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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Haus auf. Können wir die mal sehen?«
    Eilfertig stand Frau Harrer auf und verließ das Zimmer. Nach nur wenigen Minuten kehrte sie zurück, mit einer Aluminiumkiste Stumm legte sie die Kassette auf den Tisch, zog schweigend einen Packen handbeschriebener Zahlungsvordrucke heraus; auch als sie diese auf den Tisch legte, sagte sie noch immer nichts. Eva Brunner nahm den Stapel an sich und sah ihn aufmerksam durch.
    Â»Tatsächlich«, sagte sie schließlich, »das scheint alles seine Ordnung zu haben.«
    Â»Das scheint nicht nur seine Ordnung zu haben, das hat seine Ordnung«, korrigierte sie Frau Harrer.
    Â»Wie viel von dem Rest der hunderttausend Euro haben Sie denn mittlerweile abbezahlt?«
    Â»Da müsste ich nachschauen, aus dem Stegreif kann ich das nicht sagen«, lautete die Antwort.
    Â»Mir würde vorerst ein Circa-Wert reichen«, beharrte Paula.
    Â»Vielleicht so knapp dreißigtausend. Mehr nicht.«
    Â»Bleiben also noch gute siebzigtausend Euro«, sagte sie gedankenverloren und stand auf. Als sie bereits an der Haustür standen, merkte sie noch an: »Wenn Sie Glück haben, das heißt: wenn kein Testament vorliegt, wird Ihnen der Rest ja erlassen.«
    Â»Davon gehe ich aus«, war alles, was Frau Harrer noch sagte, bevor sie die Tür energisch von innen schloss.
    Sofort nachdem sie auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, platzte es aus Eva Brunner heraus: »Also, wenn Sie mich fragen, dann sind siebzigtausend Euro ein sehr gutes Mordmotiv.«
    Â»Schon, ja. Aber trotzdem glaube ich nicht, dass sie es war.«
    Â»Und warum nicht?«
    Â»Dafür fehlt ihr die Leidenschaft. Nicht der Hass, aber die brutale Gewalt, die für so eine Tat notwendig ist. Gut, die beiden waren sich spinnefeind, aber anscheinend haben sie sich doch irgendwie arrangiert. Mit dieser Regelung konnten beide leben, einigermaßen. Aber natürlich haben Sie recht, Frau Brunner, möglich ist alles. Auf jeden Fall haben Sie in dieser Sache hervorragend recherchiert, eine wirklich gute Arbeit.«
    Â»Frau Steiner, wollten Sie nicht von diesem Außentermin direkt nach Hause fahren? Um sich die Bankauszüge durchzusehen? Dann würde ich Sie jetzt heimfahren und von da aus wieder ins Präsidium.«
    Oh, ihr zweiter Außentermin, der am Budapester Platz, den hatte sie ganz vergessen. Sie wollte doch Heinrich die Kontoauszüge vorbeibringen. Verfluchte Heimlichtuerei.
    Â»Nein, wir fahren jetzt zu diesem Weberknecht. In seinen Akten ist ein Vorgang. Das habe ich aber erst heute gesehen, als ich ihn durchgecheckt hab. Er steht in Verdacht, für gute Noten in den Zwischenzeugnissen Geld genommen zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe. Aber das Verfahren ist noch anhängig. Derzeit ist er vom Dienst suspendiert.«
    Â»Das ist ja unglaublich«, empörte sich Eva Brunner. »Der hat doch bestimmt ein gutes Beamtengehalt. Da hat er so was doch gar nicht nötig, also finanziell. Überall, wohin man schaut, nur Lug und Betrug. Wenn jetzt schon die Lehrer korrupt sind …«
    Â»Vorsicht, Frau Brunner. Noch ist nichts entschieden. Vorläufig gilt noch die Unschuldsvermutung. Und trotzdem würde ich ihn gern nochmals vernehmen. Wahrscheinlich hat er uns nämlich auch angelogen. Als bester Freund von Jakobsohn wusste er mit Sicherheit von den Zahlungen seiner Schwester. Warum hat er uns das verschwiegen? Und genau danach werde ich ihn fragen. Und nach seinem Darlehen von fünfzehntausend Euro. Auch das hätte er uns sagen können, zumal ich ihn konkret auf Jakobsohns finanzielle Verhältnisse angesprochen habe.«
    Dass Weberknecht seinen Freund umgebracht hatte, das glaubte sie nicht. Was war das für ein Mensch? Lehrer, Kartenspieler, gut aussehend. Sicher einer, der sich vor allem mit sich selbst beschäftigte. Im Prinzip genau wie das Opfer. Nur dass sich Jakobsohn am Rande der Gesellschaft aufhielt, vor seiner Erbschaft lange Jahre mit wenig Geld auskommen musste und sich hauptsächlich von Bihun-Suppe ernährte. Beide lebten allein, waren nur sich selbst verpflichtet. Heinrich, gleichfalls ledig, dagegen trug Verantwortung – und wenn es auch nur gegenüber seiner Großmutter war.
    Und Eigner? Auch er ein Single, offenbar ohne Bindung an andere. Sie hatte es versäumt, ihn nach seinem Beruf zu fragen. Das war ein Fehler gewesen. Ein entschuldbarer Fehler, denn das würde sie bald nachholen. Ein

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