Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)
gar nicht daran
denken würde.
Nun, ich hielt nichts von diesem Ansatz. Ausgerüstet
mit einem Eisprungmesser und viel Ehrgeiz, arbeitete ich gezielt darauf zu,
schwanger zu werden. Schließlich: Von nichts kommt nichts! Bei der Hotline des
Eisprungmesser-Herstellers wurde ich schnell bekannt, und zwar bei allen
Mitarbeiterinnen des Hauses. Da ich das Gerät 100%ig richtig anwenden wollte,
um ja keine Chance zu verpassen, benötigte ich präzise Informationen, die der
Bedienungsanleitung leider nicht zu entnehmen waren. Durch die Arbeit in meinem
Unternehmen kannte ich mich mit Hotline-Mitarbeitern aus und, weil ich wusste,
dass nicht jeder seine Hausaufgaben macht, stellte ich die eine und selbe Frage
mehreren Mitarbeitern. Und tatsächlich: Das Wissensniveau der Telefonistinnen
konnte unterschiedlicher nicht sein. Auch die Diskrepanz im Bezug auf
Kundenfreundlichkeit oder Geduld bei der Beantwortung spezieller Fragestellungen,
war frappierend. Jetzt werden Sie vielleicht denken, dass ich so eine Art
Nervensäge war. Eine von solchen Kunden, deren Anekdoten gesammelt, um dann auf
der Weihnachtsfeier unter lautem Gelächter vorgelesen zu werden. Schließlich
wurde es bei uns in der Firma nicht anders gehandhabt, etwa mit Frau Hohenbecker , die wöchentliche Anruferin und
Pillenversagerin.
Nun, so eine Kundin war ich nicht. Die Anwendung
eines solchen Geräts ist nämlich keineswegs idiotensicher. Zum Beispiel wollte
das Gerät bei mir partout keinen Eisprung zeigen. Doch da ich nicht ohne
weiteres akzeptieren wollte, dass ich tatsächlich keinen Eisprung hatte, nahm
ich an, dass mir ein Bedienungsfehler unterlief. Und tatsächlich erwischte ich
eines Tages eine freundliche und gut vorbereitete Hotline-Mitarbeiterin, die
mir erklärte, der Tropfen (Urin, damit wir uns verstehen) dürfe nur langsam ins
Gerät hineinlaufen. Aus diesem Grund dürfte das Stäbchen nach dem Beträufeln
nicht senkrecht, sondern nur waagerecht gehalten werden. Das hatten alle
anderen Mitarbeiter vergessen mir mitzuteilen! Das war der Grund, wieso bislang
kein Eisprung angezeigt wurde! Vielleicht war ich also doch fruchtbar und nur Opfer schlechter
Hotline-Beratung…
An dieser Stelle kann ich alle Frauen beruhigen, die
sich sehnlich ein Kind wünschen und sich um Coolness bemühen, damit ihre
Eierstöcke ungestört ihrer Arbeit nachgehen können. Erstens ist schon der
Begriff „sich um Coolness bemühen“ ein Widerspruch in sich: Dieses Unterfangen
ist zum Scheitern verurteilt. Zweitens kann ich mit gutem Gewissen behaupten,
dass ich in Sachen Uncoolness nicht zu übertreffen
war. Abgesehen von meinem Bekanntheitsgrad bei der Hotline des
Gerätherstellers, hatte ich mich mit verschiedenen Schwangerschaftstests
eingedeckt, also war ich auch in jeder Drogerie recht bekannt. Um ja nicht den
richtigen Zeitpunkt zu verpassen, waren Martin und ich außerdem jederzeit
aktiv. Als ich im ersten Monat nicht schwanger wurde, fragte ich ihn bereits,
ob er ein Problem damit hätte, seine Spermien untersuchen zu lassen. Ich
glaubte schon gar nicht mehr daran, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.
Nicht desto weniger führte ich im zweiten Zyklus zwei Schwangerschaftstests
durch und rief ein paar Mal bei der Hotline an, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen.
In meinem Pharmaunternehmen pflegte ich mich immer
über solche Kundinnen aufzuregen, die sich nicht an die Anwendungshinweise der
Produkte halten. Bei der Durchführung der Schwangerschaftstests hatte ich mich
auch nicht 100%ig an die Angaben gehalten. Ich wusste jedoch als Profi, wie
großzügig die Toleranzgrenzen solcher Anleitungen aussehen. Heißt es zum
Beispiel in der Packungsbeilage einer Verhütungspille, man solle sie mit einem
vollen Glas Wasser einnehmen, dient dieser Hinweis nur dazu sicherzustellen,
dass die Pille womöglich nicht am Gaumen kleben bleibt. Also nach dem Motto:
Auch Idioten haben das Recht, nicht schwanger zu werden.
Da ich mich über allen Idioten dieser Erde erhaben
fühlte, hielt ich die Angabe von fünf Minuten Wartezeit bis zum Erreichen eines
zuverlässigen Ergebnisses des Teststreifens für übertrieben. Geschätzte drei
Minuten starrte ich auf das Fenster mit dem Testergebnis, dann warf ich den
Test in den Mülleimer. Kein Streifen, kein Baby. Es handelte sich um einen
sogenannten „ Frühtest “, der eine Schwangerschaft
vorhersagen kann, bevor die Regel ausbleibt. Um ganz sicher zu gehen,
wiederholte ich den Test fünf Tage später. Diesmal wartete
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