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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Kollegen gegenüber angedeutet hatten?«
    Â»Nein, ich bin in Meßstetten. Auf der Schwäbischen Alb. Ich mache hier einen Wanderurlaub«, erwiderte sie mit einem Anflug von Trotz. Man wird doch noch ein paar Tage wegfahren dürfen, auch wenn man das vorher nicht so geplant und verkündet hatte.
    Nachdem von Fleischmann keine Reaktion auf ihr unüblich sportliches Unternehmen kam, wurde sie unruhig.
    Â»Es ist wohl was passiert? Brauchen Sie mich denn so dringend?«
    Â»Das kann man so sagen, dass etwas passiert ist. Und ja, ich brauche Sie hier. Sie müssen Ihren Urlaub abbrechen und zurückkommen.«
    Sie konnte ihr Erstaunen über diesen ungewohnten Befehlston kaum verbergen. Fleischmann brachte seine Order ihr gegenüber sonst immer mit einer angehängten Bitte vor.
    Â»Was?«, fragte sie und setzte sich automatisch auf das frisch gemachte blütenweiße Bett. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie das, was nun folgen würde, besser im Sitzen vertragen könne als im Stehen.
    Fleischmann eröffnete ihr, die zu einem Tatort herbeigerufene Schutzpolizei habe heute am frühen Ostersonntagmorgen ihren Mitarbeiter Heinrich Bartels »in einer eindeutigen Position« angetroffen. Schwer verletzt und nicht ansprechbar.
    Â»In der rechten Hand hielt Herr Bartels eine Pistole des Typs Heckler & Koch P2000, und mit eben dieser P2000 war Ulrich Jakobsohn, der neben ihm am Boden lag, getötet worden, vermutlich am Abend davor.«
    Fleischmann trug seinen Bericht betont sachlich und emotionslos vor. Dennoch hörte sie darin einen ungeheuerlichen Verdacht. Nämlich dass Heinrichs Rolle in dieser Geschichte über die des reinen Beobachters, des zufällig anwesenden Augenzeugen, hinausreichen könnte.
    Â»Heißt das, man unterstellt allen Ernstes Herrn Bartels, er habe diesen Jakobsohn erschossen?«
    Â»Ja«, antwortete Fleischmann. »Das tut man. Sie wissen doch selbst, wir sind gehalten, bei unseren Ermittlungen auch solche Eventualitäten nicht außer Acht zu …«
    Â»Das ist doch lächerlich!«, unterbrach sie ihn laut und erregt. »Sie wissen genau, dass Heinrich zu so etwas nie …«
    Nun war es Fleischmann, der ihr ins Wort fiel. »Frau Steiner, bitte. Das vermuten Sie, und ich kann es mir auch nicht vorstellen. Aber das genügt eben nicht. Und wenn es irgendjemand anderes gewesen wäre als Herr Bartels, dann, glauben Sie mir, würde ich Sie auch nicht bitten müssen, Ihren Urlaub abzubrechen. Doch ich denke, die Ermittlungen sollten Sie leiten. Schon allein deswegen, weil Sie Herrn Bartels von allen Kollegen am besten kennen. Und so, wie ich Sie einschätze, wollen Sie das doch sicher auch, in diesem besonders heiklen Fall? Oder wäre es Ihnen lieber, ich beauftrage Herrn Trommen damit?«
    Â»Nein, auf keinen Fall. Das übernehme ich und sonst niemand.«
    Â»Dann kann ich also mit Ihnen rechnen?«, fragte der Kriminaloberrat.
    Â»Ja. Ich mache mich sofort auf den Weg. Wollen wir uns gleich heute noch treffen?«
    Â»Nein, heute nicht mehr«, antwortete Fleischmann. »Die Besprechung zu diesem Fall ist für morgen in der Früh angesetzt, um neun Uhr. Daran wird auch Kriminaldirektor Bauerreiß teilnehmen. Wenn Sie eine halbe Stunde vorher in mein Büro kommen, ja? Wir beide sollten uns auf diese Konferenz vorbereiten und uns absprechen. Ist das möglich?«
    Â»Natürlich.« Warum vorbereiten, warum absprechen?, dachte sie noch, fragte aber nicht nach.
    Â»Gut. Dann sehen wir uns morgen spätestens um halb neun.«
    Â»Herr Fleischmann, in welchem Krankenhaus liegt Herr Bartels denn?«
    Â»Im Nordklinikum.« Dann legte er auf.
    Noch lange nachdem das Gespräch beendet war, umklammerte sie ihr Handy und starrte aus dem Fenster. Vor ihrem Auge zogen die saftig grünen Wiesen der Schwäbischen Alb vorbei, das Bäuerlich-Biedere und Protestantische dieser schönen Landschaft, dann Heinrich, wie er die Waffe in der Hand hielt, gefolgt von einer männlichen Leiche, die am Boden lag.
    Schließlich brach sie dieses Durcheinander der Affekte ab und packte ihre Reisetasche, genauso sorglos, wie sie die Kleidungsstücke auch gestern hineingestopft hatte. Ein letzter prüfender Blick durch das Hotelzimmer, dann ging sie hinunter.
    Es war zu erwarten gewesen, dass die Wirtin nicht begeistert war, ihren Gast bereits einen Tag nach der Ankunft wieder zu

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