, sagte Gendibal leicht verlegen. »Aber am wichtigsten ist, Sie sehen nun ein, es droht keine echte Gefahr. Ich kann mich gegen eine ganze Armee normaler Menschen durchsetzen. Das kann jeder Forscher vor allem die wichtigen Leute unter ihnen –, und wie ich schon erwähnt habe, ich bin der Beste von allen. In der ganzen Galaxis gibt es niemanden, der mir widerstehen könnte.«
»Wenn du das sagst, Meister, bin ich davon überzeugt.«
»Ich sage es. Also, fürchten Sie noch immer um mich?«
»Nein, Meister, bloß… Meister, sind das nur unsere Forscher, die Gedanken lesen können und… Gibt es vielleicht nicht andere Forscher, woanders eben, die es mit dir aufnehmen könnten?«
Einen Moment lang war Gendibal fassungslos. Diese Frau besaß ein erstaunliches Talent dafür, hinter die Dinge zu blicken.
Nun war es notwendig, zu lügen. »Es gibt keine«, sagte er.
»Man sieht aber doch so viele Sterne am Himmel. Einmal habe ich versucht, sie alle zu zählen, aber ich hab’s nicht geschafft. Wenn es soviel Welten mit Menschen gibt wie Sterne, müssen dann nicht auch noch mehr Forscher irgendwo dabeisein? Ich meine, andere Forscher außer denen auf unserer Welt?«
»Nein.«
»Und wenn doch?«
»Jedenfalls wären sie nicht so stark wie ich.«
»Und wenn sie dich plötzlich angreifen würden, bevor du überhaupt etwas merkst?«
»Das wäre unmöglich. Wollten sich irgendwelche fremden Forscher an mich heranmachen, ich würde sie bemerken, lange bevor sie mir irgendwie schaden könnten.«
»Wäre es dir möglich, vor ihnen zu fliehen?«
»Ich hätte es nicht nötig, zu fliehen, aber…« – er sah ihre Einwände voraus – »wenn es doch sein müßte, könnte ich mir rasch ein neues Schiff verschaffen – ein besseres als jedes andere Raumschiff in der Galaxis. Es wäre ausgeschlossen, daß sie mich fangen.«
»Könnten sie nicht dein Denken verändern und dich zum Bleiben bringen?«
»Nein.«
»Es könnten aber doch viele sein. Du bist bloß einer.«
»Sobald sie auftauchen – viel früher, als sie’s für möglich halten dürften –, würde ich merken, daß sie’s auf mich abgesehen haben, und daher könnte ich mich ihnen rechtzeitig entziehen. Unsere ganze Welt von Forschern stünde dann gegen sie, und das wäre ihr Ende. Das wäre ihnen von vornherein klar, deshalb würden sie’s ohnehin nicht wagen, irgend etwas gegen mich zu unternehmen. Sie würden’s sogar vorziehen, daß ich gar nichts von ihnen erfahre – aber ich würde sie bemerken.«
»Weil du so sehr besser als sie bist?« meinte Sura Novi, deren Miene von mit Zweifeln untermischtem Stolz strahlte.
Gendibal konnte ihr nicht widerstehen. Ihre natürliche Intelligenz, ihr schnelles Begriffsvermögen machten ihre Gesellschaft wirklich zu einem Vergnügen. Sprecherin Delora Delarmi, das sanftzüngige Monster, hatte ihm einen gewaltigen Gefallen erwiesen, als sie ihm dies hamische Farmermädchen aufdrängte.
»Nein, Novi«, sagte er, »nicht weil ich besser bin, obwohl das der Fall ist – sondern weil ich Sie dabei habe.«
»Mich?«
»Genau, Novi. Hätten Sie das gedacht?«
»Nee, Meister«, antwortete sie verblüfft. »Was könnte denn ich da tun?«
»Das hängt mit Ihrem Geist zusammen.« Sofort hob er eine Hand. »Nein, ich lese Ihre Gedanken nicht. Ich nehme lediglich die Umrisse Ihrer Psyche wahr, und diese Umrisse sind ganz glatt, Ihre Psyche hat ein außergewöhnlich glattes Profil.«
Sie legte eine Hand an ihre Stirn. »Weil ich ungebildet bin, Meister? Weil ich derartig dumm bin?«
»Nein, meine Liebe.« Ihm fiel gar nicht auf, wie er die Anrede wechselte. »Weil du innerlich aufrichtig und frei von Schuldgefühlen bist, weil du’s mit der Ehrlichkeit hältst und sprichst, was du denkst, weil du warmherzig bist und… und noch mehr in dieser Art. Sollten andere Forscher irgendwie unseren Geist antasten – deinen und meinen –, ließe ihr Tasten sich augenblicklich an deinem psychischen Profil feststellen. Ich würde so ein Tasten an deinem Geist bemerken, noch ehe ich es an meinem feststellen könnte – und dann hätte ich genug Zeit, um gegen sie eine Strategie zu entwickeln, das heißt, um herauszufinden, wie wir uns am besten wehren können.«
Nach seiner Erläuterung herrschte für eine ausgedehnte Weile Schweigen. Gendibal erkannte, daß Sura Novis Augen nicht allein glückliche Zufriedenheit widerspiegelten, sondern auch Triumph und Stolz.
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