Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
hatte ’n janz anderes Bild von Bahrain im Kopp, Robert, janz viel grüne Wiesen mit Schafe drop und so …»
Robert hört gar nicht zu und hat stattdessen eine kritische Nachfrage an den Makler. «Aber sagen Se ma, juter Mann: Dat is aber schon ’ne Diktatur hier, ne? Ham die nit neulisch erst so Oppositionelle abjeknallt? Aber jut, hier oben im siebenundzwanzichsten Stock, da hörste da ja nix von! Haha …» Carmen fällt etwas ein: «Neiiiiiin, Robert. Weißte wat! Dat jlaubste nit. Isch hab dat mit Baltrum verwechselt. Mit Baltrum! Kennste Baltrum?»
Der Yachthafen von Monte Carlo am Abend desselben Tages.
Um sich von der Enttäuschung im Orient abzulenken, gönnen sich die Geissens noch einen schnellen Drink in ihrer monegassischen Lieblingsbar. Eine kühle Brise weht durch den Hafen. Da kommt vor laufenden Kameras – der RTL-II-Redakteur kann sein Glück kaum fassen – tatsächlich eine deutsche Reisegruppe des Weges und erkennt ihre Idole. «Die Geissens! Gibt’s doch nicht! Die echten Geissens!» Die Landsleute kriegen sich gar nicht wieder ein. «Scheiß die Wand an, das sind die echten Geissens! Die sind immer so herrlich doof!» – «Siehste, Vati, man muss nix in der Birne haben, um schweinereich zu werden!» – «Los, Carmen, sag mal ‹Rooooobert!›.»
Die Geissens geben brav Autogramme, und selbstverständlich erzählt Robert zum x-ten Mal, wie er damals sein Modelabel für hundertsechzig Millionen verkloppt hat, und beteuert, dass er und die Carmen «auch nach all den Jahren noch ganz passablen Sex haben». Die teutonischen Touris hauen sich feixend auf die dicken Schenkel. Als es dann für einen kurzen Moment doch mal still ist, fragt einer: «Aber mal ehrlich jetzt, dieser ganze Protz und Reichtum in eurer Doku – passt das eigentlich noch so richtig in unsere Zeit? Ich meine, wo es doch auch bei uns in Deutschland immer mehr Armut gibt?» Die Gesichter von Robert und Carmen sehen aus wie lebende Fragezeichen. Eine Möwe schreit. Der RTL-II-Redakteur macht sich eine kurze Notiz einen wichtigen Schnitt betreffend.
64. URSULA VON DER LEYEN
Ein Tag in ihrem Leben oder: Wie schafft die das nur alles?
5.15 Uhr: Körpertemperatur unterbewusst langsam auf 37,2 Grad Tageswert hochfahren.
5.20 Uhr: Wert erreicht, mit Aufwachen beginnen. Im Halbschlaf alle SMS-Botschaften von Angela Merkel auf dem Blackberry löschen.
5.30 Uhr: Aufwachen.
5.31 Uhr: Aufwachen erfolgreich abgeschlossen.
5.32 Uhr: Duschen, anziehen, Frühstück, alle neuen SMS von Merkel löschen.
5.40 Uhr: Zeit mit der Familie verbringen.
Röschen war die Einzige auf Merkels Party, die das Angebot für die Kinder nutzte.
5.45 Uhr: Keiner gekommen, selber schuld, Dienstbeginn, Fahrt nach Berlin.
6.00 Uhr: Per SMS das Eintreffen im Ministerium nach Naviprognose für 8.02 Uhr und zehn Sekunden ankündigen. Den ersten Termin auf 8.02 Uhr und dreißig Sekunden legen lassen. Bleiben zwanzig Sekunden für das zweite Frühstück.
8.02 Uhr und fünfzehn Sekunden: Verdammt, fünf Sekunden zu spät. Zweites Frühstück – an einem Apfel riechen und zwei Knäckebrotscheiben von weitem angucken.
8.02 Uhr und dreissig Sekunden: Allgemeines Interview für die «Tagesthemen» aufzeichnen, das zu allem passt.
8.05 Uhr: Zehn neue SMS von Angela Merkel löschen.
8.06 Uhr: Zu Hause in Burgdorf den Gatten per GPS-Handy orten und einen Termin für ein gemeinsames Abendessen 2013 vorschlagen, New York, Berlin oder Burgdorf. Je nachdem, wer fährt.
8.32 Uhr: Der Fahrer der Kanzlerin steht am Eingang des Ministeriums und sagt, er habe eine ausgedruckte SMS von Merkel dabei. Fahrer löschen!
8.34 Uhr: Elterngeld, Bildungsgutscheine, Hartz-IV-Reform in einem Gesetz formulieren und ans Parlament zur Abstimmung weiterleiten.
8.48 Uhr: Frauenquote in den Führungsgremien der Männergesangvereine fordern.
8.52 Uhr: Mittagessen. Drei Pastinaken-Schnitze mit Wasserdressing, dazu gedünstete Sperlingsbrust auf Gerstenschaum. Die Hälfte stehenlassen.
9.00 Uhr: Familienministerin Kristina Schröder bittet um ein Gespräch unter vier Augen. Termin für 2014 vorschlagen.
9.15 Uhr: Pressekonferenz zur Reform der Bedarfsermittlungsreform, zu Hartz IV und der Verstetigung der Mittelbereitstellung für Geringverdiener und Aufstocker – im Ministeriumsdeutsch «Hundefutter-Meeting» genannt.
9.20 Uhr: Alle Fragen abgebügelt. Damit noch weniger Journalisten kommen, nächste PK für 7.15 Uhr in einer Woche anberaumt.
9.32 Uhr:
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