Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Marques lachte.
»Sei unbesorgt,« erwiderte er ihm, »jedes einzelne Haar auf den Köpfen der Parteigänger Almagros bürgt mir für meine Sicherheit!«
Im August 1539 schiffte sich Hernando Pizarro in Lima ein. Um Panamá zu meiden, landete er in Tehuantepec, dem mexikanischen Hafen am Südmeere, den Ferdinand Cortes i. J. 1524 angelegt hatte. Was in Panamá zu fürchten war, geschah in Mexiko. Auf dem Wege von Tehuantepec nach Vera Cruz ward Hernando Pizarro verhaftet; aber der Vizekönig Antonio de Mendoza gab ihn wieder frei, da er kein Recht hatte, einen Offizier aus einer ganz anderen selbständigen Kolonie festzuhalten.
Nachdem Pizarro mehrere Wochen auf den Azoren verweilt hatte, um bestimmte Nachrichten von mächtigen Freunden am Hofe abzuwarten, begab er sich schließlich nach Valladolid zum Kaiser. Mit großem Prunk zog er in der Stadt ein. Bei Hofe empfing man ihn mit großer Zurückhaltung. Diego de Alvarado hatte ihn gehörig angeschwärzt. So befreundet sie ehedem gewesen: das Versprechen, das Alvarado dem Marschall Almagro in dessen Todesstunde gegeben, lag ihm näher am Herzen als die Erinnerung an alles andre.
Immerhin gelang es dem gewandten und reichen Hernando Pizarro, sich in der Umgebung des Kaisers sehr bald gute und tüchtige Freunde zu erwerben. Er sparte nicht mit seinem Golde, und Festmähler und Gastgeschenke taten das ihre. Dazu verstand er es, die Taten, Gefahren und Rechte seines berühmten Bruders in das volle Licht zu stellen, Almagro hingegen als Verräter und Rebellen zu brandmarken.
Alvarado, der mehr Soldat als Hofmann war, ärgerte und erbitterte sich über diese Wendung und Verzögerung. Er war nach Spanien gekommen, um eine kaiserliche Entscheidung zugunsten des jungen Almagro zu erwirken. Vor allem galt es, dessen pekuniäre Ansprüche zu sichern. In seinem Zorn forderte er Hernando Pizarro zum Zweikampf heraus. Dieser hatte keine Neigung, seine und seines Bruders so wichtige Sache einem ritterlichen »Gottesgericht« anzuvertrauen. Man lebte im Cinquecento – und fünf Tage nach seiner Herausforderung trug man den Ritter Alvarado zu Grabe. Er war an Gift gestorben.
Kein Mensch wagte es offen, Hernando Pizarro des Mordes zu beschuldigen. Gleichwohl ward er verhaftet. Ohne daß ein Urteil vorlag, saß er volle zwanzig Jahre auf der Veste Medino del Campo. Erst anno 1560 ließ man den nunmehr Fünfundneunzigjährigen frei. Hernando ertrug die lange Gefangenschaft voll Gleichmut, und die letzten fünf, sechs freien Jahre seines Lebens soll er »im Geruche der Heiligkeit« gestanden haben. Sein Vermögen war lange beschlagnahmt gewesen, aber noch immer war er ein reicher Mann. Nach einer im Wortlaute erhaltenen Königlichen Cedula empfing er i. J. 1555 allein 10000 Dukaten aus den Silbergruben von Porco, die ihm nach wie vor gehörten. Seine Familie blieb in hohen Ehren. So ist noch sein Enkel vom König Philipp IV. (1621–1665) huldvollst zum Marques de la Conquista (Markgraf der Eroberung) ernannt worden. In der Tat hat Francisco Pizarro niemals einen tüchtigeren und tapfereren Helfer gehabt als seinen ältesten Bruder.
Der Prozeß gegen Hernando Pizarro ist wohl im Sande verlaufen. Man konnte ihm nicht nachweisen, daß er die Hinrichtung Almagros eigenmächtig angeordnet und vollzogen habe. Herrera, dem zahlreiche Urkunden und Briefe von Conquistadoren vorgelegen haben, berichtet, Hernando habe nach einem bestimmten Befehl des Statthalters gehandelt. Höchstwahrscheinlich hat er diese Aussage dokumentarisch gestützt.
Wenn man auch weder Hernando noch Francisco Pizarro klipp und klar den Prozeß machen konnte oder wollte, so erkannte man doch im Kaiserlichen Rate, daß die Zustände in Perú zu wünschen übrig ließen. Am liebsten hätte man die Verwaltung der zweifellos fest eroberten aber noch nicht innerlich beruhigten so wertvollen Kolonie einem andern übergeben, aber man wußte sehr wohl, daß sich der Eroberer nicht ohne weiteres beiseite stellen ließ. Was man bei Ferdinand Cortes im Vertrauen auf dessen Kaisertreue gewagt, wagte man nicht bei einem Manne, der sich kraft seines verbrieften Rechts ganz gewiß von niemandem absetzen ließ.
Man wählte den kaiserlichen Rat Cristoval Vaca de Castro, Mitglied des Audiencia von Valladolid, einen gerecht und rechtlich denkenden Juristen, der neben vielseitigen reichen Kenntnissen als ein Meister machiavellistischer Urbanität galt. Soldat war er nicht; ein solcher wäre auch Pizarro gegenüber nicht am Platze
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