Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
zu
streiten.«
»Ich denke eigentlich gar nicht, daß wir viel streiten
werden, Janov. Sie und ich kommen tatsächlich sogar sehr gut
miteinander aus. Wir hatten sogar neulich eine sehr vernünftige
Diskussion – ohne laute Worte und ohne Vorwürfe, wissen Sie
– darüber, daß sie sich soviel Zeit gelassen hat, die
Wachroboter zu desaktivieren. Immerhin rettet sie ja immer wieder
unser Leben, also kann ich ihr ja nicht gut meine Freundschaft
vorenthalten, oder?«
»Ja, das verstehe ich. Aber ich meine ›streiten‹
gar nicht in dem Sinn, daß böse Worte fallen. Ich meine
dieses dauernde Hin und Her über Galaxia im Gegensatz zur
Individualität.«
»Oh, das meinen Sie! Nun, das wird wohl anhalten - aber auf
höfliche Art.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, Golan, wenn ich die
Auseinandersetzung für sie weiterführen
würde?«
»Nichts dagegen. Akzeptieren Sie das, was Galaxia darstellt
aus eigener Erkenntnis, oder ist Ihnen einfach wohler, wenn Sie mit
Wonne einer Meinung sind?«
»Aus eigener Ansicht, ehrlich. Ich glaube, Galaxia ist das,
was kommen sollte. Sie selbst haben sich schließlich dafür
entschieden, und meine Überzeugung wächst, daß das
auch richtig ist.«
»Weil ich es gewählt habe? Das ist kein Argument. Was
immer auch Gaia behauptet – ich kann mich irren, müssen Sie
wissen. Lassen Sie sich also von Wonne nicht auf dieser Basis
überzeugen!«
»Ich glaube nicht, daß Sie unrecht haben. Das hat mir
Solaria gezeigt, nicht etwa Wonne.«
»Wie?«
»Nun, zu allererst einmal sind wir Isolaten. Sie und
ich.«
»Das ist ihr Ausdruck dafür, Janov. Ich ziehe es
vor, uns als Individuen zu sehen.«
»Eine Frage der Semantik, alter Junge. Nennen Sie es, wie Sie
wollen, wir stecken jedenfalls jeder in seiner eigenen Haut, die
unsere ganz persönlichen Gedanken umgibt, und wir denken zuerst
und vorrangig an uns. Selbstverteidigung ist unser erstes Gesetz,
selbst wenn das bedeutet, daß wir jeden anderen damit
verletzen.«
»Es gibt aber doch genügend Fälle, wo Menschen ihr
Leben für das anderer geopfert haben.«
»Ein seltenes Phänomen. Man kennt viel mehr Fälle,
wo Leute die teuersten Bedürfnisse anderer für irgendeine
unsinnige, eigensüchtige Vorstellung geopfert haben.«
»Und was hat das mit Solaria zu tun?«
»Nun, auf Solaria sehen wir doch, was Isolaten – oder
Individuen, wenn Sie das vorziehen – werden können. Die
Solarianer können es kaum ertragen, eine ganze Welt unter sich
aufzuteilen. Für sie besteht die perfekte Freiheit darin, ein
Leben in völliger Isoliertheit zu leben. Sie empfinden keinerlei
Sehnsucht nach ihren eigenen Nachkommen, sondern töten sie, wenn
es zu viele davon gibt. Sie umgeben sich mit Robotsklaven, denen sie
die Energie liefern, so daß ihre ganzen riesigen Anwesen, wenn
sie sterben, symbolisch ebenfalls sterben. Ist das denn
bewundernswert, Golan? Können Sie das in bezug auf Anstand,
Freundlichkeit und Sorge für den Nächsten mit Gaia
vergleichen? Wonne hat nicht mit mir darüber gesprochen, das ist
ganz und gar mein eigenes Empfinden.«
»Es paßt auch zu Ihnen, daß Sie so empfinden,
Janov«, sagte Trevize. »Ich kann dieses Empfinden teilen.
Ich finde, daß die solarianische Gesellschaft schrecklich ist,
aber so war es doch nicht immer. Sie sind Nachkommen von
Erdenmenschen und in unmittelbarem Sinne von Spacers, die ein viel
normaleres Leben geführt haben. Die Solarianer haben aus dem
einen oder anderen Grund einen Weg für sich gewählt, der in
ein Extrem geführt hat. Aber man kann doch nicht nach Extremen
urteilen. Gibt es denn in der ganzen Galaxis mit ihren Millionen
bewohnter Welten eine einzige, die Ihrer Kenntnis nach jetzt oder in
der Vergangenheit eine Gesellschaft wie die Solarias gehabt hat, oder
auch nur eine, die entfernt der Solarias ähnelte? Und
hätte selbst Solaria eine solche Gesellschaft, wenn es dort
nicht von Robotern wimmeln würde? Ist es denn vorstellbar,
daß eine Gesellschaft von Individuen ohne Roboter eine solche
Horrorvision entwickeln könnte, wie Solaria das ist?«
Pelorats Gesicht zuckte etwas. »Sie können alles
zerreden, Golan – ich meine, es scheint Ihnen nie
schwerzufallen, die Art von Galaxis zu verteidigen, gegen die Sie
sich ausgesprochen haben.«
»Das ist nicht meine Absicht. Es gibt eine rationale
Daseinsberechtigung für Galaxia, und sobald ich die finde, werde
ich es wissen und nachgeben. Oder besser gesagt, wenn ich sie
finde.«
»Dann glauben Sie also, daß Sie sie
Weitere Kostenlose Bücher