Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
und
können den ganzen Abend kleine Leckereien wie Pizzahäppchen, Mini-Toasts,
gegrilltes Gemüse, Käsesnacks, focaccine [18] ,
gefüllte Oliven und vieles mehr zu sich nehmen. Bei solchen Events herrscht
immer eine ausgelassene Atmosphäre, alle Leute stehen drinnen oder draußen auf
dem Bürgersteig und das Ganze hat ein bisschen den Charme einer privaten Feier.
„Tolle
Idee!“, sagten wir alle im Chor, denn die Vorstellung gefiel uns sehr.
Nachdem wir
noch ein paar Details geklärt und die nächsten Schritte fein säuberlich in
Michelas professioneller Mappe aufgeschrieben hatten, verabschiedeten sich
meine Freundinnen und ich konnte in Ruhe die Gedanken schweifen lassen.
Die Ideen
für Ginos Laden fand ich gut. Wenn wir uns mit der Umsetzung Mühe gaben, hatte
die Agentur aus meiner Sicht gute Erfolgschancen. Und vielleicht konnte ich
schon bald meinen verhassten Job kündigen. Irgendwo hatte ich gelesen, man
sollte im Leben nur das tun, was einem leicht fällt. Italien an jeder Ecke
aufblühen lassen und mit meinen Freundinnen wahnwitzige Ideen austauschen fiel
mir leicht, jedenfalls leichter als die Vorstellung, bis zu meinem Lebensende
in der Pharmaindustrie zu arbeiten. Mein Leben war nicht gerade der Weg des
geringsten Widerstands gewesen. Ich habe Freundinnen in Italien, die immer noch
in ihrem Geburtsort und gerade mal fünfhundert Meter von ihren Eltern entfernt
wohnen, einem langweiligen Job in einem stickigen Büro nachgehen und ihren
Freund aus der Schulzeit geheiratet haben. Obwohl ich sie manchmal wegen der
Einfachheit ihres Lebens beneide, habe ich mich doch für einen anderen Weg
entschieden und ich binfroh darüber. Meistens jedenfalls.
Capitolo due -- L’inizio (Der
Anfang)
Leise
klopfte es an die Tür und das Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Wer
mochte das jetzt sein? Möglich, dass mein perfekter Kindsvater seinen Schlüssel
vergessen hatte?
Mit einer
gewissen Portion Schadenfreude und bereit zum Kampf begab ich mich an die Tür.
„Äh, ciao
Laura“, sagte Katrin.
„Hey, Katrin,
hast Du was vergessen?“ .
„Nein, aber
ich mache mir Gedanken, weil Du heute nach der Diskussion mit Martin etwas zerknirscht
warst“.
„Mach Dir
keine Sorgen, ich habe mich daran gewöhnt“, zuckte ich mit den Schultern,
obwohl ich mich alles andere als cool fühlte. Ich ging wieder zum Sofa und
bedeutete Katrin mit einer lässigen Kopfbewegung mir zu folgen.
„Ich finde
es aber doof, Laura. Wir kennen uns schon so lange und ich möchte, dass es Dir
gut geht“, sagte meine Freundin und umarmte mich über zwei Sofakissen hinweg.
Das war auch
etwas, woran ich mich lange Zeit nicht gewöhnen konnte. In Italien haucht man
sich Küsschen links und rechts an den Wangen vorbei und man spart sonst auch
nicht an emotionalem Ausdruck. Doch eine richtig innige Umarmung zwischen
Freunden oder Verwandten ist bei uns nicht üblich und so versetzt sie mich
immer wieder in leichte Verlegenheit. Und das war natürlich nicht die einzige
Umstellung, die mein ungewöhnlicher Lebensweg im Laufe der Jahre von mir
gefordert hatte.
Meine für
eine junge Italienerin unübliche Entscheidung hatte ich in den 80er Jahren
getroffen.
Mitten in
diesen Zeiten tragischer modischer Verirrung, ging ich, blutjung und der
blinden Faszination des Fremden unterliegend, für ein Jahr nach Deutschland.
Naja, ganz
so unwissend war ich ja nicht. Gerüchte über das deutsche Volk hatte ich in
meinem Heimatort, der ja immerhin in der Nähe des Gardasees und somit in
deutscher Tourismus-Reichweite liegt, doch schon mitbekommen.
Eines dieser
Gerüchte besagte zum Beispiel, dass Deutsche ihr Bier aus Gefäßen trinken
würden, die so aussahen wie Blumenvasen, sowohl die Form als auch die Größe
betreffend. Damals waren wir zwar klein und beschränkt aber so gutgläubig waren wir Kinder dann
auch nicht und so lachten wir herzlich über die Blumenvase-Geschichte, die uns
mehr als unwahrscheinlich vorkam (mittlerweile, in Bayern gelandet, lache ich
natürlich über das unwissende Kind von damals).
Anderen
Erzählungen zufolge hieß es, Deutsche würden ihre Kinder einfach ins Wasser
werfen, damit sie das Schwimmen lernen konnten. Hier wuchs die Faszination von
uns italienischen Kindern gegenüber diesem fremden Volk natürlich ins
Unermessliche (bei dieser dramatischen Vorstellung trauten wir uns nicht einmal,
die Geschichte anzuzweifeln). Schließlich hatten wir unsereins Mütter, die mit
der Stoppuhr mindestens
Weitere Kostenlose Bücher