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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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und nachdenklich. So als würde er überlegen, ob er tatsächlich
zubeißen oder es noch einmal gnädig davonkommen lassen sollte. Das Beutetier
nahm dem Jäger die Entscheidung ab.
    Â»Da oben stinkt es. Das ist eine Messie-Wohnung. So
was ist eine Zumutung. Ich an Ihrer Stelle würde da nicht raufgehen«, sagte Eva
Brunner mit zusammengekniffenen Augen und für Paulas Geschmack eine Spur zu
pampig.
    Schade, wirklich schade, dachte sie noch für einen
Moment, sie hat nicht begriffen, worum es geht. Und jetzt erst biss der Panther
endgültig zu.
    Â»Frau Brunner, Sie sind aber nicht an meiner Stelle.
Und wenn Sie so weitermachen, werden Sie es auch nie sein. Und noch etwas:
Sollte ich einen Rat von Ihnen benötigen, werde ich Sie das rechtzeitig wissen
lassen. Aber ich denke, auch so weit wird es nicht kommen. Bis dahin spendieren
Sie Ihre ungefragten zweifelhaften mediokren Ratschläge meinethalben jedem
anderen, vielleicht den Kollegen hier von der Polizeiinspektion Ost, nur mir
bitte nicht. Ist das klar?«
    Ein wenig wunderte sie sich selbst über ihre Rede, vor
allem über das Adjektiv »medioker«. Bis dahin hatte sie gar nicht gewusst, dass
ihr Wortschatz auch solche bildungssprachlichen Perlen bereithielt.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Und
jetzt kehren Sie augenblicklich ins Präsidium zurück und warten dort auf mich.«
    An der Haustür angekommen, drehte sich Paula nochmals
um. Sie sah auf eine mustergültige Formation von Polizisten, gerade Haltung,
die Beine hüftbreit aufgestellt, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, den
Blick starr auf die Straße gerichtet. Und sie sah Eva Brunner, die ihr einen schnellen,
schrägen Blick zuwarf, bevor sie sich dann, ohne sich von den Kollegen zu
verabschieden, eilends in Bewegung setzte.
    Als sie die Treppe in die erste Etage hochstieg, hatte
sie den zweiten Entschluss dieses Tages gefasst, kalten Herzens und ohne jede
Genugtuung: Sie würde heute noch Frau Brunner für einige Tage vom Dienst
suspendieren. In dieser Zeit würde sie versuchen, die Mitarbeiterin aus ihrer
Abteilung wegzuloben. Kollege Jörg Trommen, Leiter einer Ermittlungskommission
wie sie selbst, hatte in der Vergangenheit wiederholt versucht, ihr die Brunner
abspenstig zu machen. Doch, das passte. Für beide Seiten. Bei Trommen mit
seiner strengen Hierarchie und der eindeutigen, linearen Befehlsstruktur wäre
Eva Brunner besser aufgehoben als bei ihr.
    Vor der Wohnung rechter Hand stand ein gedrungener
Polizist mittleren Alters Wache, rotes aufgedunsenes Gesicht, kurzer
Bürstenschnitt. Neben ihm, an die Wand gelehnt, entdeckte sie den grauen
abgeschabten Metallkoffer Klaus Dennerleins, in dem der Kriminaltechniker seine
Gerätschaften transportierte. Die Tür stand einen Spaltbreit offen. Sie zog
ihren Ausweis aus der Manteltasche und stellte sich vor.
    Â»Dann lösen Sie wohl jetzt die Einsatzleiterin Brunner
ab?«
    Sie verzichtete auf eine Richtigstellung, antwortete
nur: »Ja, so könnte man das nennen.«
    Â»Möchten Sie einen Mundschutz, bevor Sie reingehen?«
    Â»Ist das denn nötig?«
    Â»Meiner Meinung nach nicht. Meiner Meinung nach ist es
nicht so schlimm, wie Ihre Vorgängerin getan hat. Es riecht ein wenig staubig,
aber das ist auch schon alles. Aber wenn Sie wollen, hole ich Ihnen gerne
etwas.«
    Â»Nein danke. Ich versuch’s erst mal so.«
    Der Polizist deutete auf den hellen Fußabstreifer aus
Bast, der zur Hälfte dunkelrotbraun gefärbt war. Paula nickte als Zeichen, dass
sie darüber hinwegtreten würde. Dann schob er die Wohnungstür vorsichtig nach
innen, um sie einzulassen.
    Nur zwanzig Zentimeter hinter der Tür lag eine tote
Frau, mager und ausgezehrt, mit seltsam verrenkter Beinhaltung. Die Arme waren
zu den Seiten ausgestreckt, so weit das in dem vollgestellten Flur, in dem sich
Obstkisten bis knapp unter die Decke stapelten, möglich war. Große kreisrunde
dunkelbraune Flecken am Bauch und in der Herzgegend, ein altmodisch geblümter
Rock, der von den hervortretenden Hüftknochen fast bis an die Knöchel reichte,
eine durch die umgebende Leichenblässe noch vogelartiger wirkende spitze Nase,
die spärlichen, eindeutig gefärbten oder getönten Haare sorgfältig auf
extrabreite Lockenwickler gedreht. Am Kopf der Toten stand Dr. Frieder
Müdsam, Paula der liebste von allen Gerichtsmedizinern, und

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