Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
gekommen; Aber die Soldateska verübte Einbrüche, Erpressungen und Schändungen, so daß es zu einer heimlichen Verschwörung der Insulaner kam. In einer bestimmten Nacht sollten alle Fremdlinge ermordet werden. Durch Verrat erfuhr Pizarro das nur allzu gerechtfertigte Vorhaben. Vielleicht auch war die angebliche Verschwörung ein bloßes Hirngespinst, um Anlaß zur Plünderung und Vergewaltigung zu finden. Kurzum, Pizarro gab Befehl, den obersten Kaziken, in dessen Palast er sein Quartier hatte, nebst dreien seiner Söhne und zwei andern Edelleuten gefangen zu setzen, sodann die Besatzung des Palastes und der Stadt niederzumachen. Nachdem dies geschehen, wurden Hunderte von wohlhabenden Indianern in ihren Wohnungen ermordet, die Frauen und Mädchen vergewaltigt. Die allgemeine Plünderei ergab stattliche Beute.
Die Spanier blieben selbstverständlich unter den Waffen. Man verschanzte sich in einem Teile der Stadt. Wie zu erwarten, begann die empörte Bevölkerung einen Angriff. Die Spanier machten ihrerseits Gegenangriff, und es gelang ihren Reitern, Armbrustern und Büchsenschützen, die ungeordneten Scharen niederzuwerfen und in die nahen Wälder zu jagen. Haufen von Toten bedeckten den Kampfplatz. Auch drei oder vier Spanier waren gefallen; viele verwundet. Hernando Pizarro hatte eine Verletzung am Knie.
In den nächsten Tagen ließ Francisco Pizarro die Umgebung der Stadt durch starke Patrouillen absuchen. Jeder Indianer, dessen man habhaft ward, verfiel der spanischen Mordlust. Drei Wochen wüstete man unter den Insulanern, deren Rest sich versteckte oder nach dem Festlande entkam.
Ein angebliches Kriegsgericht untersuchte die Verschwörung und verurteilte ein Dutzend indianischer Edelleute zum Tode. Sie wurden teils durch das Schwert hingerichtet, teils verbrannt. Der Kazike mußte dem Kaiser Karl den Vasalleneid schwören; dann entließ man ihn, damit er die noch vorhandenen Eingeborenen beschwichtigte.
Als auf der Insel Puna, die jetzt Isla de Santiago hieß, nichts mehr zu erbeuten war, ging Pizarro wieder nach dem Festland und setzte den Marsch auf Tumbez fort. Um diese Zeit traf das nach Nikaragua gesandte Schiff nebst einem andern ein; mit ihm der Hauptmann Hernando de Soto, der später als Entdecker des Mississippi berühmt geworden ist und unter den Fluten des großen Stromes 1541 sein Grab fand. Er war mit Pedrarias nach Amerika gekommen und wurde als vielerfahrener Mann allgemein begrüßt. Soto brachte hundert Mann und mehrere Pferde mit.
Pizarros Streitmacht betrug nunmehr etwa 300 Mann zu Fuß und 50 Reiter.
IX
Inzwischen war in den inneren Verhältnissen im Reiche Perú ein Wandel eingetreten. Der Kronprinz Huaskar hatte als vierzehnter Inka den Thron seiner Väter bestiegen. Einige Jahre blieb sein Verhältnis zu seinem Halbbruder Atahuallpa, der im Lande Quito selbständig herrschte, ungestört. Huaskar wird von den Chronisten als sanftmütiger und friedsamer Mensch geschildert, während Atahuallpa verwegen, tatendurstig und kriegliebend war. Er trachtete danach, Gebiet und Macht zu erweitern. So kam es, daß sich die beiden Brüder mehr und mehr entfremdeten. Intriganten an beiden Höfen verstanden diesen durch die verschiedene Natur begründeten Gegensatz allmählich zur gegenseitigen Feindschaft zu treiben. Irgendeine an sich belanglose Grenzfrage brachte es zu offenem Streit und schließlich zum Kriege. Der Überlieferung nach kam es zu einem Gefecht bei Tomebamba, der größten Stadt der Grenzgegend. Atahuallpa geriet in die Gefangenschaft seines Halbbruders. Es gelang ihm jedoch, wieder zu entrinnen und sich an die Spitze eines ansehnlichen Heeres zu stellen.
Er war damals noch nicht dreißig Jahre alt. Da er ein geborener Soldat war, vergötterten ihn die Truppen. Unterstützt von zwei im Krieg ergrauten tüchtigen Feldherren, Kizkiz und Tschalkutschima (dieser war ein Bruder der Königin-Witwe), begann Atahuallpa den Vormarsch gen Süden. Bei Ambato, zu Füßen des Chimborazo, den die Spanier für den höchsten Berg der Erde hielten, begegneten sich die Heere der feindlichen Brüder. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend währte der wütende Kampf. Atahuallpa blieb Sieger. Tausende deckten die Walstatt, darunter der peruanische Heerführer.
Atahuallpa ließ seinen Sieg nicht unausgenutz. Sofort nach der ersten Entscheidung setzte er mit seinem Heere den Marsch fort und nahm alsbald das befestigte Tomebamba, das ebenso wie die gesamte Provinz Kanaris zwar schon längst zum
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