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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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Frauen und Jungfrauen der Königsfamilie wurden hingeschlachtet.
    So berichtet Garcilasso de la Vega (1540–1616) in seinen »Commentarios Reales«; aber da er selbst ein Inka-Edelmann war (seine Mutter war eine Enkelin des Königs Topak Yupanki), so straft er seine eigene Geschichtsschreibung Lügen. Zweifellos geschah die Ausrottung nicht so gründlich, wie er behauptet hat, denn im Verlaufe der Geschichte Perus ist so mancher Abkömmling der Inkas hervorgetreten. Auch Huaskar blieb zunächst am Leben.
    Schon vor der Entscheidungsschlacht hatte König Atahuallpa von den Missetaten der Spanier auf der Insel Puna vernommen, aber erst als er unbestrittener Herr von Peru geworden war, im Sommer 1532, konnte er sich mit dem vermeldeten Vorfalle näher beschäftigen.

X
    Gegen Ende des Marsches auf Tumbez erfuhr Pizarro zum ersten Male durch einen indianischen Dolmetscher vom Bruderkriege zwischen Huaskar und Atahuallpa. Nichts konnte ihm angenehmer und förderlicher sein; erinnerte er sich doch einer Weisung des Generalkapitäns Cortes, dessen Heldengestalt ihm allezeit vorschwebte: »Erzeugt Zwist im Volke, das Ihr bekriegt! Schürt ihn und benutzt ihn!« Noch waren ihm die tatsächlichen Verhältnisse völlig unklar, aber er beschloß, sich alsbald Gewißheit zu verschaffen und sich scheinbar auf die Seite des Siegers zu stellen.
    Seine Hoffnung, in der Stadt Tumbez einen zuverlässigen Stützpunkt zu gewinnen, sollte sich nicht erfüllen. Er hatte im Gefängnis auf der Insel Puna eine Anzahl Tumbezianer gefunden, sie befreit und nach ihrer Heimat entsendet. Damit glaubte er sich die Stadt, die ihn im Jahre 1527 gastlich empfangen hatte, zu verpflichten. Aber die Kunde von der Grausamkeit und Raubgier der Spanier auf Puna machte in Tumbez viel stärkeren Eindruck als die Freigabe der Gefangenen. Man durchschaute die Absicht der Fremdlinge, und so ergriff man die drei Spanier, die mit den Freigelassenen gekommen waren, und opferte sie den Göttern. Ebenso ermordete man den seit 1527 in Tumbez wohnenden Alonso de Molino samt seinem Genossen. Gleichzeitig bildete man eine Volkswehr und bewaffnete sie. Eilboten an den Befehlshaber der Provinz gingen ab. Wären geordnete Zustände im Reiche gewesen, wie noch vor einem Jahre, so hätte man auf das baldigste Anrücken einiger Bataillone rechnen können. Jetzt freilich waren die Telegraphenstationen zerstört und das Heer war aus seinen Friedensstandorten weggenommen.
    Notgedrungen beschloß man, die Stadt zu räumen und sich ins Innere des Landes zurückzuziehen. In der leeren Stadt und am Hafen verblieben nur Patrouillen.
    Pizarro hatte auf Balsas, die ihm die Edelleute auf Puna hatten stellen müssen, drei Spanier nebst einem Dolmetscher und Tauschwaren vorausgeschickt. Als diese Leute landeten, wurden sie von den Streifscharen überfallen und samt den Waren weggeschleppt. Die Balsas wurden entfernt.
    Drei Tage darauf kamen die drei Karavellen. Mit ihnen Pizarro. Er landete seine Streitmacht, was den Rest des Tages in Anspruch nahm, und sandte am andern Morgen zwei der Schiffe zurück, um den Rest seiner Leute und Pferde zu holen. Inzwischen begab er sich mit einer ausgewählten Schar von Offizieren und Mannschaften in den burgartigen Palast des Kuraka und bezog daselbst sowie in einem benachbarten, ebenfalls verteidigungsfähigen Hause Quartier. Mit Staunen nahm er wahr, daß die Stadt von ihren Einwohnern verlassen war und daß kein Palast und kein Haus mehr wertvolle Gegenstände enthielt. Wer Tumbez nicht ehedem in seinem Schmuck und Reichtum geschaut hatte, zweifelte angesichts der armseligen öden Räume an der Wahrheit aller der verlockenden Schilderungen.
    Eine ausgesandte Patrouille, die den Fluß aufwärts streifte, fand weder die Balsas noch die drei Spanier noch den indianischen Dolmetscher. Man griff etliche Indianer auf und stellte fest, daß sich auf den Höhen und an den Waldrändern Scharen bewaffneter Eingeborenen versteckt hielten. Pizarro verhörte die Aufgegriffenen, ohne Wesentliches zu erfahren, und entließ sie wieder mit dem Auftrage, den Kuraka von Tumbez aufzusuchen und ihm im Namen des Kaisers zu sagen, Pizarro und seine Hispanier seien in friedlicher Absicht, ganz wie ehedem, gekommen. Er solle ihm die drei Leute von den Balsas zurücksenden und die Einwohner veranlassen, in die Stadt zurückzukehren. Niemandem werde Leid geschehen. Weigere sich der Kuraka aber, dies Gebot zu erfüllen, so müsse Pizarro mit Feuer, und Schwert wider ihn ziehen

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