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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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hatten ihn alle, seit er zurückdenken konnte, immer nur «Ey, Scholz» genannt: «Ey, Scholz, hol mal Bier vom Kiosk!», hieß es während seines Studiums, «Ey, Scholz, du machst jetzt mal den Generalsekretär!», hatte Gerhard Schröder ihn am Telefon angeblafft. Und stets hatte Eyscholz das getan, was man von ihm verlangt hatte. Er hatte nie gelacht, denn er hatte nichts zu lachen gehabt, er war ja nur der Eyscholz gewesen.
    Doch über Nacht war alles anders geworden. Eyscholz war jetzt nicht mehr der alte Eyscholz von früher, den man überall rumscholzen konnte und der sich nie beschwerte. Er war jetzt Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, und was noch viel wichtiger war: Eyscholz war Mister Fifty Percent, und das war verdammt noch mal schweinesexy. Er spürte schon am Wahlabend, wie ihn die Frauen seiner Umgebung mit ganz anderen Augen ansahen, es war dieser Eyscholz-ich will-ein-Kind-von-dir-Blick oder, sorry, der Hallo-Olaf-ich-will-ein-Kind-von-dir-Blick. Aus der lächerlichen Figur der rot-grünen Jahre war plötzlich eine erotische Vergeltungswaffe geworden.
    Sein reduziertes Mienenspiel, die Tatsache, dass er selten lachte, ließ die Leute ihn ab jetzt nicht mehr den «Scholzomaten» nennen, sondern mit Clint Eastwood vergleichen. Big Scholz war nun der coole Cowboy aus Altona, der Vollstrecker, der – ohne mit der Wimper zu zucken – die CDU besiegt und gedemütigt hatte. Was sahen sie plötzlich alle klein und lächerlich aus gegen ihn: Siggi Gabriel, der Marktschreier aus Goslar, Wowereit, der ölige Karussellbremser aus Berlin, Andrea Nahles, hahahaha. In der Sozialdemokratie war eine neue Zeit angebrochen. Das Traumpaar hieß Manuela Schwesig und Big Olaf Scholz – die Schöne und der Vollstrecker.
    Es wurde Zeit, unten vor dem Haus in Hamburg-Altona wartete bereits der Dienstwagen. Es ging ins Willy-Brandt-Haus nach Berlin, um die Glückwünsche der Partei entgegenzunehmen, 10.30 Uhr war der Termin, mit Vorstand und Presse. Er wusste genau, dass Siggi, dieser durchtriebene Schweinepriester, die Presse schon für zehn Uhr bestellen würde, um den Hamburger Erfolg für sich zu reklamieren. Wenn er, Olaf, dazukäme, hätten die Pressefuzzis schon an der Häppchentheke angedockt, und er könnte froh sein, wenn sie ihn überhaupt noch fotografierten.
    Doch Big Olaf hatte vorgesorgt. Um Punkt 9.45 Uhr hielt sein Dienst-Mercedes vor dem Willy-Brandt-Haus, um 9.48 Uhr betrat Big Olaf das Foyer, um 9.50 Uhr baute sich Olaf, der einsame Sieger, vor der Interviewwand am Rednerpult auf. Um 9.55 Uhr betrat der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel das Haus: «Ey, Scholz, schon hier?», entfuhr es dem kreidebleichen Popbeauftragten. Was Gabriel nicht wusste, aber hätte wissen müssen: Der da vor ihm stand, war nicht mehr der alte Eyscholz von früher, sondern Big Olaf, Mister Fifty Percent, der Rächer der sozialdemokratischen Ehre. Dieses eine ihm in der Überraschung entglittene «Ey, Scholz» sollte Sigmar Gabriel später noch bitter bereuen.

61. MICHAEL SCHUMACHER
    Der weiche Teil des Autos
     
    Zum zweiten Mal hintereinander hatte Michael Schumacher vergessen, in einer Rechtskurve den Kaugummi von der linken auf die rechte Seite zu nehmen, dadurch erhöhte sich die Zentrifugalkraft des Mercedes-Boliden zwar nur um wenige Tausendstelmeter pro Sekunde im Quadrat, doch das hatte gereicht, um ihn vom zweiten auf den fünften Platz zurückzuwerfen. Die Ingenieure in der Boxengasse waren stinksauer. Wozu machten sie sich eigentlich die vielen Gedanken, wie man noch eine konstruktive Nische im Reglement finden könnte, wenn sich der Werksfahrer als komplette Niete herausstellte? Nicht mal die Beine wollte sich der eitle Fatzke amputieren lassen, um ein paar Kilo rauszuschinden. Dabei war er fast noch jung, in seinem Alter konnte er auch mit Prothesen noch alles im Leben erreichen.
    Stattdessen sollte das Gewicht jetzt wieder mal am Wagen eingespart werden. Löcher in den Fußboden zu bohren hatten die Kettenhunde vom Weltverband schon in der letzten Saison verboten. Danach hatte man Versuche mit einem dreirädrigen Wagen gemacht, bei dem das Rad hinten rechts nur als leichte Karbonattrappe mitlief. Die ganze Sache war beim Großen Preis von Spanien aufgeflogen, als sich das falsche Rad gelöst und einen Zuschauer am Kopf getroffen hatte. Der Mann hatte nicht nur überlebt, sondern sogar nur eine kaum sichtbare Beule davongetragen – eine Mordssauerei. Seitdem wachten die Rennkommissare

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