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Fräulein Else - Novelle

Fräulein Else - Novelle

Titel: Fräulein Else - Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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vermachen wollen. Fred kriegt meine Füllfeder. Sie tragen mich, sie tragen mich. Trauerzug. Wo ist Dorsday, der Mörder? Fort ist er. Auch der Filou ist fort. Er ist gleich wieder auf die Wanderschaft gegangen. Er ist nur zurückgekommen, um einmal meine weißen Brüste zu sehen. Und jetzt ist er wieder fort. Er geht einen schwindligen Weg zwischen Felsen und Abgrund; – leb' wohl, leb' wohl. – Ich schwebe, ich schwebe. Sie sollen mich nur hinauftragen, immer weiter, bis zum Dach, bis zum Himmel. Das wäre so bequem. – „Ich habe es ja kommen gesehen, Paul.“ – Was hat die Tante kommen gesehen? – „Schon die ganzen letzten Tage habe ich so etwas kommen gesehen. Sie ist überhaupt nicht normal. Sie muß natürlich in eine Anstalt.“ – „Aber Mama, jetzt ist doch nicht der Moment davon zu reden.“ – Anstalt –? Anstalt –?! – „Du denkst doch nicht, Paul, daß ich in ein und demselben Coupé mit |124| dieser Person nach Wien fahren werde. Da könnte man schöne Sachen erleben.“ – „Es wird nicht das Geringste passieren, Mama. Ich garantiere dir, daß du keinerlei Ungelegenheiten haben wirst.“ – „Wie kannst du das garantieren?“ – Nein, Tante, du sollst keine Ungelegenheiten haben. Niemand wird Ungelegenheiten haben. Nicht einmal Herr von Dorsday. Wo sind wir denn? Wir bleiben stehen. Wir sind im zweiten Stock. Ich werde blinzeln. Cissy steht in der Tür und spricht mit Paul. – „Hieher bitte. So. So. Hier. Danke. Rücken Sie die Bahre ganz nah ans Bett heran.“ – Sie heben die Bahre. Sie tragen mich. Wie gut. Nun bin ich wieder zu Hause. Ah! – „Danke. So, es ist schon recht. Bitte die Türe zu schließen. – Wenn Sie so gut sein wollten mir zu helfen, Cissy.“ – „O, mit Vergnügen, Herr Doktor.“ – „Langsam, bitte. Hier, bitte, Cissy, fassen Sie sie an. Hier an den Beinen. Vorsichtig. Und dann –

– Else –

–? Hörst du mich, Else?“ – Aber natürlich höre ich dich, Paul. Ich höre alles. Aber was geht Euch das an. Es ist ja so schön, ohnmächtig zu sein. Ach, macht, was Ihr wollt. – „Paul!“ – „Gnädige Frau?“ – „Glaubst du wirklich, daß sie bewußtlos ist, Paul?“ – Du? Sie sagt ihm du. |125| Hab' ich Euch erwischt! Du sagt sie ihm! – „Ja, sie ist vollkommen bewußtlos. Das kommt nach solchen Anfällen gewöhnlich vor.“ – „Nein, Paul, du bist zum Kranklachen, wenn du dich so erwachsen als Doktor benimmst.“ – Hab' ich Euch, Schwindelbande! Hab' ich Euch? – „Still, Cissy.“ – „Warum denn, wenn sie nichts hört?!“ – Was ist denn geschehen? Nackt liege ich im Bett unter der Decke. Wie haben sie das gemacht? – „Nun, wie geht's? Besser?“ – Das ist ja die Tante. Was will sie denn da? – „Noch immer ohnmächtig?“ – Auf den Zehenspitzen schleicht sie heran. Sie soll zum Teufel gehen. Ich laß mich in keine Anstalt bringen. Ich bin nicht irrsinnig. – „Kann man sie nicht zum Bewußtsein erwecken?“ – „Sie wird bald wieder zu sich kommen, Mama. Jetzt braucht sie nichts als Ruhe. Übrigens du auch, Mama. Möchtest du nicht schlafen gehen? Es besteht absolut keine Gefahr. Ich werde zusammen mit Frau Cissy bei Else Nachtwache halten.“ – „Jawohl, gnädige Frau, ich bin die Gardedame. Oder Else, wie man's nimmt.“ – Elendes Frauenzimmer. Ich liege hier ohnmächtig und sie macht Spässe. „Und ich kann mich darauf verlassen, Paul, |126| daß du mich wecken läßt, sobald der Arzt kommt?“ – „Aber Mama, der kommt nicht vor morgen früh.“ – „Sie sieht aus, als wenn sie schliefe. Ihr Atem geht ganz ruhig.“ – „Es ist ja auch eine Art von Schlaf, Mama.“ – „Ich kann mich noch immer nicht fassen, Paul, ein solcher Skandal! – Du wirst sehen, es kommt in die Zeitung!“ – „Mama!“ – „Aber sie kann doch nichts hören, wenn sie ohnmächtig ist. Wir reden doch ganz leise.“ – „In diesem Zustand sind die Sinne manchmal unheimlich geschärft.“ – „Sie haben einen so gelehrten Sohn, gnädige Frau.“ – „Bitte dich, Mama, geh' zu Bette.“ – „Morgen reisen wir ab unter jeder Bedingung. Und in Bozen nehmen wir eine Wärterin für Else.“ – Was? Eine Wärterin? Da werdet Ihr Euch aber täuschen. – „Über all' das reden wir morgen, Mama. Gute Nacht, Mama.“ – „Ich will mir einen Tee aufs Zimmer bringen lassen und in einer Viertelstunde schau ich noch einmal her.“ – „Das ist doch absolut nicht notwendig, Mama.“ – Nein,

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