Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Blutsverwandtschaft, zumal in gemeinsamer Gefahr, sei die stärkste aller Stützen.
Es fehlte Pizarro an Geld. Ohne Verbindungen und Empfehlungen wäre es ihm unmöglich gewesen, die nötigen Leute aufzubringen. Hernando Pizarro half ihm, auch Ferdinand Cortes, ein Verwandter seines Vaters, wie schon gesagt. Er hatte gleich bei seiner Ankunft im Hafen von Palos eine Begegnung mit dem berühmten Eroberer gehabt. In der Folge kamen sie öfters zusammen. Pizarro verdankte ihm manch wertvolle Weisung und manchen brauchbaren Teilnehmer seines Unternehmens.
Die sechs Monate waren bald abgelaufen. Drei Karavellen lagen im Hafen von Sevilla, bereit, Mannschaft, Kriegsgerät und Vorräte aufzunehmen, aber noch waren die 150 Mann nicht vollzählig und die Ausrüstung recht dürftig. Da vernahm Pizarro, daß der »Rat von Indien« im Begriffe sei, die Schiffe und die Mannschaft besichtigen zu lassen. Es war im Januar 1530. Sofort entschloß er sich, mit dem größeren Teile seiner Streitmacht auf der größeren Karavelle unverzüglich abzusegeln. Er fuhr nach Gomara, einer der Kanarischen Inseln. Den Befehl über die beiden andern Schiffe übertrug er seinem Bruder Hernando mit dem Auftrag, ihm sobald wie möglich zu folgen.
Als die Kommission des »Rates zu Indien« in Palos eintraf, war Pizarro bereits auf hoher See. Hernando versicherte den Herren, die Expedition sei vollzählig. Man schenkte ihm Glauben oder tat wenigstens so, und die beiden zurückgebliebenen Karavellen gingen gleichfalls nach Gomara ab.
Das vereinte Geschwader traf nach guter Fahrt im Hafen von Santa Marta (an der Nordküste Südamerikas) ein. Nach kurzer Rast ging Pizarro wieder in See und erreichte den Hafen Nombre de Dios. Chronisten überliefern, er habe geplant, von Santa Marta aus die Landenge zu überschreiten. Das ist wohl aber kaum anzunehmen; es sei denn, er habe heimlich die Absicht gehabt, seine Streitmacht von Panamá fernzuhalten.
In Nombre de Dios wurden die Ankömmlinge von Almagro und Luque begrüßt, die begierig auf die Erfüllung ihrer ehrgeizigen Wünsche waren. Almagro war höchst verstimmt, als er vernahm, wie wenig für ihn gesorgt worden war. Pizarro versprach ihm, ihn jederzeit als ihm gleichgestellt anzusehen und zu behandeln. Ja, er verzichtete zugunsten des Mißvergnügten auf sein Adelantamiento. Voller Argwohn fügte sich Almagro in das Unabänderliche.
Mit großem Pomp und Prunk zog Pizarro an der Spitze seines kleinen Heeres in der Stadt Panamá ein. Um sich zu rächen, kargte Almagro mit dem Gelde, das er inzwischen aufgebracht hatte. Hernando Pizarro überwarf sich sogar mit ihm, während Francisco Pizarro alles versuchte, den verbitterten Genossen wieder unternehmungslustig zu stimmen. Schon drohte Almagro, auf eigene Faust den Zug nach Peru anzutreten, was arge Zersplitterung unter der ungeduldig gewordenen alten und neuen Mannschaft zur Folge gehabt hätte. Da gelang es dem Richter Antonio de la Gama, die beiden Pizarros mit dem biederen, aber kleinlichen Almagro einigermaßen zu versöhnen. Es war die alte Geschichte: Herrennaturen und Plebejer vertragen sich schwer, wenn sie sich in das Kommando teilen sollen. Franz Pizarro hatte sowieso reichlich viel Feinde in Panamá. Jetzt schürte und hetzte der den Spießbürgern näher stehende Korporal gegen den Kapitän, wo er nur konnte. Schließlich aber rückte er die angesammelten Vorräte und Waffen sowie 700 Goldpesos heraus, indem er sich doch wohl sagte, daß er ohne den ihm verleideten, aber als Führer unvergleichlichen Pizarro im ganzen Leben nicht Peru erobern könne. Der verschlagene Luque und hinter ihm der Goldgeber Espinosa, der von San Domingo herüberkam, um die gefährdete Sache ins Fahrwasser zu bringen, taten, was sie nur konnten. Pizarro verzichtete hochnotpeinlich zugunsten Almagros auf seine Würde als Adelantado, wobei er versprach, die kaiserliche Genehmigung nachträglich erwirken zu wollen. Auch sonst wurden dem Benachteiligten allerlei Zugeständnisse gemacht.
Am Johannestage (am dritten Weihnachtstage) 1530 fand die feierliche Vereidigung der Teilnehmer und die Weihe der Kaiserlichen Standarte, die Pizarro aus Spanien als Hoheitszeichen mitgebracht hatte, sowie der Fahnen der Mannschaft in der Stiftskirche zu Panama statt. Frater Juan de Vargas, ein Dominikaner, der sich dem Zuge auf Geheiß der Regierung anschloß, hielt die Rede und reichte allen Offizieren und Soldaten das Abendmahl. Er redete von einem Kreuzzuge wider die
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