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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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schon der anderen Vertreterin der allgegenwärtigen Staatsgewalt erklärt, zitierte sie Jakobsohns Türnachbarn. »Also Ihnen, Frau Steiner, nehme ich an?«
    Â»Ja, geredet habe ich mit ihm. Aber im Prinzip hat er mir auch so gut wie nichts gesagt. Vielleicht auch nichts sagen können. Obwohl … Wissen Sie was, Frau Brunner? Jetzt soll er seine Staatsgewalt, die allgegenwärtige, doch mal näher kennenlernen. Sie sind noch im Haus? Gehen Sie zu ihm hin, laden Sie ihn vor für morgen, sagen wir, neun Uhr. Und wenn er Ihnen mit irgendwelchen blöden Sprüchen kommt, sofort auf alle Konsequenzen aufmerksam machen. Haben Sie auch seine Freundin angetroffen? … Nein? Egal. Die laden Sie gleich mit vor.«
    Eva Brunner fragte, ob ihre Chefin schon daheim sei und ob sie bei dem Aktenstudium etwas herausgefunden habe.
    Â»Nein, ich bin noch unterwegs. Zu den Akten bin ich noch gar nicht gekommen. Ich fahre jetzt«, sie sah auf ihre Armbanduhr, die neunzehn Uhr zwanzig zeigte, »noch mal zu Eigner. Ich werde das Gefühl nicht los, der verschweigt mir was. Und anschließend nehme ich mir die Familie Harrer vor. Vor allem Jakobsohns Schwager und den Neffen, der noch daheim wohnt.«
    Â»Soll ich zu den Befragungen mitgehen, Frau Steiner?«
    Â»Nein, das mache ich allein. Sie haben heute schon genug getan«, antwortete Paula umgehend. Sie hatte nämlich in diesem Moment das Idyll mit dem Tee trinkenden und Musik hörenden Heinrich vor Augen und daneben das Kontrastbild – Eva Brunner, wie sie sich in dem sicher kalten Treppenhaus von Wohnungstür zu Wohnungstür ins Zeug legte. Und sich dabei noch solche dummen Sprüche anhören musste.
    Kaum hatte sie aufgelegt, klingelte ihr Handy. Es war Fleischmann, der sich nach dem »gegenwärtigen Stand der Ermittlungen« erkundigte. Freundlich und verbindlich, gewiss, doch hinter seiner Stimme lauerte auch eine kleine Portion Ungeduld und aufkeimende Verstimmung. Oh weh, der tägliche Bericht, den sie diesmal aber weniger vergessen als verdrängt hatte.
    Â»Ãœbrigens, morgen erhalten Sie endlich unseren Bericht. Bis jetzt sind wir, Frau Brunner und ich, einfach nicht dazu gekommen, wir sind ja den ganzen Tag außer Haus.«
    Â»Na, dann nehmen Sie doch endlich mal die Hilfe der Kollegen an. Sie müssen das nicht alles allein stemmen. Trommen hat mir erst heute Morgen wieder versichert, er und seine Leute würden Sie gern und nach Kräften unterstützen, aber Sie meldeten sich ja nicht bei ihm.«
    Auch das noch! So etwas kam dabei heraus, wenn man diesen intriganten Wichtigtuer unterschätzte und vor allem vernachlässigte. Auch das würde sie morgen grundlegend ändern. Und die Kollegen mit Arbeit, mit ungeliebter natürlich, geradezu zuschütten, dass diese es nicht mehr wagen würden, Fleischmann ihre Unterstützung anzutragen.
    Â»Ja, freilich, da haben Sie vollkommen recht«, flötete sie honigsüß, »doch bei der bisherigen Lage der Dinge schien das nicht erforderlich zu sein. Morgen werde ich gerne auf das dankenswerte Angebot von Herrn Trommen zurückgreifen.«
    Schließlich berichtete sie ihm auf seine Nachfrage noch in Stichpunkten, was sie bisher herausgefunden hatten. Viel war es nicht, also schmückte sie das wenige, das sie in der Hand hatte, wort- und phantasiereich aus. Vor allem die Rolle des Lehrers Weberknecht, die Schulden und den seltsamen Zahlungsmodus von Jakobsohns Schwester. Und natürlich erzählte sie ihm auch von Heinrichs Flucht aus dem Krankenhaus, worüber ihr Chef aber bereits informiert war. Fleischmann schien sich damit zufriedenzugeben, denn er wünschte ihr noch einen »baldigen und geruhsamen Feierabend«.
    Â»Ha, schön wär’s. Ich habe noch zwei Vernehmungen vor mir, und Frau Brunner klappert derzeit die gesamte Nachbarschaft vom Tatort des Opfers ab.« Dann legte sie auf.
    Eine knappe Dreiviertelstunde später stand sie vor Eigners Bungalow, der finster im Dunkel der hereinbrechenden Nacht vor ihr lag. Doch ihr Klingeln, das von Mal zu Mal rabiater wurde, blieb ohne Erfolg, der Hausherr schien nicht daheim zu sein. Also schrieb sie ihm eine Benachrichtigung, wonach er sich morgen spätestens um zehn Uhr im Polizeipräsidium einzufinden habe. Als sie das Blatt in den Briefkasten einwerfen wollte, sah sie neben dem Namensschild ein weiteres: » GTH Otto-Eigner-Stiftung« stand darauf.

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