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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Mellina
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der Welt erblickt.
    Häufig
warfen sich Simona und Kai gegenseitig vor, zu dumm für diese Welt zu sein aber
insgeheim konnten sie doch nicht die Finger voneinander lassen.
    „Hast Du mit
Kai gestritten?“, fragte ich sie vorsichtig.
    Simona fing
wieder das Heulen an, Satzfragmente erreichten mich durch ihre Schluchzer
hindurch.
    „…dachten…diesmal
mit Thermometer…nicht schon wieder…vier…zu viele…Test…“
    Ich ahnte
Böses.
    „Simona,
bist Du wieder schwanger?“
    „Ich weiß es
nicht“, kam es leise zurück, „Der Test ist in meiner Handtasche. Ich traue mich
nicht, ihn zu machen“.
    „Komm, wir
machen ihn zusammen“, sagte ich mutig, obwohl mir angst und bange war. Kinder
sind zwar ein Segen (ich hätte nie gedacht, dass ich je so etwas sagen würde),
aber man kann es damit auch übertreiben: Vier Kinder waren aus meiner Sicht
eindeutig zu viel des Segens. Ich fischte das Stäbchen aus ihrer Tasche und
reichte es Simona, die inzwischen die Tür geöffnet hatte und mich zerknirscht
anschaute.
    „Wir
brauchen noch drei Minuten!“, schrie ich den anderen Mädels im Wohnzimmerzu,
die mich darauf hin verdutzt anschauten.
    Im Bad
starrten Simona und ich gebannt auf das Teststäbchen und krallten uns
gegenseitig vor lauter Aufregung an den Oberarmen fest. Solche Plastikstäbchen
sind so ziemlich das Hinterhältigste, was es überhaupt gibt. Sie liegen im
Drogerie-Regal meistens zwischen Tampons und Kondome und sehen mit ihrer
neutralen Aufmachung so aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Innerhalb
von drei bis fünf Minuten verwandeln sie sich jedoch in tickende Bomben, die
das Leben einer Frau von einem Moment auf den anderen komplett auf den Kopf
stellen können.
    Die drei
Minuten waren um und zu unserer großen Erleichterung war der ominöse violette
Streifen, untrügliches Zeichen einer bestehenden Schwangerschaft, ausgeblieben.
Simona war mit einem Schrecken davon gekommen.
    „Simo“,
sagte ich jetzt und atmete tief durch. „Wir müssen uns mal bei Gelegenheit
unterhalten. Du weißt, ich kenne mich beruflich bedingt mit geeigneten Verhütungsmaßnahmen
aus. Überlass es doch nicht dem Zufall! Du und Kai, ihr könnt einfach nicht rechnen!“.
    Simona
nickte schuldbewusst und dann betraten wir gemeinsam das Wohnzimmer.
    Hier war
offensichtlich eine lebhafte Diskussion im Gange.
    „Laura, senti [17] .
Wir wissen, wie wir das mit Ginos Lokal hinbekommen“, sagte Ilaria aufgeregt. „Wir engagieren einfach ein paar Italiener, die müssen aber gut
aussehen!“
    Nee, schon
klar, dachte ich, Ilaria war wieder in ihrem Element.
    „Und dann
sollen sie Ginos Laden belagern! Sobald er renoviert ist, natürlich! Vorher
würde sich keiner damit blamieren wollen, reinzugehen. Sie fahren mit ihren Vespas vor, füllen den Laden, trinken Aperol spritz und unterhalten sich laut auf Italienisch. Sie machen halt eins auf
Italien! Was glaubst Du, wie die Deutschen darauf abfahren?“
    „Was meinst
Du, Katrin?“, fragte ich unsere deutsche Freundin, die als solche eine
wertvolle Beraterin für uns war.
    Katrin hatte
einen verträumten Ausdruck angenommen und schaute selig lächelnd in die Ferne.
    „Ok, es
scheint zu funktionieren“, stellte ich fest.
      „Und dann“, fuhr Ilaria fort „rennen alle Leute Ginos Türen ein, weil der Laden so cool ist und so
italienisch!“, beendete Ilaria ihre
Erfolgsprophezeiung.
      „Guter Plan, aber wo bekommen wir all
diese Italiener her?“, fragte ich.
    „Das
überlass mal mir“, sagte Ilaria mit einem
verschmitzten Lächeln.
    Bei Ilaria hatte ich keine Bedenken, dass sie bei ihrem
ausschweifenden Lebensstil nicht genug Leute zusammentrommeln konnte.
    „Wir sollten
aber noch etwas machen“, warf jetzt Simona ein, die sich   offensichtlich vom Stäbchen-Schock
erholt hatte und sich genüsslich ein großes Martini einschenkte.
    „Wir führen
bei Gino den aperitivo ein, genau wie in Italien“, sagte Simona.
    Der aperitivo ist in Italien kein Getränk, sondern
eine Institution. Man nimmt ihn von neunzehn bis zirka zweiundzwanzig Uhr ein
und er besteht aus den üblichen Aperitif-Getränken (meist Mix-Getränke aus
Wein, Aperol , Campari, Martini) plus mehr oder
weniger üppigen Häppchen. Während bis vor einigen Jahren nur Oliven oder Chips
das Getränk begleiteten, hatte sich der aperitivo mittlerweile
zu einem echten Abendessenersatz entwickelt. Die Leute bezahlen einen
Pauschalbetrag (der deutlich niedriger als der Preis eines Abendessens ist)

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