Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
und ihn und sein Volk als Aufständische vernichten.
Mehrere Tage vergingen; es kam keine Antwort. Dagegen sah man Scharen von Indianern in der Ferne auf dem jenseitigen Ufer Schanzen bauen. Der Fluß war vom Frühlingswasser dermaßen angeschwollen, daß er ungangbar schien. Höhnisch rief man den Spaniern von drüben zu, sie sollten hinüberkommen.
Nachdem die gesamte Streitmacht in Tumbez versammelt war, ließ Pizarro ein großes Floß zimmern und setzte achtzig Mann zu Fuß und vierzig Reiter aufs andre Ufer unter der Führung des Hauptmanns Hernando de Soto. Dies währte vom Morgen bis zum Abend. Soto hatte den Befehl, die Indianer zu züchtigen, weil sie Spanier ermordet hatten und Rebellen seien. Falls sie um Frieden bäten, solle er im Namen seiner Majestät des Kaisers mit ihnen verhandeln.
Soto marschierte noch in der Nacht gegen die verschanzte Stellung der Indianer und griff sie bei Morgengrauen an. Es blieb beim Fernkampf. Eine Menge Feinde wurden getötet, viele verwundet und etliche gefangengenommen. Gegen Abend verließen die Indianer die Schanzen, und auch Soto zog sich in ein verlassenes Dorf zurück. In der Frühe des andern Morgens nahm er die feindliche Stellung und sandte Streiftrupps aus, um die Zurückgegangenen zu verfolgen. Gleichzeitig schickte er einen Unterhändler mit ein paar Dolmetschern ab.
Der indianische Führer namens Kilimassa empfing den fremden Gesandten ehrerbietig und ließ dem spanischen Hauptmann sagen, er hätte auch seinerseits gern einen Unterhändler geschickt, und nur aus Furcht, die Spanier könnten ihn umbringen, wäre es nicht geschehen. Jetzt aber werde er persönlich mit einigen Edelleuten zu ihm kommen.
Darauf verhandelte man im Lager der Spanier. Der Kazike bat, die Feindseligkeiten zu verzeihen. Er unterwerfe sich dem Kaiser und seinem Stellvertreter. Soto versicherte ihm darauf, der Krieg sei zu Ende und die Indianer sollten unbesorgt in ihre Wohnstätten zurückkehren.
Die Spanier setzten wieder über, unter Mitnahme der in der indianischen Stellung vorgefundenen Lebensmittel, und führten den Kaziken und seine Begleiter vor Pizarro. Der vernahm den Gefechtsbericht des Hauptmanns, dankte Gott, daß kein Spanier gefallen und keiner verwundet war, und ordnete einige Rasttage an. Kilimassa ward befragt, warum sich die Tumbezianer empört und acht Spanier zurückhielten. Sie wären doch gut von ihnen behandelt worden. Pizarro habe die auf der Insel Puna vorgefundenen Gefangenen freigegeben. Wenn er feindselige Absichten gehabt hätte, so würde er auch keine Waren vorausgeschickt haben. Wo seien die drei Spanier, die die Gefangenen begleitet hatten? Wo seien die drei, die auf den Balsas die Waren gebracht hätten? Wo sei Alonso de Molina und sein Gefährte?
Der Kazike erwiderte, die beiden in Tumbez zurückgebliebenen Spanier seien längst verstorben und über die sechs Vermißten vermöge er keine Auskunft zu geben. Er wäre nicht dabei gewesen, weder wie die Gefangenen von der Insel Puna noch wie die drei Balsas ankamen. Er werde jedoch Nachforschungen anstellen und die Schuldigen ausliefern, falls sie ergriffen würden. Des weiteren befragt, warum die Stadt Tumpez verlassen sei, gab er an, eine Seuche wäre daran schuld und der lange Zwist mit den Insulanern auf Puna.
So blieb dem Capitano nichts übrig als die Gesandtschaft zu entlassen; Der Kazike hielt sein Wort: es fanden keine Feindseligkeiten mehr statt. Die Bevölkerung freilich kehrte nicht zurück, und die Mörder der acht Spanier wurden nicht ausgeliefert.
Pizarro sah ein, daß die grausame Vernichtung der Insulaner ein schwer wieder gut zu machender Mißgriff gewesen war und daß er alles aufbieten müsse, um die Indianer des Festlandes nicht noch mehr zu reizen. Angesichts der ungeheuren Überlegenheit der Peruaner in der Zahl waren fortdauernde Gewaltmaßnahmen aussichtslos, ja gefährlich. Es gab nur einen Weg, zur Hauptstadt des Landes und in den Besitz der Macht zu gelangen: zielbewußte Diplomatie.
Die Stimmung seiner Leute war miserabel. Der Hinweis auf die Reichtümer von Peru, die den Spaniern sicher seien, verfehlte jetzt jede Wirkung. Man wollte Gold sehen! Da unzufriedene Truppen niemals in Untätigkeit belassen werden dürfen, entschloß sich Pizarro zu größeren Streifzügen. Den Plan eines kraftvollen Vorstoßes ins Innere des Landes, in Richtung auf die Hauptstadt, schob er hinaus. Zuvor mußte eine feste Operationsbasis gegründet werden. Tumbez schien ihm dazu
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