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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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tatsächlich seine Waffe herauszog und sie ihr dann demonstrativ entgegenhielt.
    Â»Das ist ja ganz toll, und im Notfall auch so schnell zur Hand. Du bist halt ein echter Pro…«
    Â»Jetzt hör schon auf damit. Da«, er legte die Heckler & Koch auf den kleinen Beistelltisch vor sich, »bist du jetzt zufrieden?«
    Paula atmete einmal tief durch, dann fragte sie: »Was hältst denn du von dieser Sache mit dem Besucher? Deine Großmutter hat mir erzählt, ihr habt schon ein Phantombild angefertigt. Kennst du den Mann, kannst du ihn irgendwo zuordnen?«
    Â»Also, zu deiner ersten Frage: Egal ist mir das auch nicht. Zumal sich der als ein Herr Winkler ausgegeben hat. Es ist aber nicht unser Trommen-Winkler.«
    Â»Du meinst, er kennt dich näher? So selten ist der Name Winkler nicht. Mir gibt eher zu denken, dass er genau zu dem Zeitpunkt erschienen ist, als du weg warst. Das ist seltsam.«
    Â»Stimmt, da hast du recht. Er hat beobachtet, wie du mich abgeholt hast, und hat dann hier geklingelt. Aber was soll das dann mit den Unterlagen? Ich habe hier keine Unterlagen. Für niemanden. Meine Unterlagen sind alle im Präsidium.«
    Â»Tja, das wusste aber er nicht. Wonach könnte er denn gesucht haben? Hast du dich das schon mal gefragt?«
    Â»Hab ich, mir ist aber nichts eingefallen. Es muss auf jeden Fall etwas sein, was ihn belastet.«
    Â»Genauso ist es.« Nach einer Weile sagte sie gedankenverloren: »Und darum wird er wiederkommen. Früher oder später.«
    Â»Das wiederum glaube ich nicht«, widersprach Heinrich. »Denn wenn er uns heute Vormittag beobachtet hat, dann ist es eher wahrscheinlich, dass er das jetzt auch tut. Und dann hat er dich ja eben hereinkommen sehen. Also bist nun eher du in Gefahr als ich.«
    Â»Quatsch.« Trotzdem stand Paula betont beiläufig auf und sah angestrengt durch die gehäkelte Scheibengardine auf den dunklen menschenleeren Platz hinab.
    Â»Und was ist mit dem Gesicht, kommt dir das irgendwie bekannt vor?«, fragte sie, nachdem sie wieder Platz genommen hatte.
    Â»Nein, überhaupt nicht, damit kann ich nichts anfangen. Vollkommene Leere.«
    Â»Apropos Leere: Wie sieht es denn mittlerweile mit deinem Erinnerungsvermögen aus? Hat sich da was getan?«
    Â»Ja, da hat sich was getan. Ich kann mich jetzt an den Abend erinn…«
    Â»Und das sagst du mir erst jetzt!«, schrie sie ihn zornbebend an. »Das musst du doch wissen, dass das höchste Priorität hat. Ich habe den Eindruck, du hörst zu viel von diesem Wagner-Scheiß, da muss man ja blöd im Kopf werden!«
    Â»Du hattest mich bislang nicht danach gefragt«, lautete Heinrichs pikierte Antwort.
    Â»Du redest schon genauso saudumm daher wie manche unserer Zeugen. ›Du hast mich ja nicht danach gefragt‹«, imitierte sie seinen gleichermaßen spitzen wie beleidigten Tonfall. »Wie soll ich da …«
    Â»Nicht aufregen, Paula, nicht aufregen. Hör mir lieber zu, wie das an dem Samstagabend abgelaufen ist. Der Ulli hatte mich am späten Vormittag angerufen und gebeten, abends zu ihm zu kommen. Er meinte, er brauche eventuell Unterstützung und einen Zeugen für eine Unterredung, die eben an diesem Abend stattfinden sollte. Mehr hat er dazu nicht gesagt, das weiß ich hundertprozentig. Daran würde ich mich erinnern. Auf jeden Fall bin ich dann abends zu ihm hin, zwanzig Uhr hatten wir vereinbart, klingle unten, die Tür öffnet sich sofort, ich gehe rauf und sehe seine Wohnungstür leicht angelehnt. Irgendwie komisch, denke ich mir noch für den Bruchteil einer Sekunde, schiebe die Tür zur Seite, gehe rein – und ab da ist zappenduster bei mir.« Heinrich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Â»Also hat jemand hinter der Tür auf dich gewartet und dir mit der Gardinenstange dann eins übergebraten.«
    Â»Ja«, pflichtete er ihr bei. »Nämlich Ullis Mörder.«
    Â»Oder Jakobsohn selbst, der schließlich noch eine offene Rechnung mit dir hatte. Stichwort: Thailand-Urlaub.«
    Heinrich schlug die Augen nieder und schwieg lange Zeit. Sie schwieg mit ihm. Schließlich blickte er zu ihr auf und sagte leise: »Das habe ich dir doch schon erzählt. Die Sache haben wir unter uns ausgemacht. Er hat mir selbst gesagt, er würde mir das nicht nachtragen. Und warum soll mir eigentlich nicht das zustehen, was ihm all die Jahre zustand?«
    Paula nahm

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