Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
wollen, und dabei vergessen sie, dass sie auch von irgendwas leben müssen.
Sie denken immer, die Miete kriegen sie zusammen, und wenn sie merken, dass sie es nicht schaffen, holen sie sich einen oder fünf Mitbewohner rein, oft Leute, die sie in der Bar getroffen haben und die am nächsten Monatsersten die Miete vielleicht auftreiben – oder auch nicht.
Nicht dass Frank sie nicht beraten würde, das tut er wirklich. Wenn er ihre Bewerbungen kriegt, verlangt er die Miete für den ersten und den letzten Monat und eine Kaution. Er holt eine Kreditprüfung ein, eine Bankbescheinigung und Referenzen, und in den meisten Fällen erklärt er ihnen, dass sie es sich einfach nicht leisten können, in Strandnähe zu wohnen.
Aber die jungen Leute sind nicht nach Kalifornien gekommen, um nicht in Strandnähe zu wohnen, also suchen sie sich Mitbewohner und stürzen sich in Kosten, die sie nicht bezahlen können. Folglich hat Frank viele Kündigungen, und Kündigungen sind der Fluch des Vermietungsgeschäfts. Sie bedeuten Reinigungsaufwand, Reparaturen, Ausschreibungen, Bewerbergespräche, Kreditprüfungen und das Einholen von Referenzen und Verdienstbescheinigungen. Andererseits kassiert man die letzte Monatsmiete und die Kaution im Voraus, weil die Kids gern Verwüstungen anrichten, meist wenn sie ihre Partys feiern.
Heute Nachmittag hat Frank das volle Programm. Er muss ein paar jungen Damen, die entweder Serviererinnen oder Stripperinnen werden oder Serviererinnen, die bald umsatteln, weil sie als Stripperinnen mehr verdienen, eine Wohnung zeigen. Dann kommt ein Küchenausbau, den erbegutachten muss. Dann muss er eine Wohnung abnehmen und sich vergewissern, dass die Teppichreinigung die Kotzspuren der Mieter/Partygäste aus dem Teppichboden entfernt hat.
Er zeigt den zwei jungen Damen die Wohnung. Sie sind schon Stripperinnen und ein nettes Lesbenpärchen, daher muss er sich nicht um ihre Zahlungsfähigkeit sorgen oder befürchten, dass sie irgendwelche Ekeltypen aus den Stripperclubs bei sich einziehen lassen. Sie wollen die Wohnung nehmen, und er kassiert die Kaution auf der Stelle. Die Kreditprüfung ist eine Formalität, und beim Club wird er kurz anfragen, ob sie tatsächlich dort arbeiten.
Als Nächstes fährt er schnell zu dem Haus mit der umgebauten Küche, die mit der neuen Gefrierkombination und dem Ceranherd gar nicht mal schlecht aussieht. Danach macht er noch einen Rundgang, um sich zu vergewissern, ob die Gärtner das Grundstück in Schuss halten, wobei er feststellt, dass die Fetthenne einen Rückschnitt braucht. Dann geht er auf »Schnäppchenjagd« und sucht in der Umgebung nach Mietobjekten in guter Lage, die ein bisschen unansehnlich oder vernachlässigt sind. Vielleicht brauchen sie einen neuen Anstrich, oder der Rasen ist verwildert oder ein kaputtes Rollo ist nicht repariert worden. Er notiert sich die Adresse und wird den Eigentümer ermitteln, weil der Eigentümer möglicherweise einen Hausverwalter braucht oder seinen Hausverwalter wechseln will. Oder aber er hat die ganze Mühe satt, die das Eigentum so mit sich bringt, und will billig verkaufen.
Er findet drei oder vier Kandidaten.
Dann fährt er rüber zum Ajax-Wäscheservice, lässt sich in den alten hölzernen Rollenstuhl hinter dem Stahlblechschreibtisch fallen und sieht die Bestellungen der Woche durch. Das Marine House hat seine Bestellung von Geschirrtüchern um zwanzig Prozent reduziert, und er macht sicheine Notiz, um rauszufinden, ob Ozzie angefangen hat, seine eigenen Geschirrtücher neben denen der Firma anzubieten. Aber die Bestellungen der anderen Kunden sind gleich geblieben oder gestiegen, deshalb hat es wahrscheinlich keine besondere Bewandtnis mit dem Marine House, und er macht sich eine Notiz, um dort hinzufahren und der Sache auf den Grund zu gehen. Er wirft noch schnell einen Blick auf die Quittungen des Tages und fährt dann weiter zum Büro der Sciorelli Fishing Company in den Docks, wo er die Preise für Gelbflossenthunfisch studiert, mit denen der Konkurrenz vergleicht und entscheidet, dass sie für ihre guten Kunden den Preis um zwei Cent pro Pfund reduzieren können.
»Die zahlen doch den Preis«, widerspricht Sciorelli. »Die sind glücklich mit dem Preis.«
»Ich will, dass die Kunden glücklich bleiben «, sagt Frank, »und sich nicht nach einem besseren Deal umsehen. Bieten wir ihnen den besseren Deal, fangen sie nicht an, lange Hälse zu machen.« Außerdem empfiehlt er Sciorelli, so viel von den
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