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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Kino-Monster aus dem Sumpf, denkt Frank. Ein Glück, dass es gießt wie aus Kübeln und die Bewohner von San Diego so wasserscheu sind, dass sie nicht auf die Straße gehen und dieser abgerissenen, blutenden Gestalt begegnen.
    Sie würden sofort die Polizei rufen.
    Und das wäre das Ende.
    Frank will nicht zurück zu seinem Unterschlupf. Zurückzukommen ist riskant, egal wohin, aber er hat keine Wahl. Irgendwo muss er Zuflucht finden, seine Wunden versorgen, ausruhen, die nächsten Schritte überlegen.
    Er schließt die Tür des Apartments in der Narragansett Street auf, ohne zu wissen, was ihn drinnen erwartet. Die Cops? Das FBI? Die Wrecking Crew?
    Aber es ist niemand da.
    Frank zieht die nassen, blutigen Sachen aus und geht unter die Dusche. Sich aufwärmen und die Wunden ausspülen. Der Strahl brennt wie tausend Nadelstiche. Vorsichtig tupfter sich trocken und besichtigt die Blutspuren auf dem Handtuch. Dann holt er das Wasserstoffperoxid aus dem Medizinschränkchen, setzt sich auf den Wannenrand und begutachtet die Schürfwunden an den Beinen. Er hält die Luft an, bevor er das Peroxid auf die Wunden schüttet, und er singt » Che gelida manina «, um sich vom Schmerz abzulenken. So richtig hilft das Singen nicht. Er prüft die Wunden, gießt noch etwas Peroxid nach, bis er sieht, dass die Chemikalie zu schäumen beginnt.
    Der gleichen Prozedur unterzieht er seine Arme und die Brust.
    Behutsam steht er auf, holt Verbandpflaster und Mull heraus und verarztet seine Wunden. Es dauert sehr lange. Überhaupt tut es weh, den rechten Arm zu bewegen, und er ist müde wie ein toter Hund. Ein Teil von ihm will einfach liegen bleiben und aufgeben. Liegen bleiben, bis sie kommen und ihm zwei Schuss in den Hinterkopf geben.
    Aber das darfst du nicht, schärft er sich ein, während er den Mull auflegt und mit dem Pflaster umwickelt.
    Du hast eine Tochter, die dich braucht.
    Du musst im Rennen bleiben.
    Er macht sich einen Pott starken Kaffee und setzt sich hin, um nachzudenken.
    Was zum Teufel wollte Mike dir sagen?
    Dass er fürs FBI gearbeitet hat.
    Dass ihn das FBI zwingen wollte, dich zur Strecke zu bringen.
    Aber warum?
    Warum wollen sie meinen Tod?
    Passt alles nicht zusammen.
    Vielleicht war es die übliche Spinnerei von Mike Pella. So wie er an den Kühlschrank gegangen ist, um die Kanone zu holen, im Wissen, dass er seinen letzten Auftritt plante, und dann einen alten Song anstimmte, den sie damals toll fanden.
    Damals im Sommer 72.

    Some folks are born to wave the flag,
    Ooh, they’re red, white and blue.
    And when the band plays »Hail to the chief«,
    Ooh, they point the cannon at you, Lord …

    Ooh, sie richten die Kanone auf dich, denkt Frank. Und weiter. Da kommt noch was.

    It ain’t me, it ain’t me, I ain’t no senator’s son, son.
    It ain’t me, it ain’t me, I ain’t no fortunate one, no …

    Nein, denkt Frank.
    Das Glück hattest du nicht.
    Du warst kein Senatorensohn.
    Und das war nicht der Sommer 72.
    Das war der Sommer 85.
    Sommer 1985.

71
    Dave Hansen macht sich Sorgen – aus mehreren Gründen. Erstens: Frank hat versprochen, dass er Mike Pella nichts antut, und dann erschießt er ihn. Frank Machianno mag alles Mögliche sein, aber er ist keiner, der sein Wort bricht. Schon mal ein Grund zur Sorge.
    Zweitens: Kaum zwölf Meilen von Pellas Leiche entfernt stürzt ein Auto in den Canyon und explodiert, ohne dass der Fahrer gefunden wird. Er ließ sich über die Autovermietung ermitteln, nur ist in Arizona kein Führerschein auf den Namen Jerry Sabellico registriert. Es hat einen Jerry Sabellico gegeben, aber der ist 1987 gestorben.
    Das spricht für eine professionelle Tarnung.
    Ein Profi schickt ein Auto über die Klippe, zwölf Meilen vom Schauplatz eines Mordes entfernt, bei dem Frank Machianno der Hauptverdächtige ist. Man muss kein Sherlock Holmes sein, nicht mal Larry Holmes oder John Holmes, um zwei und zwei zusammenzuzählen.
    Drittens: Der Sturz in den Canyon war kein Unfall. Kein Profi entfernt sich mit rasender Geschwindigkeit vom Tatort. Erst recht nicht Frank, der immer brav im Limit bleibt, um Benzin zu sparen, und bei nasser Fahrbahn noch langsamer fährt.
    Viertens: Frank ist nach Borrego gefahren, um sich das Fluchtgeld zu holen. Wer wusste von der Bank? Sherm Simon und ich durch ihn. Dann fährt Frank zu Mike Pella. Wer kannte Mike Pellas Aufenthalt?
    Ich.
    Na ja. Nicht ich ausschließlich.
    Wir.
    Daher hat Dave sehr gemischte Gefühle, als er den Summer drückt und Troy

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