Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Prozeß wie Urteilsvollzug auf seine Anordnung erfolgt ist. Sehr bald nach dem Eingang der Meldung vom Siege bei Las Salinas war der Statthalter von Lima aufgebrochen, blieb aber in Xauxa. Offenbar scheute er sich, Kuzko zu betreten, solange die zwischen ihm und Hernando festverabredete Beseitigung ihres gemeinsamen Feindes noch nicht vollendete Tatsache war. In Xauxa empfing er den jungen Diego de Almagro, versicherte dem arg Betrübten, seinem Vater werde kein Leid geschehen, und entsandte ihn nach Lima, wo er im Hause Pizarros auf das beste aufgenommen wurde. Das gleiche versicherte er dem Bischof und einigen Rittern, die von Kuzko kamen, um Fürsprache für Almagro einzulegen. Der Statthalter stand in reger Verbindung mit seinem Bruder. Wenige Tage vor der Urteilsvollstreckung brach er endlich von Xauxa auf. In Abancay, also vor den Toren der so umstrittenen Hauptstadt, empfing er Hernandos Meldung, daß der Rebell hingerichtet war. Er tat, als sei er überrascht und ergriffen. Andern Tags zog er als Triumphator in Kuzko ein, in stolzer Haltung, heiteren Sinnes, in einem Prunkrocke, den ihm Ferdinand Cortes verehrt hatte, unter den jubilierenden Klängen eines Reitermarsches.
Almagro war um 1470 geboren, also zur Zeit seines Abganges aus dieser Welt beinahe siebzig Jahre alt. Sein Charakter, seine Vorzüge, seine Fehler, seine Verdienste gehen aus seinen Taten zur Genüge hervor. Der große Gedanke, der in der spanischen Weltherrschaft lebte und webte, war der goldne Faden seines Daseins nicht. Der Drang nach Reichtum und Macht ist als das Leitmotiv seines Lebens anzusehen. Damit verliert er jedwede Gloriole.
Als Soldat war er Haudegen und Draufgänger; das Zeug zum Staatsmann und Organisator fehlte ihm. Er war ein leutseliger Vorgesetzter, ein guter braver Kamerad, ein Mann, der auf Leben und Lebenlassen hielt, zuweilen Verschwender und Wüstling. Infolgedessen stand es mit der Zucht unter seinen Untergebenen nicht berühmt. Er drückte allzuoft beide Augen zu. Zweifellos haben die Brüder Pizarro ihm gegenüber ohne Rücksicht und Erbarmen gehandelt, aber man kann nicht sagen, er habe sein schlimmes Ende nicht verdient.
XXX
Von neuem tat Francisco Pizarro allerlei, sein Reich innerlich zu stärken und zu einen. Wie schon erzählt, hatte sich in Quito der Ritter Sebastian Benalcazar gewissermaßen selbständig gemacht. Es war ihm durch planmäßig ausgeführte Streifzüge gelungen, die Provinz fester in die Hand zu bekommen. Somit war er auf dem besten Wege, sich ein eigenes Reich zu gründen. Pizarro hatte dies erfahren, und sowie der Aufstand der Peruaner erloschen war, schickte er einen Bevollmächtigten zu ihm mit der Aufforderung, unverzüglich zu ihm nach Lima zu kommen. Aber es war bereits zu spät. Benalcazar hatte sich nach Europa begeben, vermutlich um sich sein Gebiet vom Kaiser bestätigen zu lassen.
Des weiteren bekam Gonzalo Pizarro den Auftrag, einen Zug gegen die Charkas-Indianer zu führen. Dieser kriegerische Stamm hatte seinen Sitz innerhalb der Statthalterschaft Almagros, etwas östlich des großen Sees (unter dem 18. Breitengrade), der den schönen Namen Lago de Poopo trägt. Pizarro hatte gehört, im Gebiete dieser Indianer lägen ergiebige Silbergruben.
Es kam zu heftigen Gefechten mit den Eingebornen. Hernando Pizarro ward mit Hilfstruppen nachgesandt. Ihm gelang die Unterwerfung, und Francisco belohnte ihn mit den Silbergruben von Porco. Unweit davon liegen die damals noch unentdeckten berühmtesten Silberbergwerke Perús, die von Potosi (4000 m hoch). Die alte Stadt Charkas heißt übrigens heute Sucre (2700 m hoch). Die ganze Gegend hat heute noch eine reiche Zukunft, sobald sie endlich mit Lima durch eine Eisenbahn verbunden sein wird.
Ein Jahr war seit Almagros Tod verstrichen, da schickte sich Hernando Pizarro endlich an, nach Spanien zurückzugehen. Beide Brüder wußten sehr wohl, daß dem Diego de Alvarado, der am Kaiserlichen Hof weilte, um Almagros Sache zugunsten von dessen Sohne zu führen, das Feld nicht länger allein überlassen werden durfte.
Bei seiner Abreise mahnte Hernando seinen Bruder ernstlichst, sich vor den »Chilianern« zu hüten. Das seien Desperados, die vor nichts zurückscheuten, um sich an ihm zu rächen! Es sei unbedingt nötig, daß Almagros Anhänger auseinandergesprengt würden. Noch immer hockten sie in Kuzko beieinander.
»Und dann,« riet er ihm, »halte dir eine zuverlässige Leibwache! Bisher war ich es, der dich beschirmt hat.«
Der
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