Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
aber nur einen Schritt gemacht, als ich ein Ziehen am Saum meines Kleides spürte. Ich sah nach unten und bekam gerade noch mit, wie Adam das Preisschild abriss. Ich wurde rot, als er mir zuzwinkerte.
Ich schloss kurz die Augen. Ich hatte das Etikett drangelassen. Solche Sachen passierten mir andauernd. Gott, hoffentlich hatte Christian es nicht bemerkt. Ich schlug die Augen wieder auf, ignorierte ganz bewusst Adams Begleiterin und formte ein lautloses, von Herzen kommendes »Dankeschön« mit den Lippen. Adam grinste mich an, und ich musste mir ein Lachen über mich selbst verkneifen, bevor ich davoneilte, um mich zu Christian an unseren Tisch am anderen Ende des Gastraums zu gesellen.
»Wer war das?«, erkundigte Christian sich beiläufig, als wir uns gesetzt hatten.
»Der beste Freund meines Bruders«, antwortete ich mit derselben Beiläufigkeit. »Wir sind praktisch zusammen aufgewachsen.«
Christian nickte und bestellte dann Weißwein für uns. Ich trank lieber roten.
Wir unterhielten uns, während wir auf die Rückkehr des Kellners warteten, und Christian erzählte mir alles über ein Wohltätigkeitsprojekt, das er ins Leben gerufen hatte. Er verstummte, als der Kellner an unseren Tisch kam, und machte Anstalten, für mich zu bestellen. Ich beschloss, dies nicht anmaßend, sondern charmant zu finden, informierte ihn aber trotzdem darüber, dass dies das Restaurant meines Bruders sei und ich daher wisse, was ich essen wollte. Er war beeindruckt, dass Braden das La Cour gehörte, und die nächsten fünf Minuten erzählte ich ihm ein bisschen über Bradens diverse geschäftliche Aktivitäten.
Danach drehte sich das Gespräch wieder um Christian.
Als der zweite Gang kam, waren meine Hoffnungen, er könnte der Richtige sein, so gut wie dahin. Nicht ein einziges Mal hatte er bisher aufrichtiges Interesse an mir gezeigt, und je stärker ich spürte, wie selbstbezogen er war, desto öfter musste ich daran denken, dass Adam auf der anderen Seite des Raums saß. Adam, dessen Augen jedes Mal vor Interesse leuchteten, sobald ich auch nur den Mund aufmachte.
Ich hatte gerade die Gabel in die Hand genommen, um ein Stück von meinem Steak zu essen, als ich ein Handy klingeln hörte. Debussy. Im Ernst? Sogar sein Klingelton war prätentiös.
Ja, zu diesem Zeitpunkt war von der schönen Fassade definitiv nicht mehr viel übrig.
Christian zog das Handy aus der Tasche, nahm ab und machte große Augen. »Ich komme sofort.« Er steckte das Handy wieder ein und erhob sich.
Ich starrte ihn mit unverhohlenem Entsetzen an. Wollte er mich etwa alleine hier sitzen lassen? Während unseres Dates?
»Bei meiner Schwester haben die Wehen eingesetzt«, erklärte er, und ich sah zu, wie er ein Bündel Geldscheine auf den Tisch legte. »Bleib noch und iss zu Ende.« Er beugte sich vor und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ich melde mich.« Und schon war er weg.
Ich konnte ihn schlecht dafür hassen, dass er mich bei unserem ersten Date im Regen stehenließ, um an die Seite seiner gebärenden Schwester zu eilen. Bei diesem Gedanken ließ ich mich gegen meine Stuhllehne sinken. Christian war offensichtlich ein guter Mensch. Nur war er leider unendlich selbstbezogen. Mir ging auf, dass das schon letzte Woche bei unserem Treffen im Studentenwerk der Fall gewesen war und ich sein Verhalten in meinem übermäßig romantischen Hirn lediglich verdreht und irrigerweise für Offenheit und Ehrlichkeit gehalten hatte.
Frustriert starrte ich auf mein Essen.
Eine Hand landete auf der Rückenlehne meines Stuhls, und ein Schatten fiel auf mich. Ich hob den Kopf und erblickte Adam, der sich stirnrunzelnd von hinten über mich beugte.
»Wo zum Teufel ist er hin?«, knurrte er.
Gott, ich liebte ihn.
»Bei seiner Schwester haben die Wehen eingesetzt.«
Adam entspannte sich ein klein wenig, rührte sich aber nicht von der Stelle.
»Ist schon gut«, versicherte ich ihm. Es war nicht gut. Am liebsten hätte ich geheult. Und das wusste er.
Er richtete sich auf und rief einen der Kellner bei seinem Namen. »Könnten Sie uns an einem größeren Tisch platzieren?«
»Selbstverständlich, Mr Sutherland.«
»Adam, nein«, protestierte ich. »Ich werde bestimmt nicht deine Verabredung sprengen.«
Er griff meine Hand und zog mich hoch. »Du hast dich extra hübsch gemacht, da sollst du wenigstens dein Essen in Ruhe genießen können.«
Adam hielt meine Hand, während er mit mir zu dem neuen Tisch ging, und forderte die Brünette mit einer knappen
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