Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
erstürmt kreischend eine Hüpfburg. Bei den Geissens wird heute Kindergeburtstag gefeiert. Ein Clown knotet Luftballons zu Giraffen und Pferden. Niemand schaut zu. Der Ton-Assi ist genervt, weil ihm das hochfrequente Geschrei der Kinder den Pegel versaut.
Etwas abseits im Schatten steht Robert Geiss, Selfmade-Millionär und längst Stilikone aller geschmacklosen Neureichen, und telefoniert. Wie immer steckt die Sonnenbrille lässig in der blondierten Löwenmähne. Es geht um irgendeine Immobilie in Bahrain, die Geiss gerne heute Nachmittag noch kaufen würde – ihm ist aufgefallen, dass er noch gar kein Haus in einem Land mit «B» im Namen besitzt.
Carmen Geiss fühlt sich derweil im Stich gelassen. Sie meint, dass sich ihr Mann ruhig mal mehr bei der Party einbringen könnte. Daher ertönt nun ihr berühmtes «Rooooobert», in dieser sehr speziellen Reibeisenstimme, wie sie bei Frauen mittleren Alters aus dem Rheinland häufig vorkommt: eine Folge des jahrzehntelangen und völlig sinnlosen sowie viel zu lauten Sprechens in allen Lebenslagen. «Robert, isch meine, du könntest disch ruhisch mal mehr einbringen bei der Party hier!», ruft Carmen nun also viel zu laut. Robert nimmt kurz das Smartphone vom Ohr und blökt zurück: «Carmen, isch arbeite! Arbeit? Schon ma jehört? Ja, von nix kütt nix!» Dieser Satz muss laut Vertrag mindestens dreimal in jeder Folge von «Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie» vorkommen. Eine Kabelhilfe kratzt sich gelangweilt am Arsch, doch Carmen lässt sich nicht beirren. «Robert, isch find dat einfach nit okay, du. Die Davina Shakira hat dies Jahr nur einmal Jeburtstag, da kannste ja wohl mal dein blödes Teil da ausknipsen, ne!»
«Aus, stopp! Halt mal die Kamera an! Stopp!» Der RTL-II-Redakteur bricht die Aufnahme ab und eilt herbei. «Leute, sorry, aber das müssen wir leider noch mal machen … Carmen, Liebelein, du hast eben versehentlich gesagt, die Davina Shakira hätte heute Geburtstag. Laut Drehbuch ist das hier aber der Geburtstag von Shania Tyra.»
Robert fährt aus der Haut. «Mensch, Carmen, lies doch die Scheiße einfach mal, bevor wir loslegen! Wir ham doch nur die beiden Mädschen, da kann man sisch doch wohl mal kurz merken, wessen Jeburtstag hier jedreht wird, Herrjott noch mal!» Mutter Geiss versucht sich zu rechtfertigen. «Ja, Mann, dat kommt halt von dieser janzen blöden Scripted Reality! Isch bring dat immer mehr durscheinander mit der … eschten Reality und so. Hier, wie letztens, als wir die Beerdigung von Omma jedreht haben. Da war isch hinterher so traurisch, als wär die wirklisch kaputt … also tot, die Omma. Isch schwör’s euch.»
Der Redakteur schaut sie verständnislos an. «Äh, was für ’ne Beerdigung? Haben wir ’ne Beerdigung gedreht?» Carmen schießen die Tränen in die Augen. Erst jetzt begreift sie, dass Omma gar nicht in der Serie gestorben ist, sondern in echt. Weinend läuft sie in die Villa und knallt die Tür hinter sich zu.
Totale Ruhe am Set. Außer auf der Hüpfburg. Denn da schluchzt nun auch Davina Shakira, weil sie soeben erfahren hat, dass sie gar nicht Geburtstag hat. «Na toll», murmelt der Redakteur und erinnert sich einmal mehr wehmütig an sein Volontariat, damals noch bei Arte. «Lasst jut sein. Die Carmen, die beruhischt sisch jleich widder», versucht Robert zu beschwichtigen. «Dat is nur dies komische Klimakterium oder wie dat heißt. Diese Wallungen, die die Frauen kriejen, wenn da irjendwas innen drin verjammelt, keine Ahnung. Jeht aber immer vorbei.» Der Regisseur will zur Überbrückung die Kinder beim Topfschlagen filmen. Die haben aber keine Lust. Als Kompromiss einigt man sich darauf, den Clown mit einem Luftgewehr zu beschießen.
In einem Penthouse in Bahrain am Nachmittag desselben Tages.
Die Geissens werden gefilmt, wie sie ein Penthouse in Bahrain besichtigen. Man ist etwas in Eile, denn in zehn Minuten geht der Jet zurück nach Monaco. Noch haben sich die erschreckend authentischen Millionärs-Bratzen allerdings nicht für die neue Immobilie erwärmen können, obwohl ein alerter Makler wirklich alles gibt. «Haben Sie denn den sensationellen Rundblick von hier oben schon bemerkt, Herr Geiss?», fragt er den Familienvater. Bevor der antworten kann, schaltet sich Carmen ein: «Rooooobert, dat is aber landschaftlich eher mau hier, wat? Da wächst ja nit so viel.» – «Ja, is halt Wüste, mein Hase, ’n Wüstenstaat», erklärt ihr Robert geduldig. «Isch
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