Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
Vom Netzwerk:
Scheiße!»
    Charlotte Roche schmiss das Manuskript von «Scheidewege» in den Papierkorb, holte ein paar versaute Szenen aus der Zwischenablage ihres Rechners und begann mit dem neuen Buch.
     
Kurz erklärt: Sexualpraktiken
«Sexualpraktiken» ist sicher eines der schönsten Wörter deutscher Sprache, enthebt es doch den Schmuddelkram jedweder erotischen Anmutung. «Praktiken» klingt eher nach Baumarkt als nach Verführung, und das «Sexual-» macht’s auch nicht besser, erinnert es uns doch an die Mutter aller Prüderie, den Sexualkundeunterricht in der Schule. Wenn man heute von «Sexualpraktiken» spricht, meint man damit allerdings zumeist die «abweichenden» – das sind jene, die von «Unnormalen» gepflegt werden und die Gemeinsamkeit aufweisen, zur Fortpflanzung gänzlich ungeeignet zu sein. Wer also sichergehen will, seiner Liebsten oder seinem Liebsten einen gehörigen Schrecken einzujagen, der erkundige sich doch bei ihr oder ihm nach den bevorzugten «Sexualpraktiken» – und schon war’s das mit der Erotik.

66. KURT BECK
    Es gab auch schon mal Rudolf Scharping, also Klappe!
     
    Deutschland ist kalt geworden, also nicht draußen, sondern sozial. Das jedenfalls hat die SPD schon damals messerscharf analysiert und sich deshalb eine Abkehr von sich selbst und ein Programm der Wärme verordnet. So stellte sich Lieschen Müller nun mal die Antwort auf die Globalisierung vor: Papa Staat lässt Wärmflaschen regnen. Dafür ist er seinerzeit angetreten: Opa Bräsig, Spitzname Kurt Beck. An vorderster Front der Bewegung kämpfte mit ihm die längst überwunden geglaubte Untote und schon damals ehemalige stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer. Mit dabei war aber auch das Nachwuchsgespenst Andrea Nahles, das Opa Bräsig zu seiner Minenhündin aufgebaut hatte.
    Die Nach-Schröder-SPD sollte wieder «nah sein bei de Leut», wie Opa das in Bräsig-Deutsch formulierte, die Bezugsdauer der Arbeitslosenbetäubungsknete für Ältere verlängert werden: Das hat sich Opa Bräsig zu Hause auf seinem fröhlichen Weinberg in der Pfalz ausgedacht und damit bei den Delegierten den Vogel abgeschossen. Was Wunder, neunzig Prozent der SPD-Mitglieder befanden sich im Zielgruppenalter. Hätte er gefordet, die Sargpreise auf dem Stand von 1954 einzufrieren, wäre ihm noch mehr Zustimmung sicher gewesen.
    Doch auch draußen im Land der sozialen Kälte mochte man den netten Opa aus der Pfalz, und die Sympathiewerte schnellten einen halben Prozentpunkt höher, als bekannt wurde, welch revolutionäres Ansinnen den SPD-Vorsitzenden umtrieb.
    Er ist ausgezogen, die Superwinzigpipipseudoklitzeklein-Reform namens «Agenda 2010» zurückzunehmen. Booohhh! Heidewitzka, das war ja ein echter Paukenschlag. Wäre das erreicht, wollte Opa Bräsig zielsicher die Kanzlerkandidatur in Angriff nehmen und genau wie sein großes Vorbild, Helmut Kohl, die pfälzische Kissenfurzigkeit in die Hauptstadt tragen.
    Doch dann zerstob alles in Schall und Rauch. An einem eisigen Tag ereilte ihn der Ruf aus Berlin; am Apparat der Flop- und Popbeauftragte Sigismund Gabriel: «AUS! Wir brauchen dich hier nicht mehr, du stinkst!» Lediglich sein Ländle Rheinland-Herzegowina ließ man ihm noch als SPD-Lehen. Dort durfte er weiter Weinköniginnen abbusseln und die Bundesratstimme absichern.
    «Doch nicht mit mir», sagte sich Opa Bräsig, «euch werd ich’s zeigen, ihr undankbaren Genossen», schnappte sich seine Lyra und schaute auf das brennende Haushaltsdefizit. Den Nürburgring hatte er mit Abermillionen von Steuergeldern eckig formen lassen, damit er moderner wirkte. Nun könne dort nichts mehr stattfinden, schon gar keine Autorennen, sagten aber alle. Opa Bräsig hatte das nicht gewusst und sang ein pfälzisch Liedchen zum gezupften Instrument: «I bin doch nur aan armer Bub aus der Palz/Widde widde wit Parteitagsschaum/I bin bei de Leut un die bei mia/Esspeedee, die hoppsassa.»

    Zwei, die sich verstehen: Fritz, der Furzhase aus dem Freizeitpark Nürburgring, und Kurt (rechts).
     
    Ja, so war das damals im schönen Rheinland-Pfalz. Und wäre er nicht hopplahopp zurückgetreten, dann regierte er dort noch heut bei de Leut hinter den sieben Bergen bei den vier Millionen Zwergen, der Opa Bräsig. Gott vergelt’s!

65. DIE GEISSENS
    Ungeschminkt und durchgescripted
    Saint-Tropez, ein Vormittag im Garten der Geissen-Villa.
     
    Der RTL-II-Aufnahmeleiter schreit «Action!». Eine Gruppe von kleinen Mädchen in teuren Markenkleidern

Weitere Kostenlose Bücher