Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
gewesen.
Seine Aufgabe war, die eigentliche Regierung in die Hände zu bekommen; seine Vollmacht aber wies ihn lediglich als kaiserlichen Untersuchungsrichter aus. Er hatte das Recht, Beschwerden von Eingeborenen zu prüfen und zu entscheiden, Maßregeln zur Verhütung von Unbill aller Art anzuordnen und offizielle Berichte an den Kaiser zu erstatten. Für den Fall von Pizarros Tod hatte er seine eigene Ernennung zum Statthalter von Neu-Kastilien in der Tasche. Dies letztere besagt alles.
Vaca de Castro ging im Herbst 1540 in Sevilla an Bord, erreichte Nombre de Dios, ritt auf einem Maultiere über die Landenge und bestieg in Panamá eine Karavelle, die ihn nach Lima bringen sollte. Unterwegs litt er Schiffbruch, so daß seine Ankunft in Perú stark verzögert wurde. Inzwischen ereignete sich Geschehnis auf Geschehnis.
XXXI
Durch den Krieg der Spanier untereinander hatte die ehemals so straffe Ordnung im Lande arg gelitten. In den spanischen Ansiedlungen, deren Zahl und Größe langsam zunahm, waren die Indianer zu Sklaven gemacht worden. In den Gegenden, wo die Europäer noch nicht unmittelbar herrschten, verwilderten die Eingeborenen.
Inka Manko begann den Guerillakrieg; anders ausgedrückt, er wurde Raubritter. Er scharte um sich einige Hundert ehemalige Soldaten, setzte sich in den Vorbergen zwischen Kuzko und Lima fest und überfiel die Karawanen der Spanier. Seine Banden brachen unvermutet in die Niederlassungen ein, raubten Vieh, brannten Farmen nieder und mordeten jeden Weißen, den sie erwischten. Die gegen die Wegelagerer und Räuber ausgesandten Patrouillen vermochten nichts auszurichten. Unter Verlusten kamen sie wieder. Einmal geriet ein Trupp von dreißig Spaniern in einen Hinterhalt und wurde bis auf den letzten Reiter niedergemacht.
Schließlich beauftragte Francisco Pizarro seinen Bruder Gonzalo mit einem größeren Zuge gegen den Inka, der sich bei der Annäherung der Truppe in die Cordillera zurückzog. Mehrfach fanden Plänkeleien statt, auch kleine Gefechte, aber ein entscheidender Schlag war unmöglich. Jeder Verlust an Streitkraft ersetzte sich wie von selbst durch Zuzug andrer Indianer. Seine Schlupfwinkel aber in den unwegsamen rauhen Bergen waren nur durch Zufall zu finden.
Der Statthalter sah ein, daß auf diesem Wege keine Ordnung zu erzwingen war. Er mußte sich auf Verhandlungen legen, und da er wußte, daß der Fürst Ehrfurcht vor dem Bischof von Kuzko hatte, beauftragte er diesen damit. Valverde lud den Inka zu einer Unterredung ein, aber der Peruaner lehnte sie ab, und zwar aus einem merkwürdigen Grunde. Er hatte beobachtet, daß der Bischof bei Begegnungen mit dem Statthalter zuerst grüßte und dabei den Hut abnahm. Ein Mann aber, der unter Pizarro stehe, habe nicht die Macht, ihm vor einem Treubruche des Generals zu bürgen.
Nunmehr forderte der Marques den Inka zu einer persönlichen Unterhandlung auf. Der Inka ließ sagen, er sei bereit dazu, und bestimmte als Ort sein verlassenes Lustschloß im Yukay-Tale. Pizarro begab sich alsbald dorthin und sandte von da dem Inka ein reiches Gastgeschenk entgegen, um ihn geneigter zu stimmen.
Ein unglücklicher Zufall fügte es, daß der Bote (einer der Mohren, die Pizarro in seinem Gefolge hatte) unterwegs von Eingeborenen überfallen, totgeschlagen und beraubt wurde. Wie schon gesagt, das Land war völlig verwahrlost. Mit ziemlicher Gewißheit kann man annehmen, daß diese Missetat ohne Befehl und ohne Wissen des Landesfürsten geschah.
Pizarro nahm das Gegenteil an und rächte sich in seinem Jähzorn maßlos. Auf einem Streifzuge durch die Sierra war die Lieblingsfrau des Inka den Spaniern in die Hände gefallen, ein schönes junges Weib. Der Statthalter ließ ihr die Kleider vom Leibe reißen und sie vor der Front seiner Soldaten nackt an einen Baum binden. Sie ward mit Ruten zu Tode gepeitscht und im Sterben mit Pfeilen gespickt. Die verwöhnte Inkafrau erlitt diese grausame Todesart ohne Klage und ohne Laut. Die hartgesottenen Landsknechte sollen vor Bewunderung oder Mitleid beinahe rebelliert haben.
Pizarro gründete nunmehr nach einem bestimmten Plane militärische Stützpunkte im ganzen Lande: kleine Forts, in den je zehn, zwölf Soldaten und etliche Ansiedler (zunächst Neulinge) angesiedelt wurden. Diese Siedelungen hatten untereinander Verbindung zu halten, um bei Annäherung von Indianertrupps gemeinsame Maßnahmen zu treffen. In großen Abständen wurden größere Kastelle mit stärkerer Besatzung unter einem
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